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Der Facebook-Killer

Der Facebook-Killer

Titel: Der Facebook-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann , Thommy Mardo
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großartiges Dokument seines Wirkens! Wie die Flammen tanzten vor den Fenstern der Metze, wie sie den Willen des HERRN taten!
    Mit fliegenden Fingern öffnete er ein weiteres Fenster: eine WORD-Datei, in der er eines seiner zahllosen Chatprotokolle gespeichert hatte.
    MICHELLE TOURRENDE IST VERFÜGBAR …
    Sein Blick huschte über die x-fach gelesenen Zeilen; ein zitternder Mittelfinger bediente das Scrollrad seiner kabellosen Maus.
    MICHELLE TOURRENDE:
    Irgendwie textest du total sinnlich, Vince.
    VINCE VEGA:
    Du bist aber auch echt heiß, Michelle. Wann landest du nochmal in Orly?
    Die Feuerwehrleute hatten sich redlich Mühe gegeben. Aber am Ende hatte er gewonnen – und das Feuer des HERRN, gelegt von seiner Hand, hatte die Dreckfotze ihrer gerechten Strafe zugeführt. Die Feuerwehr hatte den Kürzeren gezogen.
    Fronzac war tatsächlich gekommen. Mit der deutschen Psychotante im Schlepptau. Er war schon kaputt – und sie würde er auch noch kriegen. Zuerst aber musste er mehr über sie erfahren, musste herausbekommen, ob sie der Läuterung bedurfte.
    Dann hatte sich dieser Idiot in die Flammen gestürzt. Ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken. Aber er hatte es nicht geschafft, dem HERRN in den flammenden Arm zu fallen. Zu langsam, zu spät, zu wenig. Nun klebte Michelle Tourrendes Blut auch ein wenig an Fronzacs Händen. Und an denen Geza Wolfs.
    Der Mann am Laptop schaltete den Windows-Mediaplayer auf PAUSE. Er starrte Maxime Fronzacs Rücken an, wie er sich mit wehendem Peacoat in das brennende Haus vorkämpfte. Damit hatte er tatsächlich nicht gerechnet.
    Aber er war davongekommen. Aus dem Haus hatten sie ihn geschleppt. Der Hüne mit dem Helm hatte Fronzac wahrscheinlich das Leben gerettet. Das war gut. Und der Psychofotze war auch nichts passiert.
    Umso besser. Schließlich lag es in seiner Hand zu bestimmen, wann deren Ende gekommen war. Der HERR würde ihm ein Zeichen senden, da war er zuversichtlich.
    Dann hatten sie seine Leiche gefunden. Seine siebente, aber strenggenommen erst die fünfte, denn es zählten nur die, die er unmittelbar als Kreuzritter im Dienste des HERRN tötete, die, auf die des HERRN Finger gedeutet hatte, die, die er in SEINEM Namen läuterte.
    Fronzac … Fronzac war eigentlich egal. Er konnte ihm nicht mehr gefährlich werden. Das hatte sich erledigt, seit er Kyl den Schädel weggeschossen hatte.
    Ein Klick, und Photoshop öffnete ihm hochauflösend und gestochen scharf die Großaufnahme der Spurensicherung vom Kopf des toten Polizisten, aufgenommen nur wenige Minuten, nachdem Kyl seinen letzten Schnaufer getan hatte. Hoch befriedigt betrachtete er es eine Weile lang. Dann lösten sich seine Gedanken von seinen glorreichen Anfängen und kehrten in die Gegenwart zurück … zu Madame la Docteur. Sie hatte sein Feuer gesehen. Sie hatte den Rauch geschmeckt. Ah, wie der Nachtwind die Rauchschwaden durcheinander gewirbelt hatte …
    Wenn er die Augen schloss und den Mund öffnete, bildete er sich ein, Michelles Asche auf der Zunge schmecken zu können, obwohl sie ja leider nicht verbrannt war. Und die Wölfin war auch da gewesen. Das würde sie so bald nicht vergessen. So, wie auch er nie vergessen konnte, nie vergessen würde.
    Er stieß seinen Stuhl zurück, schnellte empor und begann, nervös in seinem abgedunkelten Arbeitszimmer auf und ab zu gehen. Geza Wolf gehörte eigentlich auch nicht zu seinem Kreuzzug. Aber was nicht war, konnte ja noch werden. Sie war Psychologin … vielleicht konnte sie ihn ja sogar verstehen? Begreifen, was er tat und warum? Schließlich hatte auch sie für ihre Überzeugung getötet.
    Hatte Schmutz beseitigt.
    Auch er würde weiter Dreck wegräumen, menschlichen Abfall entsorgen. Aber nun rechnete er mit Gegendruck.
    Er tippte Geza Wolfs Namen bei Facebook ganz oben in dem weißen Feld mit der Eingabeaufforderung, der Lupe und dem Wort SUCHE ein.
    Ah, da war ihr Profil.
    Widerstrebend klappte er sein großes Vaio-Notebook zu, schnappte sich sein kleines weißes Netbook samt Tasche und dem O2-Surfstick. Er hatte noch eine Verabredung, zuerst virtuell, dann real.
    Leise pfeifend ging der Mann zu seinem Wagen. Das Lied stammte aus dem „Gotteslob“, dem katholischen Kirchengesangbuch.
    Es hieß „Vater, ich habe gesündigt vor dir.“

    16.2.2011
    Eine Villa im 16. Arrondissement
    Paris
    Die Wölfin prostete Danielle Kahn zu. Ihre Freundin und Kollegin hatte sie mit einem köstlichen Drei-Gänge-Menü erwartet, als sie aus der Präfektur nach Hause

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