Der Facebook-Killer
ihren unerfreulichen Gedankengang nachvollziehen konnte. „Sie sind immer noch überzeugt, dass der Facebook-Killer einer von uns ist.“
„Ganz genau“, stimmt Geza zu. „Ich bin sogar relativ sicher, dass wir ihn innerhalb des DSCS selbst finden – und deshalb werden wir uns mit jedem einzelnen Kollegen befassen, der an dem Fall arbeitete oder arbeitet, speziell mit denen, die schon seit den Tagen des Falls Weill, also vor der Ermordung Kyls, dabei sind.“
Fronzac verzog das Gesicht. Es war eine verdammte Zwickmühle: Die genauen Kenntnisse des Täters, was Polizeiarbeit betraf, legten diesen Schluss ebenso nahe, wie die Tatsache, dass er absolut keine Fehler machte. Trotzdem – man konnte doch nicht so einfach die eigenen Kollegen durchleuchten …
„Sie sind derzeit der Einzige, dem ich traue, Mafro.“ Sie sagte das ganz ruhig und mit offenem Blick, doch er war sich der Tragweite dieser Aussage bewusst.
„Danke“, sagte er einfach. Dann setzte er hinzu: „Bitte – beeilen wir uns. Ich darf gar nicht daran denken, das er Zoë in seiner Gewalt hat.“
„Ich würde mich nur zu gern beeilen, aber wir wissen einfach noch zu wenig.“ Das Fingertrommeln setzte wieder ein. „Ich habe im Übrigen auch nach wie vor die Möglichkeit nicht komplett ausgeschlossen, dass wir es mit mehr als einem Täter zu tun haben. Vielleicht arbeitet hier ein geisteskrankes Duo zusammen. Vielleicht plant der eine die Taten – und der andere ist das öffentliche Aushängeschild, das Sprachrohr.“ Sie hielt einen Augenblick inne und lauschte ihrer eigenen Theorie nach. „Hmmm …. dann müssten aber schon beide sehr bibelfest sein …“
Die Wölfin schüttelte den Kopf. „Diese Spekulationen führen zu gar nichts. Das Einzige, was hilft, gerade bei ganz offensichtlich Geisteskranken wie unserem Täter oder den Tätern, ist zu versuchen, eine Tür in ihr Denkgebäude zu finden. Zu denken wie sie. Dann gilt es, das erste Opfer zu finden – und sich mit den klaren Anhaltspunkten zu befassen, die man hat.”
„Anhaltspunkte?“, fragte Fronzac.
„Ja. Mir geht etwas nicht mehr aus dem Kopf, das unser Killer gestern am Telefon zu mir gesagt hat.
‚Das Feuer brennt. Die Kugel durchbohrt. Das Wasser nimmt den letzten Rest von Luft.‘
Erinnern Sie sich?“
„Ja, klar“, sagte Fronzac, sofort angesteckt von dem Funkeln in ihren Augen, von dem Jagdfieber, das sie gepackt hatte. Er ließ sich wieder auf den Besucherstuhl fallen. „Was ist damit?“
„Na ja …
Das Feuer brennt
– das bezieht sich fraglos auf Michelle Tourrende.“
„Korrekt“, nickte Mafro.
„
Die Kugel durchbohrt
– das lässt mich sofort an Commissaire Brousse denken.“
„Auch möglich, ja.“
„Aber
Das Wasser nimmt den letzten Rest von Luft?
Was ist damit? Wir haben noch kein Opfer, das ertrunken ist. Haben wir damit vielleicht einen Hinweis auf das erste Opfer, das wir noch gar nicht kennen – das wichtigste Opfer in der Karriere jedes Serientäters? Oder hat er uns damit einen Hinweis gegeben, was er mit der nächsten Frau vorhat?“
„Verdammt“, sagte Mafro, „da könnten Sie tatsächlich auf etwas gestoßen sein. Ich gehe mal rüber in mein Zimmer, arbeitet an der Bilddatei und lasse mir das durch den Kopf gehen.“ Er erhob sich und wandte sich zum Gehen.
Sie nickte ihm zu. „Viel Erfolg – und Mafro …“
„Ja?“
„Holen Sie sich endlich einen Kaffee.“
Er grinste. „Zu Befehl.“ Dann schob er sich durch die Tür nach draußen.
„Wie gesagt“, rief Geza ihm nach, während sie den Laptop wieder zu sich herumdrehte und sich darüber beugte, „Sie sind der Einzige, dem ich im Augenblick traue. Machen Sie sich was draus.“
„Er ist der Einzige? Nicht einmal mir vertrauen Sie?“
Gezas Kopf ruckte hoch. Knapp hinter der Tür, diese gerade sanft ins Schloss drückend, stand ein extrem übernächtigter René Bavarois. Die Wölfin war nicht sicher, ob in seiner Stimme leise Belustigung oder tatsächliche Verletzung angeklungen war.
„Im Moment nehme ich tatsächlich gar nichts als gesichert hin“, sagte sie reserviert, aber gleichzeitig so verbindlich wie möglich. Sie deutete auf ihren Besuchersessel, und Bavarois, der eine offene Klarsichthülle mit Papieren bei sich trug, nahm Platz.
„Ich finde, wir müssen einfach in alle Richtungen ermitteln, solange wir nichts wirklich Greifbares haben … müssen jeder Idee, jedem Hinweis, ja sogar jeder Ahnung nachgehen“, fuhr sie fort.
„Sie haben Mafro
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