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Der Facebook-Killer

Der Facebook-Killer

Titel: Der Facebook-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann , Thommy Mardo
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Kylian war sein Freund. Das sagt eigentlich alles.“
    Zustimmendes Nicken allenthalben. Geza ertappte sich dabei, unwillkürlich mit zu nicken.
    „Also: Fangen wir ganz von vorne an. Nadine geht davon aus, dass Kylian Brousse sterben musste, weil er nicht nur Nadine Weills Mörder gefunden hatte, sondern im Zusammenhang mit ihm auch auf etwas gestoßen war, was die Sache für die DSCS interessant macht. Finden wir heraus, was Kylian Mafro sagen wollte – es gibt viel zu tun.“ Bavarois’ Blick schwenkte zu Geza. „Ihr kennt ja alle Madame Wolf vom Empfang gestern oder habt zumindest meine Mail bekommen – sie wird uns bei unseren Bemühungen unterstützen. Ich hoffe, das Zuspätkommen bürgert sich nicht ein … ich setze da aber auf die deutschen Tugenden.“
    Jede andere wäre errötet; Geza schluckte den Seitenhieb und schaute gleichmütig drein.
    „Besser spät als nie, was, Frau Doktor?“, stieß Khalil Larbi ins selbe Horn wie sein Chef.
    „Das reicht, Khalil“, fuhr der sofort dazwischen. Er trat zu Geza und drückte ihr einen USB-Stick in die Hand.
    „Hier. Da drauf finden Sie alles, was es zu beiden Fällen zu wissen gibt. Machen Sie sich mit den Fakten vertraut. Lesen Sie sich ein. Ich bin sicher, für beide Morde ist dieselbe Person verantwortlich – und die will ich kriegen. Aber vor allem: Holen Sie mir Mafro zurück. Er ist wie ein Sohn für mich, und er steht mit einem Bein im Abgrund.“ Er sah Geza tief in die Augen. „In dem Punkt setze ich auf Sie, Frau Doktor.“
    Dann wandte er sich wieder an die versammelte Mannschaft und klatschte in die Hände.
    „Wir haben einen Mörder zu fangen, Leute. An die Arbeit.“

2
Frühling, Arschloch,
Arschloch, Arschloch
    23.12.2010
    Café de l’Homme
    Palais de Chaillot, Paris
    Eine der zahlreichen Facebook-Gruppen, denen Maxime Fronzac, kurz Mafro genannt, angehörte, hieß: „Die neuen vier Jahreszeiten – Frühling, Arschloch, Herbst und Winter“. Eigentlich, sinnierte er trübsinnig, während er aus dem Fenster des
Café de l’Homme
, seines Lieblingscafés, hinaus in den dichten Schneefall stierte, wäre „Frühling, Arschloch, Arschloch und Arschloch“ die passendere Bezeichnung gewesen. Nach einem total verregneten Sommer hatte der kurze Herbst mit im wahrsten Sinne des Wortes sintflutartigen Regengüssen all jene Lügen gestraft, die im August behauptet hatten, schlimmer könne es ja nun nicht mehr kommen. Es hatte zweieinhalb Monate mehr oder weniger ununterbrochen geschüttet, als habe jemand die Schleusen des Himmels geöffnet, mit den üblichen Folgen: Land unter in den Arrondissements unmittelbar an der Seine und Räumung aller ufernahen Parkplätze, ehe der Fluss sich an dort abgestellten PKWs vergreifen konnte.
    Dann, Ende November, war das Wetter plötzlich umgeschlagen, und seit dem ersten Advent hatten strenger Frost und teilweise meterhoher Schnee die Stadt der Liebe fest im Griff. Reihenweise rutschten die Wald- und Wiesenführerscheinbesitzer aus dem ländlichen Umland und sonstige Sonntagsfahrer in irgendwelche sie mit offenen Armen willkommen heißenden Straßengräben, Blech knitterte unedel, und die Reparaturwerkstätten freuten sich. Das Umsteigen auf den öffentlichen Personennahverkehr und die Metro war eine unsichere Alternative geworden, denn es kam immer häufiger zu witterungsbedingten Störungen und Ausfällen.
    „Weiße Weihnachten … scheiß drauf“, murmelte Fronzac in seinen Wodka-Red Bull drüben in der winterkahlen Parkanlage des Eiffelturms eine einsamen Mann, der die vermeintlich sichere Alternative des Straßenverkehrs, das Zufußgehen, gewählt hatte. Gegen den eisigen Wind weit vornübergebeugt, glitt er auf dem eisbahnartigen Weg aus, die Beine weit voraus, die Mantelschöße flatternd und die Aktenmappe weit von sich wegschleudernd, was einer Szene aus einem Schwarzweiß-Slapstick-Film mit Charlie Chaplin ziemlich ähnelte. Seine Art zu stürzen rang Fronzac ein dieser Tage seltenes Grinsen ab, bis er sich bewusst machte, wie weh so ein Sturz tat und er schuldbewusst wieder in sein Glas starrte.
    Maxime Fronzac hatte einst als eine Art Klassenkasper des Polizeireviers gegolten, auf dem er arbeitete, aber er wurde diesem Ruf seit geraumer Weile wirklich nicht gerecht. Er saß nun schon seit kurz vor sechzehn Uhr an dem Tisch am Fenster und starrte ins Dunkel hinaus, dorthin, wo in wärmeren Zeiten die Menschen, Pariser wie Touristen, in blendender Frühlings- oder Sommerlaune durch den Park

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