Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Facebook-Killer

Der Facebook-Killer

Titel: Der Facebook-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann , Thommy Mardo
Vom Netzwerk:
Gefilde herniedergestiegenen Honig-Lichtgestalt schlau zu werden und sagte dann so cool und professionell wie möglich:
    „Ich höre.“
    „Nein“, sagte sie mit einem leisen Lächeln. „Sie zuerst. Wir haben noch siebzehn Minuten, bis die Lasagne pingt. Nutzen Sie sie weise. Erzählen Sie mir von sich, Mafro. Ich darf Sie doch Mafro nennen?“
    Mafro ertappte sich bei einem fast eifrigen Nicken. ‚Reiß dich zusammen, Alter‘, sagte er sich. Lagezusammenfassung: Da saß also eine wunderschöne Frau in seiner ziemlich versifften Bude, von der er rein gar nichts wusste. Sie wirkte wie ein Fremdkörper hier drinnen, wie ein schönes, elegantes Wesen von einem anderen Stern, behauptete aber, seine Personalakte zu kennen. Ganz egal, ob das zutraf oder nicht, sie wusste jedenfalls verdammt viel über ihn. Da gab es nur eins: locker bleiben und mitspielen, bis die Situation sich klärte. Er räusperte sich und fragte:
    „Was wollen Sie wissen?“
    „Erzählen Sie mir von Kyl.“
    Mafro wurde bleich. Mit zitternder Hand stellte er sein Weinglas auf den Couchtisch.
    „Was wissen Sie von Kyl?“
    „Leider nicht viel. Aber ich wüsste gern mehr, Monsieur Fronzac.“ Kein Mafro mehr … „Ich bin recht sicher, dass er beziehungsweise die tragischen Ereignisse von damals schuld sind an dem wirklich bejammernswerten Zustand, in dem Sie sich befinden.“
    Mafro saß mit offenem Mund da; die Frau ihm gegenüber fuhr ungerührt fort:
    „Einiges habe ich natürlich vor meiner Reise hierher im Lesesaal unserer Universität den Zeitungen von damals entnommen. Ich reise ungern schlecht vorbereitet. Aber ich möchte es gern aus Ihrem Mund hören.“
    Mafro zögerte. Andererseits – was sollte schon passieren? „Aber dann sind Sie dran, mir zu erklären, wer Sie sind und was Sie von mir wollen“, sagte er.
    „Danach essen wir erst mal. Aber dann bin ich dran, ja“, nickte sie ernst.
    „Abgemacht?“
    „Abgemacht“, sagte sie. „Quid pro quo.“
    Mafro hatte nie Lateinunterricht genossen. Aber er hatte
Das Schweigen der Lämmer
gesehen. „Quid pro quo …“ Hannibal Lecter hatte das auch immer gesagt. Also nahm er einen weiteren großen Schluck Wein, holte tief Luft, kippte den Chefsessel nach hinten und begann zu erzählen.

    „Ich weiß es noch alles ganz genau, so als wäre es erst gestern gewesen.
    Es war eine warme Sommernacht, im August letzten Jahres. Ich saß da am Schreibtisch“, Mafro deutet mit dem Daumen hinter sich zu einer riesigen Glasplatte, die auf zwei Stahlböcken ruhte und so einen übergroßen Arbeitsplatz bildete. Er war überladen mit einer unübersichtlichen Anordnung scheinbar willkürlich verkabelten Computer-Equipments; gekrönt wurde das Ganze von einem riesigen Flachbildschirm, den zwei kleinere Monitore flankierten.
    „Ich saß nur so da, wusste nichts mit mir anzufangen, klickte mich durch obskure Internetseiten. Immerhin ist Internet-Recherche meine Spezialität.“ Nach einer kurzen Pause setzte er verbittert hinzu: „So konnte Bavarois mich auch leichter in dieses gottverdammte Home Office abschieben.“ Pause. Dann: „Nebenher lief mein Facebook-Chat. Nicht nur privat – diese sozialen Netzwerke werden für unsere tägliche Arbeit immer wichtiger.“
    „Mit wem haben Sie gechattet?“
    Die unerwartete Frage brachte Mafro aus dem Gleichgewicht. Überrascht sah er auf; sein Gegenüber war hochkonzentriert und beobachtete ihn wie die sprichwörtliche Schlange das Kaninchen. „Mit Zoë, meiner Freundin. Meiner …. damaligen Freundin.“
    Die Fremde nickte, als habe sie diese Antwort erwartet. „Fahren Sie bitte fort.“
    „Im Lauf des Abends habe ich mindestens eine Flasche Wein getrunken. Irgendwann starrte ich mit leeren Augen auf den Monitor meines Computers. Die Balkonfenster da“, er deutete wieder, „waren weit geöffnet, und ein angenehmer kühler Luftstrom kam ins Zimmer. Sie müssen wissen, das Zimmer hier liegt nach Süden, es heizt sich im Sommer tagsüber durch das flache Dach fast unerträglich auf. Ich hatte meinen großen Standventilator laufen, aber der war auch keine große Hilfe. Ab und an öffnete sich noch ein zweites Chatfenster, wenn eine meiner Internetbekanntschaften versuchte, Kontakt mit mir aufzunehmen.“ In der Rückschau grinste er in sich hinein, was sein unrasiertes Gesicht auf sympathische Weise schurkisch wirken ließ. „Zoë hätte mir die Eier abgerissen, wenn sie gewusst hätte, dass ich nebenher noch mit anderen Frauen chattete.“
    Er

Weitere Kostenlose Bücher