Der Facebook Schwindel und 6 weitere Bücher in einem Band! Die "Was wäre wenn..." Superbox (German Edition)
Versammlungsgesetze. Gesetze, welche es unmöglich machten, sich zu organisieren und den politischen Gedanken der Arbeiterschaft, jenen Gedanken, den wir als „links“ bezeichnen, so zu bündeln, dass er eine Gefahr für das etablierte System werden könnte.
Doch der gewünschte Effekt blieb aus, denn die Folge war, dass sich in jener Zeit mehr und mehr Sportvereine bildeten, die weiterhin erlaubt waren. Vereine zur Leibesertüchtigung, Turnvereine und die ersten Fußballvereine. Man erkannte, dass diese Vereine weiterhin erlaubt waren und man zog sich in Massen in diese zurück, um sich ganz offen und erlaubt treffen zu können und Gedanken auszutauschen. Noch heute tragen viele Vereine das Entstehungsjahr im Namen, wie Sie zum Beispiel am TSV 1860 München oder Schalke04 (für 1904) sehen. Diese Vereine entstanden ursprünglich nicht als Fußballvereine, wie wir sie heute kennen, sondern als legale Ausweichmöglichkeit zum erlassenen Versammlungsverbot.
Angestachelt und forciert wurde jenes Schlupfloch durch ein Medium, welches die Arbeiterklasse per Flugblatt erreichte und trotz geringster Auflage von Hand zu Hand gereicht wurde, sodass es eine breite Leserschaft fand. Ein Flugblatt, welches sich mehr und mehr etablierte und erreichte, dass der Gedanke der Arbeiterbewegung immer weiter erstarkte und sich bündeln und organisieren konnte. Ein Flugblatt, aus dem ein offizielles Medium wurde. Dieses Medium hieß „Vorwärts“ – Eine Zeitung der sich bildenden Sozialdemokratie und auch heute noch das Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.
Eine Zeitung die zunächst regelmäßig erschien, dann jedoch durch die ihr zuteil gewordene breite Leserschaft und Meinungsführerschaft in der Arbeiterbewegung schließlich verboten wurde und in den Untergrund marschierte, wo sie weiter unter dem Namen „Der Sozialdemokrat“ regelmäßig erschien und rege Verbreitung fand. Erst als dieses Verbot aufgehoben wurde, erschien sie wieder ganz offiziell im Jahre 1891 und setzte den Siegeszug fort. Ein Verbot, dass sich unter Anderem deshalb nicht hielt, weil dieses zwischenzeitlich im Untergrund verbreitete Meinungsorgan derart weit verbreitet und mächtig war, dass das Verbot zu zunehmenden Unmut in der Bevölkerung führte und der konservativen Regierung nichts anderes übrig blieb, als diesem Ruf der Arbeiterschaft zu folgen. Zu mächtig war diese Bewegung, zu stark strukturiert und inzwischen organisiert. Erreicht durch ein gedrucktes Medium, dass den Nerv der Einzelnen traf.
Diese Zeitung, der „Vorwärts“, wurde mehr und mehr zum Sprachrohr einer politischen Richtung, ergriff offen Partei und –auch wenn er sich heute damit rühmt, die Geschichte zum Positiven beeinflusst zu haben- manipulierte eine gesamte Gesellschaftsschicht. Es mag sich geschichtlich herausgestellt haben, dass die Organisation einer gesamten Schicht und Strömung in der Gesellschaft zur politischen Willensbildung und Beeinflussung der bis dahin herrschenden Strukturen aus heutiger Sicht positiv war, dennoch war es unterm Strich gesehen nichts Anderes, als die Nutzung eines Massenmediums zur Beeinflussung und Lenkung der öffentlichen Meinung. Nichts anderes machte Göbbels in seinem Propagandaministerium und mit der Einführung des für jeden erschwinglichen Volksempfängers später.
Während des Dritten Reiches wurde der „Vorwärts“ erneut verboten, der inzwischen ganz unverblümt zum sozialdemokratischen Parteiblatt erwachsen war. Doch bis zu diesem Verbot bewies er mehr als einmal, wie mächtig es sein kann, die öffentliche Meinung lenken und beeinflussen zu können. Nicht zuletzt ein Grund für sein Verbot und für die Einführung rechter Medien in der Zeit des Nationalsozialismus. Wer die Medien kontrolliert, kontrolliert und steuert die öffentliche Meinung.
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Aus diesen Erfahrungen lernte die junge Bundesrepublik und schrieb sich selbst ins Grundgesetz, dass der Presse eine besondere Rolle in der neu geschaffenen freiheitlich- demokratischen Grundordnung beizumessen ist. Eine Rolle, die auch als „Vierte Gewalt“ bezeichnet wird und dafür sorgen soll, dass die amtierenden Regierungen kontrolliert und über politische Entscheidungen breit diskutiert werden. Medienkonzentrationen, die eine Meinungsvielfalt verhindern würden, sollten nie wieder entstehen und eine ebenso neu geschaffene Kartellbehörde sollte unter Anderem darauf ihr Augenmerk richten.
Eine Konzentration
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