Der Falke des Lichts
Vierzehnund Fünfzehnjährigen und stolzierte umher und gab öfter und lautstärker an als alle anderen. Er suchte Streit mit mir, noch öfter als gewöhnlich, und er war so angespannt, daß sein Temperament schon bei der geringsten Kleinigkeit mit ihm durchging.
Mitte März segelte die Armee nach Gododdin. Man wollte unter Segel oder Rudern um die Südküste des Piktenlandes herumfahren und dann dem Landeinschnitt folgen, der Manau Gododdin halbiert. Die Schiffe sollten in der Nähe der königlichen Festung von Gododdin, Din Eidyn, auf den Strand gezogen werden, und man wollte dort ein festes Lager errichten. Mein Vater hatte Briefe an verschiedene Könige ausgesandt, auch an die, welche mit Docmail von Gwynedd, dem Rivalen unseres Verbündeten im Kampf um die Hohe Königschaft, paktiert hatten. Daraufhin schwankte jetzt ein Mitglied dieses Paktes, Vortipor von Dyfed, in seinem Bündnis. Es sah so aus, als ob er Docmail jeden Augenblick im Stich lassen könne. Aber es war unsicher, ob Vortipor sich dann meinem Vater anschließen oder selbst Anspruch auf die Stellung des Pendragon erheben würde. Vortipor war gerissener als ein Fuchs, und man konnte ihm nicht mehr trauen als einer Viper. Ihn als Verbündeten zu haben, war fast noch schwerer zu ertragen als seine Feindschaft. Fast, denn Dyfed ist ein starkes, reiches Land, und die Männer dort haben ihre Art zu kämpfen von den Römern gelernt. Vortipor selbst hat den Titel »Protektor« für sich behalten, um Britannien an die Tage zu erinnern, als seine Provinz noch die ganze Insel vor den irischen Räubern geschützt hatte. Vortipor selbst war von irischer Abstammung, aber seine Lebensweise war ebenso römisch wie seine Art zu kämpfen, und er hatte Unterstützung, zuviel Unterstützung, um übersehen zu werden. Mein Vater und meine Mutter hatten stundenlang beraten, welchen Kurs er wohl einschlagen würde.
Vom Haus der Knaben her konnte ich bis spät in die Nacht das Licht aus meines Vaters Zimmer erkennen. Es war seltsam, dieses Zimmer schließlich dunkel zu sehen, als die Armee abreiste und in Dun Fionn nur eine Wache zurückgelassen wurde. Aller Glanz, alles Licht schien verschwunden zu sein, zusammen mit der Armee, und nur ein paar gelbe Flecken im Rasen blieben zurück, und die schwarzen Stellen, wo die Lagerfeuer gebrannt hatten.
Dennoch, von mir aus gesehen, kam jetzt eine sehr angenehme Zeit. Ohne Agravain oder meinen Vater hatte ich mehr Freiheit als je zuvor in meinem Leben. Im Haus der Knaben war die Ausbildung an den Waffen weniger streng, und der Ehrgeiz der Jungen war weniger stark. Es gab keine Älteren mehr, die uns herumstießen, und keine Feste mehr bis spät in die Nacht für die Männer, die mit uns übten, bis uns alles weh tat oder bis wir uns wegen des nächsten Tages stritten. Die meisten Knaben nutzten die freie Zeit, um Hurley zu spielen. Gelegentlich machte ich mit, aber ich war ein schlechter Spieler und verbrachte mehr Zeit am Llyn Gwalch oder auf Ritten über die Insel.
Die Orkneys waren sehr schöne Inseln und von sanftem Klima, trotz ihres britischen Namens »Ynysoedd Erch«: die schrecklichen Inseln. Das Klima ist mild, und es wechselt nur wenig während des Jahres. Im Winter ist es in Dun Fionn wärmer als in Camlann tief im Süden. Das Land zieht sich in niedrigen, steinigen Hügeln dahin, die mit kurzem Gras und Heidekraut bedeckt sind. Eine gute Weide für Schafe und Vieh, und ein gutes Leben für die Bauern. Die weite graue See, voller Fische, schlägt seit Ewigkeiten an die Küsten, die steil und felsig sind - besonders im Westen meiner Heimatinseln -, und Seevögel aller Arten nisten in den Klippen. Das Donnern der See ist allgegenwärtig in Dun Fionn, so sehr, daß es ein Geräusch wird wie das Schlagen des eigenen Herzens. Niemand nimmt mehr Notiz davon. Die Sturmvögel schreien an den Felswänden, und die Möwen stoßen ihre hellen, traurigen Laute über den graugrünen Wellen aus, und sie rufen einander zu, über die schimmernden weißen Schwingen. Der Klang ihrer Stimmen scheint mir manchmal fast so schön wie die Lieder der Lerchen im Binnenland, die an sonnigen Tagen Musik vom Himmel tropfen lassen wie Honig aus einer Wabe. Man sagt, daß das Land, in dem man lebt, wenn man jung ist, Teil von einem selber wird. Ich glaube das, denn noch heute bringen mich die See und der trauernde Schrei der Möwen zurück nach Llyn Gwalch im Nebel, wo die Tauperlen vom Heidekraut tropfen.
Der Frühling war auf den Inseln diesmal
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