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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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geheimnisvolles Lächeln. »Nun, wir werden ein wenig miteinander reden müssen, nicht wahr? Ich sehe, du entsprichst dem Wunsch deines Vaters, und du übst mit deinen Waffen.« Sie musterte das Bündel Wurfspeere neben mir - ich hatte sie gerade aus der Zielscheibe oder aus dem Boden um die Zielscheibe herausgezogen, und nichts verriet, wie gut ich zielen konnte. »Willst du mir zeigen, wie du wirfst?«
    Ich nahm den Speer auf, den ich hatte fallen lassen, schaute sie an und wandte mich dann der Zielscheibe zu. Ich war entschlossen zu treffen. Vielleicht traf der Speer wegen dieser Entschlossenheit  so  gut, leicht links vom Zentrum. Er durchschlug das Stroh völlig. Morgas hob in überraschter Freude die Augenbrauen. Ich nahm einen weiteren Speer auf und warf ihn auf das Ziel, diesmal ein wenig schlechter. Dann warf ich die anderen fünf in schneller Folge. Nur einer fehlte, und einer traf die Mitte. Ich wandte mich meiner Mutter wieder zu und strahlte.
    Sie lächelte mich an. »So, es scheint, daß du doch nicht so ein schlechter Krieger bist, wie Lot glaubt. Wenn auch nicht ganz so glänzend wie Agravain. Gut gemacht, mein Falke.«
    Ich hatte den Wunsch zu singen. Ich schaute zu Boden und murmelte: »Du bringst mir Glück. Wenn du da bist, dann muß ich einfach alles gut machen, Mutter.«
    Sie lachte. »Ach! Du kannst also auch mit Worten umgehen, ja? Ich glaube, wir sollten etwas Zeit zusammen verbringen, Gawain.«
    Ich schluckte und nickte. Meine Mutter war die weiseste und schönste Frau aller Inseln von Britannien und Erin. Die Erlaubnis zu haben, seine Zeit in ihrer Nähe zu verbringen, das war ein Geschenk der Götter.
    »Hör also zu«, sagte sie. »Ich habe mit Orlamh gesprochen. Er sagt, du bist ein sehr guter Harfespieler, so gut wie viele richtige Barden. Aber du bist mehr an den Geschichten und den süßen Klängen interessiert als an dem Wissen, das damit zusammenhängt. Würdest du gern lernen, wie man liest?«
    Mein Mund klappte auf. Lesen, das war die seltenste aller Fähigkeiten auf den Orkneys. Die Druiden hatten ihre Ogham-Schrift, aber sie lehrten sie niemandem, außer ihren Novizen. Und sie verboten ihre Benutzung außer zum Zweck der Aufzeichnung von Gedächtnisstützen, und sie sagten: Was ein Mann auswendig lernt, das hat er für immer, was er aber niederschreibt, das kann er leicht verlieren. Lesen lernen, das bedeutete Latein lernen, und diese Sprache wurde noch immer in Teilen des südlichen Britanniens gesprochen. Als geschriebene Sprache wurde Latein von Erin bis Konstantinopel benutzt. Ich glaube, auf den ganzen Orkneys konnte nur meine Mutter lesen. Diese Fähigkeit ist häufig genug in Britannien, und jetzt auch in Erin - in den Klöstern dort. Aber auf den Orkneys wurde sie als eine Art Magie betrachtet. Und jetzt bot mir meine Mutter an, diese Macht mit ihr zu teilen!
    »Nun?« fragte Morgas.
    »Ich. ja, ja, sehr gern!« würgte ich heraus.
    Morgas schenkte mir ein zufriedenes Lächeln, ein Lächeln fast, so dachte ich einen Augenblick, des Triumphes. Sie nickte. »Wenn du deine Waffenübung beendet hast, gebe ich dir deine erste Lektion. Komm zu meinem Zimmer.«
    »Ich komme jetzt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Komm, wenn du damit fertig bist. Triff das Ziel fünfzigmal für mich. Das Latein kann warten.«
    Ich beeilte mich mit den Speeren, bis mir klar wurde, daß hastiges Werfen mir nicht half, das Ziel zu treffen. Endlich hatte ich meine fünfzig Treffer. Ich rannte zum Haus der Knaben, ließ die Speere in ihre Ecke fallen - denn man hätte mich geschlagen, wenn ich sie im Hof dem Rost zum Fraß hätte liegenlassen - und lief, so schnell ich konnte, zum Zimmer meiner Mutter.
    Die erste Lektion war einfach, obwohl sie mir schwer schien. Morgas erklärte mir, was ein Alphabet ist, sagte mir die Buchstaben und ihren Klang mehrere Male vor und befahl mir, die Formen der Buchstaben auswendig zu lernen. Nach der Waffenübung am nächsten Tag sollte ich wiederkommen.
    Ich rannte zu Medraut und erzählte ihm davon. Ich zeigte ihm die Buchstabenformen, sagte ihm, was Morgas über meine Fähigkeiten mit den Waffen gemeint hatte und sprang vor Freude im ganzen Stall herum.
    Der Rest des Sommers war wunderbar. Ich fuhr mit meinen Lektionen in Latein fort, lernte die Sprache und das Lesen und Schreiben gleichzeitig. Bei meinen Waffenübungen besserte ich mich so sehr, daß ich den anderen Jungen gewachsen war und nicht länger die Zielscheibe für jeden Witz darstellte. Mein zwölfter

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