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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Geburtstag kam im späten Mai, und ich begann davon zu träumen, daß ich vierzehn wäre und fähig, Waffen aufzunehmen. Es war ein Traum, bei dem es jetzt Hoffnung und Erfüllung gab. Ich konnte ein Krieger werden, im Heer meines Vaters, und er würde erfreut sein. Aber der Krieg schien unglaublich weit entfernt von den langsam vergehenden Sommertagen mit ihren langen, grünen Dämmerungen und den kurzen Nächten, in denen die Sterne wie silberne Schildnieten am sanften Himmel standen. Meine Mutter dagegen horchte angespannt auf die Berichte aus Britannien, und sie schickte Botschaften an Lot und gab ihm Rat.
    Es war nicht so leicht, wie mein Vater es geplant hatte. Schon am Anfang wurden mein Vater und unser Verbündeter durch einen plötzlichen Angriff von Urien, dem König von Rheged, überrascht. Lot hatte damit gerechnet, daß die Ehebande Urien noch einen Monat oder zwei zurückhielten, und obwohl der britische König besiegt und gezwungen wurde, sich zurückzuziehen, mußten mein Vater und Gwlgawd ihre Pläne, Gwynedd zu plündern, sofort aufgeben. Uriens Niederlage machte die Situation auch auf andere Weise verworren, denn Vortipor von Dyfed war genügend davon beeindruckt, um sich selbst zum Verbündeten von Gododdin und den Orkneys zu erklären. Er begann Powys, seinen Nachbarn, zu plündern, während March ap Meirchiawn von Strathclyde es schaffte, Uriens Unterstützung bei der Durchsetzung seines eigenen Anspruchs auf die Stellung des Pendragon zu gewinnen. Da überlegte Vortipor es sich anders. Auch er wollte König über die Könige werden. Er suchte Bündnisse und griff Gwynedd an. Er wurde aber besiegt, und mein Vater und sein Verbündeter nutzten die Situation aus, um Gwynedd ihrerseits anzugreifen. Sie errangen einen Sieg und gewaltige Beute, aber als sie von diesem Feldzug zurückkehrten, trafen sie auf Urien und March und ihre Verbündeten. Es wurde eine große Schlacht.
    Erst zwei Wochen später hörten wir, selbst bei guten Winden und schnellen Schiffen, davon. Gwlgawd, unser Verbündeter, war tot. Sein Sohn Mynyddog aber war sein Nachfolger und erneuerte das Bündnis. Dennoch hatten unsere Feinde letzten Endes gesiegt, und die Armee war durch Britannien nach Din Eidyn geflüchtet und hatte ihre Ausrüstung und die Beute aus Gwynedd zurückgelassen. Mein Vater schickte so viele Schiffe zurück, wie er bemannen konnte, und bat um Nachschub. Meine Mutter fand ihn, eilig und rücksichtslos. Sie schickte ihn mit einem Rat nach Süden. Damals glaubte ich, sie mache sich Sorgen um Lot und Agravain und die anderen, aber jetzt glaube ich, sie war zornig. Sie war zornig auf Lot, weil er die Schlacht verloren hatte, und noch zorniger über die Verzögerung ihrer Pläne.
    Der Rest des Sommers verging in fruchtlosen Streitereien und Verdächtigungen unter den Königen von Britannien. March und Urien Rheged, die sich erst kürzlich verbündet hatten, kehrten zu ihrem gewohnteren Widerwillen gegeneinander zurück, und Urien erhob seinerseits Anspruch auf den Thron des Hohen Königs. Das führte zu noch mehr Streiten und noch mehr Intrigen. Dann war Erntezeit, und die großen Armeen, die von den Königen ausgehoben worden waren, lösten sich auf. Die Männer gingen nach Hause zu ihren Bauernhöfen und ließen nur die Könige und die Krieger des Königs zurück. Und noch immer geschah nichts. Weil jeder König Angst hatte zu plündern und nicht wußte, wo seine Feinde waren. Im Süden und Osten wurden die Sachsen immer rastloser und begannen, ihre Nachbarn zu überfallen. Nur das alte königliche Heer, das noch immer vom Halbbruder meiner Mutter, Artus, angeführt wurde, verhinderte eine Invasion.
    Gegen Ende Oktober verzweifelte Lot endlich. Er glaubte nicht, daß es noch einmal ernsthaft mit dem Krieg begänne, und die Armee kam über den Winter heim.
    Jeder König nahm seine Kämpfer heim auf die eigene Insel. Sie ließen sich wie müde Falken in ihren Hügelfestungen nieder und seufzten vor Erleichterung, daß für dieses Jahr alles vorbei war und daß sie Zeit hatten, ihre Kraft zurückzugewinnen und ihre Wunden zu pflegen.
    Als Lot mit seinem Heerhaufen zurückkehrte, bot er nicht mehr den glänzenden Anblick wie zuvor. Es war ein schlechter Krieg gewesen, ein unsicherer, nervenzerfetzender Krieg, und sie waren müde. Ihre Schilde waren zerhackt, die leuchtenden Farben abgesprungen, die Speere hatten Scharten, und die schmutzigen bunten Umhänge waren zerrissen. Viele Männer trugen Wunden. Wenn erst

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