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Der Falke des Nordens

Der Falke des Nordens

Titel: Der Falke des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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sich einige Schritte hinter dem Mann. “Wie ein ergebener Diener”, fuhr es Joanna durch den Kopf.
    “Sie drückt damit nicht Unterwürfigkeit aus, Miss Bennett”, erklärte Khalil unvermittelt. “Die Frau sieht nur schlecht.”
    Verblüfft drehte Joanna sich zu ihm um, doch er blickte starr geradeaus auf die Straße. “Wie bitte?”
    “Die beiden dort”, erklärte er und verzog die Lippen überheblich. “Ich kann Ihnen versichern, sie bleibt nicht aus Ehrfurcht hinter ihm, wie Sie vielleicht glauben.”
    Natürlich hatte er mit seiner Vermutung recht. Sie warf ihm einen frostigen Blick zu. “Sind Sie Experte im Gedankenlesen, Mr. Hassan?”
    “Sie sind nur leicht durchschaubar. Sie scheinen überzeugt zu sein, wir würden unsere Frauen als persönliches Eigentum betrachten.”
    “Das sind Ihre Worte, nicht meine.”
    “Sie drücken sich sehr diplomatisch aus, Joanna. Vermutlich weiß Ihr Vater das auch, sonst hätte er Sie nicht mit einer so delikaten Aufgabe betraut.”
    Sie entspannte sich ein wenig. Er hatte recht, es war tatsächlich eine waghalsige Sache gewesen, die sie glücklicherweise erfolgreich zum Abschluss gebracht hatte.
    “Ja”, stimmte sie liebenswürdig zu, während sie die spärlich beleuchteten Straßen vorbeihuschen sah.
    “Hat er keinen Sohn?”
    “Nein”, gab sie ihm zuckersüß Auskunft. “Wahrscheinlich bedauern Sie ihn deswegen …”
    “Ganz und gar nicht. Ich stelle mir vor, dass Sie ihm deshalb besonders ans Herz gewachsen sind”, unterbrach er sie.
    Ein stechender Schmerz durchfuhr Joanna. Der Mann irrte sich, denn die Liebe ihres Vaters galt einzig und allein seiner Firma. “Es ist doch so, Joanna, oder?”
    Sie schluckte heftig. “Ja”, sagte sie rasch. “Ich bin für ihn so wichtig wie Sie für Prinz Khalil.”
    “Wie ich …” Unvermittelt drehte er sich zu ihr um.
    “Ja, Khalil hält sicher viel von Ihnen, weil er Ihnen diese wichtige Angelegenheit übertragen hat …”
    “Ach so, ja.” Er lächelte. “Natürlich. Sie fragen sich sicherlich, ob Khalil sich an meine Zusage gebunden fühlt.”
    “Nein, daran zweifle ich nicht …”
    “Ich versichere Ihnen, er verlässt sich auf mein Urteil.” Wieder warf er ihr einen Seitenblick zu, und plötzlich wurde seine Miene ganz ernst. “Für das, was heute Nacht geschieht, übernehme ich die volle Verantwortung.”
    Joanna zog die Augenbrauen hoch. “Ja, sicher”, stimmte sie höflichkeitshalber zu. Dieser Mann war nicht nur arrogant, sondern darüber hinaus auch noch menschenverachtend.
Für das, was heute Nacht geschieht, übernehme ich die volle Verantwortung!
Das grenzte schon an Lächerlichkeit. Wie konnte er als Minister so eine großspurige Aussage machen?
    “Wahrscheinlich ist Khalil noch viel unmöglicher als Hassan”, überlegte Joanna und seufzte. Dann lehnte sie sich bequem zurück. Wohin fuhren sie eigentlich? Längst hatten sie das Stadtgebiet hinter sich gelassen und rasten auf einer schmalen Straße dahin, die im endlosen Nichts der Nacht verschwand.
    “Sie sind wieder so schweigsam, Joanna. Wie fühlen Sie sich, nachdem Sie Ihr Ziel erreicht haben?” Seine Stimme klang gleichgültig, doch Joanna ließ sich nicht täuschen, denn sie hatte den spöttischen Unterton sehr wohl herausgehört.
    “Ich bin eher der Meinung, wir beide haben bekommen, was wir uns wünschten”, entgegnete sie höflich.
    “Natürlich. Ich habe Ihnen meine Zusammenarbeit in Aussicht gestellt, dafür habe ich …” Er schaute sie an und lächelte flüchtig. “Dafür habe ich das angebotene Geld entgegengenommen.” So, wie er die Worte betonte, klangen sie sehr eigenartig, irgendwie so, als hätte sie, Joanna, ihm etwas Verabscheuungswürdiges, Niederträchtiges vorgeschlagen. War sie etwa zu undiplomatisch vorgegangen?
    “Allen ist damit gedient”, fuhr er fort. “Man hat Khalil gekauft, Bennettco wird einen kräftigen Gewinn einfahren – und Abu AI Zouad wird immer reicher und fetter. Alles in allem ein Abkommen, mit dem man zufrieden sein kann, oder?”
    “Also”, begann Joanna unbehaglich, “ich weiß nicht, was sich zwischen dem Prinzen und dem Sultan abspielt, aber …”
    “Allen ist damit gedient”, wiederholte er scharf. “Alle profitieren bei dem Deal, nur mein Volk nicht.”
    “Als würde der Prinz dabei an sein Volk denken”, überlegte Joanna ärgerlich, verkniff sich jedoch die bissige Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag. “Es ist zu spät, um noch etwas zu ändern, Mr. Hassan”,

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