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Der Fall Charles Dexter Ward

Titel: Der Fall Charles Dexter Ward Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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für den echten Kamin an der Südwand des Zimmers. Der Ofen reiche nicht aus, sagte er, und das elektrische Kaminfeuer nütze ohnehin nichts. Obwohl er darauf brannte, wagte Mr. Ward nicht, ihm Fragen zu stellen, sondern gab nur die notwendigen Anweisungen, und ein Mann brachte ein paar große Kiefernscheite, schaudernd, als er die von übelriechender Luft erfüllte Bibliothek betrat, um das Holz auf den Rost zu legen. Willett war unterdessen in das ausgeräumte Laboratorium hinaufgegangen und brachte allerlei Kram mit, der bei dem Umzug im Juli des Vorjahres zurückgeblieben war. Die Sachen waren in einem bedeckten Korb, und Mr. Ward erfuhr nie, worum es sich dabei gehandelt hatte.
    Sodann schloß sich der Doktor wieder in der Bibliothek ein, und an den Rauchwolken, die aus dem Schornstein kamen und an den Fenstern vorüberzogen, konnte man sehen, daß er Feuer gemacht hatte. Später ließ sich nach lautem Papiergeraschel wieder das Krachen und Quietschen vernehmen, und gleich darauf ein plumpsendes Geräusch, das keinem der Ohrenzeugen gefallen wollte. Dann hörte man Willett zweimal unterdrückt aufschreien, und unmittelbar darauf kam ein unendlich widerwärtiges, raschelndes Knistern. Schließlich wurde der Rauch, den der Wind auf den Boden hinabdrückte, sehr dicht und beißend, und alle wünschten sich, das Wetter hätte ihnen die Einnebelung mit giftigem, zum Husten reizendem Qualm erspart. Mr. Ward wurde schwindlig, und die Dienstboten standen alle auf einem Haufen beisammen und sahen zu, wie der gräßliche schwarze Rauch herabquoll. Nach einer Ewigkeit des Wartens schienen die Schwaden sich zu lichten, und hinter der Tür ließen sich undeutliche Geräusche wie von Kratzen, Fegen und anderen kleineren Verrichtungen vernehmen. Schließlich wurde drinnen die Schranktür wieder zugeschlagen und Willett tauchte auf, betrübt, bleich und verstört, auf den Armen den mit einem Tuch bedeckten Korb, den er aus dem Laboratorium geholt hatte. Er hatte das Fenster offengelassen, und frische, reine Luft strömte jetzt reichlich in den bisher mit Abscheu gemiedenen Raum und vermischte sich mit einem neuen, merkwürdigen Geruch nach Desinfektionsmitteln. Die alte Täfelung über dem Kamin war noch immer da; doch sie schien jetzt ihrer Bösartigkeit beraubt und sah mit ihren weißen Paneelen so stattlich und harmlos aus, als hätte sie nie das Bild Joseph Curwens getragen. Die Nacht brach an, doch diesmal brachten ihre Schatten keine unbestimmte Furcht, sondern nur sanfte Melancholie. Was er getan hatte, darüber hat der Doktor nie gesprochen. Zu Mr. Ward sagte er: »Ich kann keine Fragen beantworten, aber ich möchte sagen, daß es verschiedene Arten von Magie gibt. Ich habe eine große Säuberung vollbracht. Fortan wird man in diesem Hause besser schlafen.«
    Daß Dr. Willetts »Säuberung« in ihrer Art eine fast ebenso nervenzerrüttende Prüfung gewesen war wie seine grausige Wanderung durch die verschwundene Krypta, mag man daraus ersehen, daß der ältliche Arzt völlig am Ende seiner Kräfte war, als er an jenem Abend nach Hause kam. Drei Tage lang ruhte er sich in seinem Zimmer aus, obwohl die Dienstboten später flüsternd herumerzählten, sie hätten am Mittwoch nach Mitternacht gehört, wie er vorsichtig die Haustür geöffnet und unglaublich leise wieder zugezogen habe. Glücklicherweise verfügen Dienstboten nur über begrenzte Phantasie, denn sonst hätten sie wohl Verdacht geschöpft, als am Donnerstag im Evening Bulletin die folgende Meldung zu lesen war:
    Friedhofsschänder vom Nordend wieder am Werk Zehn Monate nach dem feigen Akt von Vandalismus am Familiengrab der Weedens auf dem Nordfriedhof wurde heute in den frühen Morgenstunden ein Herumtreiber auf demselben Friedhof von Robert Hart, dem Nachtwächter, beobachtet. Als er gegen zwei Uhr morgens zufällig aus seinem Unterstand schaute, bemerkte Hart den Schein einer Laterne oder Taschenlampe im nördlichen Teil des Friedhofs. Er öffnete die Tür und entdeckte die Gestalt eines Mannes mit einem Spaten, die sich deutlich als Silhouette vor dem Schein einer dicht neben ihm stehenden Lampe abzeichnete. Hart, der sofort losrannte, um den Eindringling zu stellen, sah diesen eilends zum Haupteingang davonlaufen. Im nächsten Augenblick hatte der Unbekannte die Straße erreicht und war im Dunkeln verschwunden, bevor Hart sich ihm nähern konnte.
    Wie die ersten Friedhofsschänder, die im vorigen Jahr ihr Unwesen trieben, wurde auch dieser Mann

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