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Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Titel: Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva J.
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ich in einer bunten immerschönen Welt. Eine Welt, die warm und
hell war und wo es alles gab, was gut war und innerlich nicht wehtat. Auch
viele Tiere, vor allem Pferde, gab es dort. Ich ritt im Galopp auf riesigen
Wiesen und hatte dabei keine Angst. In der Realität hatte ich fürchterliche
Angst vorm Reiten. Die Eltern meiner langjährigen einzigen Kinderfreundin
besaßen drei Stuten. Ich war nie in der Lage, meine Angst vor diesen Tieren komplett
abzubauen, und dass, obwohl ich über Jahre fast täglich bei ihnen im Stall und
auf den Weiden war.
    Allerdings
gab es auch Lieder, mit denen ich mich absichtlich in eine traurige Stimmung versetzte.
Solche, auf die ich hemmungslos weinen konnte. Die Tränen flossen stundenlang
in Strömen und oft schlief ich vor Erschöpfung ein.
    Da
meine Mutter meine Haare vom vielen „Gollen“ (so wurde mein Schaukeln
mittlerweile im engsten Umfeld genannt) nicht mehr durchkämmen konnte und sie
am Hinterkopf nur noch aus einem einzigen Filznest bestanden, entschied sie
sich dazu, sie auf eine Länge von zirka vier Zentimeter abzuschneiden. Ich kann
mich nicht genau daran erinnern, in welche Fantasien ich mich als Kleinkind
noch geflüchtet habe. Es ist zu lange her, zu weit weg. Greifbarer wird es erst
wieder ab meinem elften Lebensjahr. Da bekamen die Träume reale Namen und
Gesichter. Und die Besetzung rührte meist vom anderen Geschlecht her.
     
    „Armin, Armin, oh oh oh, I love
you so, oh oh oh oh oh. Armin, Armin oh oh oh, I love you sohooo!”
     
    Ist
es möglich, dass man seine große Liebe mit diesem Lied erobern kann?Wenn man es
nur lautstark genug singt, sodass es durch die gesamte obere Etage im Elternhaus
meiner Freundin schallte? Könnte es sein, dass mich ihr Bruder dann auch liebt und
mich toll findet? Es ist ja dunkel im Zimmer.
    Mit
elf Jahren begann ich, mich auf überaus auffällige Art und Weise für das andere
Geschlecht zu interessieren. Mein erstes Opfer hieß Armin, er war der 16jährige
Bruder meiner engen Freundin Linda. Sie wohnte gleich um die Ecke und ihr
Bruder gehörte unter anderem zur festen Clique meiner Brüder. Ich entwickelte
eine regelrechte Sucht, in seiner Nähe sein zu müssen. Da ich sowieso viel Zeit
im Elternhaus meiner Freundin verbrachte, war es einfach, ihn täglich zu sehen.
Lindas Eltern waren beide berufstätig und im Hause Deitmer herrschten noch
Zucht und Ordnung. Es ging sehr konservativ zur Sache, so ganz anders, als ich
es von zu Hause kannte. Manchmal half auch die Reitgerte, an der Erziehung
teilzuhaben. Außer Armin und Linda gab es noch vier andere Geschwister, von
denen zwei schon ausgezogen waren.
    Die
gute Fee der Familie war Tante Lisi. Sie war die Haushälterin und außer an den Wochenenden
rund um die Uhr da. Alles in allem war es im Hause Deitmer immer aufregend und
es war viel los. Als Kinder spielten wir stundenlang in dem riesigen Garten,
schaukelten oder benutzten den großen Misthaufen als unseren Elefanten. Unsere
Lieblingssendung hieß damals „Rannid und Tumae“. Und die Schaukeln waren die
Pferde, die diese beiden indischen Jungens besaßen, der Misthaufen ihr Elefant.
Ich war Tumae (der Schwächere der beiden), Linda war Rannid. In dem wunderschönen
paradiesähnlichen Garten stand auch eine große Trauerweide. Wir verbrachten
Stunden unter ihrer gigantischen Baumkrone und erzählten uns Geschichten oder machten
von oben herunter Schabernack mit Leuten, die an dem Baum vorbeigingen. Ich liebe
diese unglaublich schönen und grazilen Bäume noch heute.
    Linda
war eine sehr dominante Persönlichkeit. Sie war Jüngste der sechs Geschwister
und ich ordnete mich ihr in all den Jahren unserer Freundschaft unter. Sie
konnte noch so fies und gemein zu mir sein, ich bat sie dafür sogar noch um
Entschuldigung. Einmal nahm sie mich in den Schwitzkasten und stieß mich
ständig mit dem Kopf gegen die Wand. Bum, bum, bum. Immer und immer wieder. Das
spielte sich bei uns zu Hause ab, während meine Oma Lisbeth grade zu Besuch
war. Als sie das sah, warf sie Linda hochkant aus dem Haus. Ich war total böse
auf ... meine Oma.
    Armin
war mein Gott! Was er sagte, war mir heilig. Die Art, wie er sich bewegte und
wie er roch. All das und noch vieles mehr. Wenn er mich mit seinen braunen Augen
ansah und etwas zu mir sagte, so gemein und fies das auch manchmal war, bekam
ich feuchte Hände und weiche Knie und konnte nur stotternd antworten. Egal wie
verletzend er auch zu mir sein mochte, ich war so glücklich darüber, dass

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