Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus
Versionen, die
durchaus überzeugen: Männer sind Schweine! Ich muss allerdings zugeben, dass
ich einige Dinge auch verdränge bzw. nicht beim Namen nenne. Später wird Daniela
von ihrer bisher hartnäckigsten Verfolgungsjagd auf Johnny erzählen, die ich in
ihren Anfängen mitbekam. Diese Freundschaftsphase zwischen uns ist in diesem
Sommer noch recht jung. Bis zum vorhergehenden Jahreswechsel hatten wir einige
Jahre keinen Kontakt. Gebrochen war er an genau dieser Johnny-Story, die mich,
ohne direkt involviert worden zu sein, an meine Grenzen der Loyalität führte,
die ich Daniela und ihrem damaligen Ehemann gegenüber pflegte. Doch wir hatten
einen netten Frühling, eine angenehme ruhige Zeit. Finanzielle und
gesundheitliche Probleme haben Daniela zur Ruhe gezwungen und ihren Drang,
ständig auf Achse und auf der Jagd zu sein, stark ausgebremst.
Sie
erzählt mir von Harry, den „Frühlingsboten“:
Ich habe mir gestern die 'zig
Mails an Harry durchgelesen, um zu sehen, wie ich da vorgegangen bin. Es hat
sich krank angelesen und mit dem Abstand, den ich zu ihm habe, konnte
ich sie auch ohne innerliches „Aua“ beleuchten. Sie schreien nach „Lieb
mich doch bitte, weil ich ohne dich ein Niemand bin und deine Reflexion!!!"
Ist das nicht krank? Und heute – Übrigens, wer ist eigentlich Harry?
Der
Name ist ab und zu gefallen, aber viel hat sie in diesem Frühling nicht vom ihm
erzählt. Er ist einer von den Cleveren, die von Anfang an erklären, dass sie
nicht mehr als Sex von ihr wollten und dass keine Gefühle im Spiel wären. Eine
harte Ansage, aber ich glaube, das hat den größten Schaden verhindern können.
Ihm folgte übergangslos ein Musiker – Bernd – dessen Band ihren Musiknerv
getroffen hat. Sie macht keinen Hehl daraus, dass sie um ihn wirbt. Manchmal
klingen Skrupel durch, weil er eine Freundin hat, die sie recht gut kennt. Dann
aber ist das Ego stärker und ihr Motto: „Wenn er sich bezirzen lässt, kann’s
mit der Liebe nicht so weit her sein.“
Sie
rudert unentschlossen zwischen den Männern, die sie nicht wollen oder gebunden
sind. Optimistisch, wenn ein Quickie klappt, deprimiert, wenn ihm keine
Liebeserklärung folgt. Einsam und todunglücklich, fröhlich und „unkaputtbar“
wie ein Stehaufmännchen.
Wir
machen uns einen Spaß und durchstöbern die Dating-Clubs im Internet. Warum in
der Nähe suchen, wenn die Weite doch viel mehr zu bieten hat? Ohne es allzu
ernst zu nehmen oder bewusst wahrhaben zu wollen, werde ich langsam zur
Kupplerin und engagiere sogar zwei, drei Kontakte zwischen Daniela und
hochinteressieren Singles. Es kommt zu einem Treffen, dass sie jedoch mit „nett,
aber nichts für mich“ kommentiert. Ich kann’s verstehen. Ein zweites Treffen
platzt, weil der Kandidat unverhofft die Liebe gefunden hat. Woanders. Zu einem
dritten kommt es nicht mehr, denn jetzt tritt Maik in ihr Leben.
Maik
gehört zu meinem weitläufigen Bekanntenkreis, wir haben gemeinsame Freunde und
in den letzten Jahren kam es häufig vor, dass wir uns auf Geburtstagen, zu
Silvesterpartys oder auf Sommerfesten begegnet sind. Er ist seit Kurzem Witwer,
seine noch junge Frau starb von einem Tag auf den anderen. Und er ist ebenfalls
einsam.
Im
Juli arrangiere ich es, dass Daniela und Maik sich auf einem Geburtstag
begegnen. Kann ja nicht schaden, die beiden miteinander bekannt zu machen. Welche
Stürme das auslösen wird, kann keiner von uns ahnen.
Sie
begegnen sich auf neutralem Gebiet in unverfänglicher Gesellschaft. Und der
Funke springt über. Zwei einsame Herzen, die den gleichen Rhythmus trommeln.
Gesucht und gefunden.
„Bei
ihm werde ich nicht den Fehler machen und gleich mit ihm ins Bett gehen“, sagt Daniela
voller Überzeugung. Ich lächle ein wenig. Wie lange kennen wir uns jetzt?
Trotzdem nehme ich ihren Vorsatz ernst und hoffe, sie lässt sich wirklich etwas
Zeit damit. Denn ihr Herz lässt sich am leichtesten im Liegen erobern.
Es
geht keine Woche ins Land und die Vorsätze sind vergessen, das Glück strahlt
ihr aus allen Poren und auf ihrem schmalen hübschen Gesicht hat sich ein
Dauergrinsen breitgemacht, das nicht mal ob ihrer gesundheitlichen Defizite
weicht. Sie ist verliebt, auch wenn sie versucht, sachlich zu bleiben. Wieder
einmal. Und ich wünsche ihr nichts mehr, als dass dieses Mal etwas wächst, das
von Dauer ist.
Bin weggeschmolzen, du findest
mich in einer roten, herzförmigen Pfütze auf dem Boden unter der rosa Wolke.
Dann
macht Maik den
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