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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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darüber etwas in Erfahrung zu bringen. Aber das ins Licht der Öffentlichkeit zu zerren, ohne dass wir die Umstände kennen, kann möglicherweise großen Schaden anrichten. Ich bitte dich also noch einmal, darüber zu schweigen und mir zu vertrauen.“
    Schweigen. Er konnte Viakhuans Argument verstehen. Doch Schweigen war ja gerade das Problem. Das alles ging hinter einer Wand von Schweigen unter. Er konnte tatsächlich die Befürchtungen, die sie vorbrachte, verstehen. Aber irgendetwas in ihm regte sich, begehrte auf, argwöhnte. Irgendetwas in ihm fürchtete, einfach auf diese leichte Art zum Schweigen gebracht, mundtot gemacht worden zu sein, auch er eingemauert in diese Wand des Schweigens.
    „Das andere“, fuhr Viankhuan fort, „der Verdacht diese Anführerin der Kinphauren betreffend ist ebenso schwerwiegend. Es war dein Auftrag, über Auric Torarea Morante etwas über die Gefahr herauszufinden, die sich draußen in der Welt zusammenbraut, die Bedrohung, die ihn hierher gebracht hat.  
    Ich glaube, es ist an der Zeit, dass der Rat der Enthravanen davon erfährt.“
    Ein Stachel durchfuhr Darachel. Jetzt kam es also doch dazu. Aus irgendeinem Grund kam er sich bei dem Gedanken, vor dem Rat einen Bericht abzulegen – selbst wenn er die Geschichte nur auf die sachlichen Details beschränkte und das Persönliche ausließ – wie ein Verräter an Auric vor.
    Die Art, wie die Enthravanin ihn, auch während er die Augen kurz gesenkt hatte, beharrlich ansah, lenkte seinen Blick wieder zu ihr hin.
    „Von Auric Torarea Morante selber“, sagte sie, seinen Blick fest haltend, „von ihm persönlich sollen sie es erfahren. Ich denke, es ist das Beste wenn er selbst, zusammen mit dir, über das, was ihn hergebracht hat, das, was da draußen vor sich geht, berichtet. Ihr beide zusammen. Ist das angemessen?“
    Darachel erwiderte den Blick der Enthravanin und lächelte.

    „Wenn du und Darachel nach dem Aszensionsereignis dem Rat der Enthravanen Bericht über die Bedrohung der Länder der Neuen Menschen durch die Kinphauren erstatten sollt, dann denke ich, das wir bald danach auch von den Enthravanen hören werden, was sie in Bezug auf uns beschließen. Es kann nicht mehr lange dauern. Ich denke, dieses Aszensionsereignis wird die Dinge beschleunigen. Es liegt in der Luft.“
    „Du meinst in den Webungssträngen der Prägemuster?“  
    Nadragír starrte Auric zunächst verblüfft an, dann antwortete er mit einem Grinsen.
    „Lass dich mit Adamainra ein“, murmelte er in vorgespieltem Ernst. „Sie nehmen einfach nichts ernst und ziehen dich mit sich hinab.“
    Nun, da er wusste, dass das, was den Homunkulus belebt hatte, dass das, was Kudais Seele enthalten hatte, aus seiner Brust entfernt worden war, flößte der noch immer in den Kammern der Physis zur Untersuchung aufgebahrte Homunkuluskörper ihm kein untergründiges Grauen mehr ein. Sie standen vor dem Block der Untersuchungskonstruktion, und das, was dort von Stahlarmen gespreizt und fixiert wurde, war für Auric lediglich ein zerstörter Kunaimra, ein künstlich erzeugtes Wesen, ein Körper von den Kinphauren für den Kampf geschaffen.
    „Und dieses Ereignis soll wann stattfinden? In einigen Tagen?“
    „Sobald die Vorbereitung dazu abgeschlossen ist“, antwortete Bruc. „Man nennt es offiziell die ‚Weihe des Tranks und des Körpers‘. Bogenfall des Lichts hat uns persönlich dazu eingeladen. So als wolle er uns klar machen, dass, was ihn angeht, wir keineswegs Ausgestoßene auf Abruf sind, dass wir für ihn noch immer zur Gemeinschaft von Himmelsriff gehören.“
    „Das ist ja auch der Fall“, warf Cedrach mit einem Ton der Empörung ein. „Man soll nicht wagen, uns anders zu behandeln.
    Und man tut es auch nicht“, meinte er zur Seite gewandt. „Das wäre schließlich ein zu beschämender Bruch des vanhje-dha‘aum. “
    „Beabsichtigst du an diesem Ereignis teilzunehmen?“, fragte ihn Darachel mit einem Hauch der Verwunderung.
    „Ich bin mir noch nicht sicher“, erwiderte Cedrach, und seine Stirn zeigte sich in diesem Moment im flackernden Licht der Feuersphären feinnervig durchgearbeitet und stark von Falten durchzogen. „Sind wir nicht genau so gut den feineren Reichen anvermählt, wie wir durch ein gemeinsames Schicksal aneinander gebunden sind. Heißt, das eine anzuerkennen, das andere aufzugeben?“
    Auric sah Bruc die Augenbrauen heben. Er konnte nicht wahrnehmen, was an Diskurs sonst noch zwischen ihnen vorging, doch er sah die

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