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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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in die Augen.
    „Kann ich dir helfen? Ich habe das Gefühl, dass du in schwerwiegenderen Bedrängnissen steckst als es ohnehin schon den Anschein hat, dass dich größere Fragen umtreiben, schon viel länger umgetrieben haben, als mir bewusst war. Ich habe das Gefühl, dich allein gelassen zu haben. Ich habe den Eindruck, dass es bei dem, was dich umtreibt, eine Verbindung zu Anaudragor gibt. Gibt es etwas, das ich für dich tun kann? Gibt es Fragen, die ich dir beantworten kann?“
    Darachel schwieg, sah Viankhuan an, sah sie lange an.
    „Ja“, sagte er dann, „mich beschäftigen tatsächlich einige Dinge, die den Alten Drachen betreffen.“
    Er schloss die Augen, holte Luft, atmete aus, sah wieder zu Viankhuan hin.
    „Ich und Auric“, sagte er und fügte dann schnell hinzu, „der Menschenmann – wir durchforsten seit einiger Zeit die Bibliothek nach Stellen in den Schriften, die sich auf Drachenzeichen beziehen.“
    Er hielt den Blick prüfend auf Viankhuan gerichtet, wartete, aber die Frage, mit der er gerechnet hatte, kam nicht. Stattdessen schwieg sie, ließ ihm alle Zeit und wartete ihrerseits nur ruhig darauf, dass er fortfuhr. Konnte es sein, dass bei ihr noch immer – trotz allem was geschehen war, trotz ihrer Zugehörigkeit zum Rat der Enthravanen – die Nähe zu ihm beherrschend war, entgegen Argwohn und wachsamer Umsicht, die ihrer Verantwortung der Gemeinschaft gegenüber geschuldet war? Dass es noch immer eine warme Teilnahme war, die sie ihm entgegenbrachte? Jedenfalls war es lange her, dass er eine so große Vertrautheit ihr gegenüber gespürt hatte, wie in diesem Moment.
    „Ich weiß“, sagte er, „dass der Drache in den Späten Feuerkriegen gebannt wurde. Ich sollte es wissen, es ist mein Fachgebiet, über das ich meine kleine Arbeit schreibe. Es heißt überall und immer wieder, dass der Drache endgültig und unwiderruflich aus dieser Welt ausgetrieben wurde. Lach mich nicht aus, Enthravanin Viankhuan, aber ist es nicht dennoch möglich, dass der Drache wiederkehren kann?“
    Viankhuan schwieg eine Sekunde und besann sich.
    „Silaé und andere Weise haben immer wieder davon gesprochen“, sagte sie schließlich langsam und ernst, „dass ein Funke Anaudragors sich nach dessen Austreibung in den Späten Feuerkriegen in einen toten Himmelskörper jenseits der kosmischen Barrieren habe retten können.  
    Der Name, den sie für diesen Himmelskörper benutzen, ist ‚der Schlackenmond‘.
    Wie ich schon andeutete, haben über die Zeit immer wieder Wesen das gleiche Erlebnis gehabt wie du an jenem Ort der Vision, dass ihnen nämlich der Schatten Anaudragors unerklärlich präsent als Abdruck im Geisterland erschienen ist, als ein kahler Felsenmond an Schattenorten der Vergangenheit, an denen Anaudragor noch nicht in dieser verhüllten Form sondern in seinem ganzen Schrecken verkörpert gewesen war.
    Doch niemand war darüber alarmiert, denn schließlich wissen wir Anaudragor, den letzten Drachen, verbannt an einen Ort, der von unserer Welt durch undurchdringliche Wälle getrennt ist.“
    „Ist das so? Sind sie wirklich undurchdringlich?“
    Sie sah ihm einen Moment ernst und forschend in die Augen.
    „Warum fragst du?“ Da war sie schließlich doch, die eine Frage. „Gibt es etwas, das dich daran zweifeln lässt?“
    Darachel blickte zurück, schwieg. Glaubte er, dass sie Teil einer Verschwörung war, dass sie in Cenn-Vekanens Tun eingeweiht war? Glaubte er, dass sie fähig war, das Volk der Ninraé in großem Ausmaß zu betrügen?
    Also erzählte er ihr kurz von der Bedrohung durch die Nichtmenschenallianz, die sich in der Welt aufbaute, das, wovon Auric ihm erzählt hatte. Dass Auric einer Führerin der Kinphauren begegnet war, bei der ihm, so wie Auric von ihr erzählte, der Verdacht gekommen war, dass sie vom Drachen berührt worden sei.
    Als Cenn-Vekanen bei all dem besonnen blieb und am Ende seines Berichts einen Moment schwieg, erzählte er ihr schließlich von dem Verdacht, den er gegen Cenn-Vekanen hatte und von ihrem Fund in der Bibliothek.
    Viankhuan blieb ihm für einen langen Moment eine Reaktion schuldig. Sie starrte nur vor sich hin und schien nachzudenken. Schließlich blickte sie wieder zu ihm hin, sah ihn fest an.
    „Das sind schwerwiegend Dinge, die du über Cenn-Vekanen äußerst, und dein Verdacht hat eine Tragweite, die ich in diesem Moment nicht ermessen kann. Ich möchte dich bitten, darüber zu schweigen. Jedenfalls bevor ich mehr weiß. Ich werde versuchen,

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