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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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einiger der weiblichen Ninraé nicht vollständig umstrickte und in seinen Bann zog. Wusste Sekainen eigentlich, was sie ihm antat, wenn sie sich von ihm in den Bewegungsabläufen anleiten ließ, ihren Schwertarm von ihm führen ließ, ihn nah bei seinem Körper hob, wobei ihren Achseln der Hauch eines Dufts entströmte, der ihn beben ließ? Dies war seine Schülerin, rief er sich dann immer wieder ins Gedächtnis. Und weiterhin: Dies war ein Geschöpf einer fremden Rasse. Manche Gelehrte hätten sogar darüber debattiert, ob es sich nicht sogar um eine fremde Spezies handelte.
    Es gab Wege herauszufinden, wie fremd sie sich tatsächlich waren. Visionen eines sich biegenden, schlanken bleich scheinenden Körpers, wogender heller Brüste mit kleinen blassrosa Warzen unter seinen Händen, in Erregung sich teilender Lippen stiegen in ihm auf, und er drängte sie zurück. So weit war er noch nicht, da war noch eine Grenze.  
    „So ist es richtig, ja so. Und jetzt die Bewegung!“ Er ließ Sekainens Arme los und trat zurück. Sie schenkte ihm diesen Blick unter gesenkten Wimpern, bevor sie mit blitzender Klinge und angespannten, schlanken Gliedern durch die Bewegungsfolge ging. Was du da durchbohrst, Sekainen, ist ein Adamainra-Herz. Er wandte sich rasch ab, dem nächsten in der Reihe zu.
    Béal war zu ihm gekommen und hatte ihn gebeten, das Fechttraining wieder aufzugreifen. Nichts Offizielles. Er wollte von ihm nur einige Hiebkombinationen erklärt haben. Als er dann mit Stahl und Übungsschwert erschien, war Fianaike bei ihm gewesen. Man verabredete sich erneut, und diesmal waren noch mehr dabei, so dass sie beschlossen, die Halle des Neuen Rings für ihren Trainingsgang aufzusuchen. Bald füllte wieder das vertraute Schwerterklirren die alten Räume.  
    Fast alle waren sie wieder dabei.
    Die alte Routine hatte sich eingestellt. Zuerst das Schleifen des bereits Erlernten, die Bewegungsabläufe durchgehen, sie feilen, dann neue Züge und Entgegnungen auf Kampfsituationen und schließlich die Übungskämpfe. Die Übungskämpfe, das war der Höhepunkt jeder Trainingsstunde, das war der interessante Teil. Hier konnte jeder zeigen, wie viel er gelernt hatte. Sie warteten eifrig und neugierig auf seine Manöverkritik, wenn sie sich mit den Schultern zusammendrängten und in einem Kreis aufstellten, er in die Mitte hinein, seine Tipps und Hinweise gab, indem er sie manchmal in den umgrenzten Raum hinein mit Handgesten unterstrich, die Hände zusammenschlug, Hände und Unterarme gegeneinander drehte um einen Klingenwinkel zu demonstrieren.
    Er musste feststellen, dass er diese Stunden ihres Trainings liebte. Sie erfüllten ihn mit der gleichen Freude wie die erste Zeit des Trainings mit seinen Abteilungen der Sechzehnten, als alles noch ein großes Probieren war und sie selber ehrgeizig und voller neuer Ideen. Vielleicht bereitete ihm das hier, so sann er nach, sogar eine noch größere Freude. Es hatte eine andere Qualität. Es hatte weniger Verbissenheit. Es war unschuldiger. Es wurde nicht dadurch überschattet, dass sie für einen unmittelbar drohenden, greifbaren Ernstfall trainierten, dass sie trainierten, damit sie dann bestehen würden. Bestehen hieß, dass sie nicht vom Feind getötet wurden. Und bei all dem Training war ihnen damals immer untergründig klar gewesen, dass das nicht allen gelingen würde. Einige von ihnen würden bei dem, worauf sie sich da vorbereiteten sterben.
    Er und die Ninraé aber trainierten in den Hallen des Neuen Rings nicht im Schatten einer kommenden Schlacht. Sie waren hier in der geisterhaften Zurückgezogenheit von Himmelsriff und nicht im Feld. Es war dieser Aspekt ihres Trainings, den er besonders liebte.
    Mitten in der Kritik eines Übungsduell merkte er plötzlich, dass er nicht mehr die Aufmerksamkeit der mit ihm im Kreis versammelten Schüler hatte. Er sah wie Darachels Blick von ihm weg wanderte, stellte fest, dass auch die anderen ihre Blicke von ihm abgewandt hatten und in Richtung des Eingangs der Halle sahen.
    Er richtete sich auf, blickte über ihre Köpfe hinweg und sah zwei Gestalten im Rahmen der geöffneten Türe stehen. Zwei Gestalten, die auf seltsame Art lediglich wie Bilder zweier Personen erschienen, nicht wie die Personen selber. Vielleicht hatte er deshalb nicht sofort instinktiv ihre Anwesenheit bemerkt.
    Darachel richtete sich ebenfalls neben ihm auf, und auch die anderen im Kreis rührten sich.  
    Dort in der Tür, im Schatten des einen Türflügels, der nur

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