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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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veränderten, blieben sie in der Defensive gefangen. Eine schlechte Position. Eine Position, die sie festsetzte, die sie zu Opfern machte, die ihnen die Möglichkeit zum Handeln nahm und wertvolle Zeit raubte. Sie zu Toten auf Abruf machte.
    Für weiteres Nachdenken blieb ihm keine Zeit. Neue Angreifer stürmten an. Diesmal von der anderen Flanke her. Auric blickte hinüber und erkannte ihre Züge.
    Es waren Gesichter, die er aus der Halle des Neuen Rings, von ihrem Schwerttraining her kannte. Und direkt an ihrer Spitze war Dangrail. Ebenfalls von der Raserei des Drachenbluts erfasst. Seine Augen waren weite, runde, pechglitzernde Monde mit einem krankhaften Schimmer, sein Gesicht war wie zu einer Maske purer Blutlust erstarrt.
    Wie ein ungefährer Keil rückten die von Dangrail geführten Angreifer gegen sie vor, er hielt direkt auf Béal zu.
    Und Béal erstarrte, das Schwert in einer erlernten Pose erhoben.  
    Ein Ninra griff ihn vom Drachenblut rasend an, und er trug das Gesicht des Gefährten seiner Waffenübungen. Schrecken und Skrupel lähmten ihn.  
    Auric sah es, wollte ihm rasch zu Hilfe eilen. Doch dazu musste er über Tote und Gestürzte hinwegsteigen. Und wurde dabei erneut selber angegriffen.
    Der Keil hatte sich in seinem Ansturm weiter gelöst – der Wahnsinn des Drachenbluts ließ keine Disziplin zu –, und Auric sah sich einem Angreifer gegenüber, den er ebenfalls in der Halle des Neuen Rings trainiert hatte. Sein Ninraéschüler schien ihn nicht zu erkennen, brüllte wie ein Stier, und er stürmte auch an wie einer. Auric ließ Wut und Wucht seines Ansturms ihn tragen, wich dem Hieb der Klinge aus und schlug ihm aus enger Mensur den Schwertknauf gegen den Schädel, dass er schlaff zusammenbrach.
    Im Blick hinüber sah er Béal die Angreiferklinge parieren, defensiv, halbherzig. Dangrails Schwert zog durch, kam herab, sauste an Béal vorbei. Und grub sich in das Gesicht des neben ihm stehenden Ninra, der brüllend nach der Wunde packte, dem spritzenden Blut, dem rohen Fleischlappen als der seine Wange herabhing. Wie gelähmt, das Schwert noch in der Haltung eingefrorener Abwehr erhoben, sah Béal zu, wie der vom Blutrausch ergriffene Dangrail erneut zuschlug, diesmal Béals Nebenmann in den Hals traf und dessen Kopf halb abtrennte, so dass der Hals weit klaffte und das Haupt zur Seite baumelte.  
    Der halbgeköpfte Körper stürzte auf die Knie, dann zu Boden. Schlagartig kam Bewegung in Béal. Sein Schwert schnellte hoch, gerade rechtzeitig, um einen weiteren Hieb Dangrails abzuwehren. Dann war Auric auch schon bei ihm, fuhr einem weiteren Besessenen, der Béal von der Flanke erledigen wollte, in die Attacke. An seiner Seite prallten Béal und Dangrail in erbittertem Duell aufeinander. Aus den Augenwinkel sah er Bruc im Kampf mit einem weiteren Gegner. Daneben Sekainen im Kampfgemenge.
    Ninra gegen Ninra.  
    Trainingspartner gegen Trainingspartner.  
    Drachenblutrausch gegen puren Überlebensinstinkt im Angesicht der grauenvollen Realität einer Schlacht.

    Seine Gewänder flatterten in versengten, verrußten Fetzen hinter ihm her.
    Darachel rannte durch pfeilergesäumte Korridore, das Gefühl des Prasselns kalter Flammen noch immer auf seiner Haut. Bisher hatte er es geschafft, Cenn-Vekanens Attacken zu überleben. Teils durch Glück, teils weil er bei ihrem Besuch in der Bibliothek in dem Gang zu dem geheimen Raum mit den Apokryphen entdeckt hatte, wie man magische Phänomene abwehren konnte.  
    War Cenn-Vekanen noch immer hinter ihm? Konnte jede Sekunde erneut eine seiner Flammenlanzen zuschlagen? Darachel spähte im Laufen über die Schulter. Von dem besessenen Enthravanen war nichts zu sehen. Versuchte Cenn-Vekanen etwa ihn auf einem anderen Weg zu überholen und die anderen des Neuen Rings vor ihm zu erreichen?
    Unerwartet stürzte er aus dem stillen Schacht des Ganges hinaus in das tobende Irrenhaus eines der Großen Korridore. Das grell in Blut und Aufruhr hochlodernde Netz der Schattenschichten brach wie eine Sturzflut über ihn herein. Überall hin und her rennende Ninraé, Knäuel von Kämpfenden, Blut, Schreie, Verstümmelungen. Er wurde von einer Horde Vorbeijagender zur Seite gerissen, stürzte weiter, wich einer anderen Gruppe Kämpfender aus, direkt wieder in den gegenüber liegenden Gang hinein.  
    Eine Eruption im Korridor hinter ihm warf seinen laufenden Schatten lang voraus. Der Gang öffnete sich zu einer Halle, und von dem Aufflammen hinter sich gewarnt bremste er ab,

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