Der Fall der Feste
fiel schlitternd auf die Knie, stoppte seinen Fall mit einer Hand ab und schnellte herum. Sein Schwert klapperte über den Steinboden. Während er noch rutschte, hatte er die Zwischenschichten nach günstigen Zeichen ausgespäht. Das Signum eines Bannkranzes, der eine Entflammungsreaktion ableitete erschien rotglühend vor seinem inneren Auge. Fieberhaft führte er in Gedanken die Inversion der Symbolebenen durch und löste die Reaktion mit einem Zustoßen seiner Selbstglieder aus.
Eine Flammenwand brandete vor ihm hoch.
Darachel schnellte zurück.
Die Hitzewelle traf mit glühender Faust sein Gesicht. Die Flammen selber aber wurden zurückgetrieben. Eine Schicht blauer quellender Wolken blähte sich vor ihm wie die Schicht einer schützenden Kuppel. Wie ein zur Miniaturgröße zusammengedrängter Gewittersturm. Die Wucht eines aus ihm herausfahrenden Orkans drosch auf den Ansturm der Flammen ein, trieb sie zur Seite. Um seine Beine glühte es sengend heiß. Flammen hatten erneut die Fetzen seiner Gewänder erfasst. Hektisch klopfte er sie aus. Erneut hatte ihm eine Variante dessen, was er durch Zufall entdeckt hatte, dass eine Umkehr von Effekt und Schutzableitung gegen die Wirkung einer magischen Attacke als Schild einzusetzen war, das Leben gerettet.
Ein flackernd erblühendes Aufflammen – der Sekundäreffekt seines Bannsignums – an der Decke hinter ihm, warf durch die in sich zusammenfallenden Flammenschleier sein Licht in den Gang, durch den er eben auf seiner Flucht gerannt war, hob schwach eine unerbittlich sich nähernde Gestalt hervor. Cenn-Vekanen. Er war ihm noch immer auf den Fersen.
Er rappelte sich auf, griff rasch das ihm entfallene Schwert, rannte gebückt los, warf wahllos ein Raster des gleichen Signums, das er eben schon zur Abwehr benutzt hatte, in den Raum hinter sich.
Während er lief, schon in den Schatten des nächsten Gangs eintauchte, hörte er ein Wummern von Flammen hinter sich, spürte eine Welle von Hitze noch schwach seinen Rücken streifen.
Weiter. Nicht zurücksehen.
Nicht mehr weit jetzt. Er musste seine Gefährten vor diesem gefährlichen Besessenen warnen, der ihre kleine Gemeinschaft mit der Entfesselung einer Magie auslöschen wollte, deren Existenz er im klaren Geisteszustand immer geleugnet hatte.
Sie kamen allmählich aus den umliegenden Räumen und Gängen wieder herbei und sammelten sich.
Viele ihrer Gewänder waren zerrissen und blutbesudelt. Einige waren verletzt. Siganche und zwei weitere Heiler unter ihnen kümmerten sich um sie.
Entsetzt starrten die Ninraé ihrer Gemeinschaft des Neuen Rings immer wieder auf die Anzahl von Leichen, die vor dem Tor zu ihrem Terassenraum umherlagen. Sie wendeten die Toten um, schauten in Gesichter, die sie kannten und versanken im Gefühl des Unfassbaren und tiefster Trauer.
Die, unter ihren Angreifern, die nicht tot waren, trugen so schwere Verletzungen, dass sie zu nichts mehr in der Lage waren. So war die Wirkung des Drachenbluts. So war seine Wirkung auf den Geist der Ninraé. Raserei, die kaum aufzuhalten war. Sie beschlossen, die Schwerverletzten in einem angrenzenden Raum zu sammeln, einen Heiler für lindernde Faltungen bei ihnen zurückzulassen und dann den Zugang zu verrammeln, in der Hoffnung, niemand der anderen Amok laufenden Ninraé werde so eindringen.
„Fianaike ist nicht darunter.“
Cedrach war neben ihn getreten, blickte umher auf all die Spuren des Gräuels. Auric wagte nicht, ihm zu sagen, dass dies ein gutes Zeichen sei. Er hätte sich zu sehr vor der Hohlheit dieser Beschwichtigung geschämt.
„Wo mag sie nur sein? Was mag nur mit ihr geschehen sein?“ Cedrachs Worte waren mehr an sich selber als an ihn gerichtet. Er wandte sich auch schon wieder um, um zu sehen, wo er helfen könnte.
Auric ging zu Béal, der neben dem von ihm erschlagenen Dangrail kniete. Spuren von Tränen hatten sich wie Adern ihren Weg durch das verschmierte Blut auf seinem Gesicht gebahnt. Seine Augen waren rotumrändert und von dunklen Ringen gerahmt. Auric hatte niemals zuvor Ninraégesichter auf derartige Art gezeichnet gesehen. Gegen den durchscheinenden Teint ihrer Züge wirkten sie geradezu wie entstellt, als hätte sich der Ruß einer grausigen Realität auf die bleichzarte Oberfläche ihrer Haut gelegt und tief hineingebrannt. Stumm legte er Béal seine Hand auf die Schulter und kniete sich zu ihm hin, legte dem toten Dangrail die Hand über die gebrochenen, pechglänzenden Augen und schloss ihm die
Weitere Kostenlose Bücher