Der Fall der Feste
auf.
Egal, was mit Fianaike geschehen war, egal, was das merkwürdige Flirren, das ihre Astralgestalt umgab, bedeuten mochte, der Silaé konnte sie vernichten. Er konnte ihr Dinge antun, die auch das Leben in ihrem reglosen Körper, der dort am Rand der Stufen lag, zum Erlöschen bringen konnte. Er war ein Silaé, ein Geschöpf, das in den Geisterreichen zu Hause war.
Der Silaé hatte sie alle einfach zur Seite gefegt. Sie durften ihm nicht ohne den Versuch der Gegenwehr erliegen. Er durfte nicht zulassen, dass der Silaé Fianaike etwas antat. Er nahm wahr, wie sich auch die letzten ihrer Gruppe aufrappelten und die Verästelungen ihrer Selbstschichten suchend ausstreckten.
Darachel faltete selber das Spektrum der Zwischenschichten auf, fand in dem Aufruhr, der diesen Raum umgab, vieles, was er nutzen konnte.
Er griff zu, und ein sichelförmiger Riss öffnete sich in der Luft. Eine Feuerlanze schoss heraus. Fast im gleichen Moment schoss ein weiterer Speer von Feuer, von einem seiner Gefährten geschleudert, durch den Raum.
Beide Attacken schlugen fast gleichzeitig in den Silaé ein. Sie wurden verschluckt, als nähme ein See einen Kiesel auf.
Weitere magische Angriffe prasselten auf den Silaé ein, andere ihrer Gruppe, welche das Talent zu magischer Manipulation besaßen, griffen ebenfalls ein, um Fianaike zu retten. Sie hatten ebenso wenig eine Wirkung. Der Silaé schien unbeeindruckt und hielt Fianaikes Astralgestalt weiterhin in seinem Griff.
Darachel hörte Schreie rings um sich her. Aus den Augenwinkeln sah er Schatten zwischen den sie umgebenden Pfeilerreihen umher huschen. Die ihrer Gefährten, die dem näher standen, griffen ihre Waffen und wandten sich dorthin um.
Jetzt sah er es auch genauer. Und hörte es. Ninraé stürmten mit gezogenen Waffen, in ihrem Drachenblutrausch vor Blutlust brüllend, durch die äußeren Bereiche der Halle der Versammlung auf sie zu. Sein Blick streifte Auric. Der stand noch immer starr, fixierte den Silaé. Was war mit ihm los? Er hatte erwartet, dass er sich sofort umwenden würde, um sich der neuen Bedrohung zu stellen, den Rest der Gefährten zur Abwehr zu formieren. Doch der Menschenmann rührte sich ebenso wenig wie der Silaé, der über ihre Köpfe hinweg auf die nahende Angriffswelle blickte.
„Ich kann an diesen Ort. Ich kann in ihn hineingehen.“ Auric grollte es leise zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch, fast hätte Darachel es in dem aufflammenden Tumult überhört. „Geh mit mir in Konklavbindung, und wir gehen zusammen hinein.“
Was sagte Auric da? War er von Sinnen? Nein – er musterte ihn –, das schien er ganz und gar nicht. Meinte er das Geschenk der befreiten Silaé, meinte er ihre Konklavreise, die sie zusammen in seinen Geist gemacht hatten? Selbst dann war so etwas unmöglich.
„Bogenfall wird uns vernichten, in der Sekunde, wo wir in Konklavbindung gehen“, entgegnete er Auric. „In der Sekunde in der wir seinen Geist berühren, wird er unsere Körper zerstören.“
Auric bleckte die Zähne, den Blick noch immer starr auf den Silaé gerichtet. Er sah wohl die Wahrheit, die in Darachels Worten lag. Aus den Randbereichen der Halle hörten sie das erste Schwerterklirren und Schreie eines ausbrechenden Kampfes.
Ein anderer Schrei, den man so sehr in seinem Geist wie mit seinen Ohren hörte, durchschnitt den Aufruhr. Es war die tief vibrierende Stimme des Silaé. Es war ein Schrei der Überraschung.
Darachel blickte hin und sah, dass der Silaé kämpfen musste, um Fianaikes Astralgestalt in seinem Griff zu halten. Das Flirren um den Leib in seinen Händen war stärker geworden. Es war etwas wie ein Wimmeln, wie Wellen und Gurgeln in Wasser, das über ein Hindernis fließt. Mit Erstaunen sah Darachel wie die Finger des Silaé auseinander gezwängt wurden. Das Flirren erschien ihm beim Blick in die Schattenschichten in manchen Momenten wie ein Verein zahlreicher Wesen, große, kleine, mächtige, über- und untergeordnete. Dieses flirrige Wimmeln drängte die Faust des Silaé auseinander und die Astralgestalt Fianaikes stieg daraus hervor. Der Silaé griff jetzt mit seiner anderen Hand nach ihr, doch er konnte sie nicht fassen. Stattdessen schwebte die Astralgestalt von ihm fort und blieb zwischen ihm und Auric und dem Silaé in der Luft schweben.
Darachel sah, wie das Flirren der Wesen sich um Fianaike wie eine Wolke ausbreitete.
Der Silaé ließ einen Schrei der Wut los. Die Strahlenkrone um seinen Kopf flammte grell hoch. Eine
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