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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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eine so ernsthafte Aufrichtigkeit, eine so tiefe Besorgtheit. Das blaue Licht seiner Augen, ganz nah vor ihm, füllte seine Aufmerksamkeit und war wie das Glimmen eines großen Geistes aus der Tiefe eines Schachts. Darachel begann zu zweifeln. Hatte er dem Silaé Unrecht getan?
    „Er redet Unsinn.“ Die Stimme Aurics rief ihn ihn die Wirklichkeit zurück. „Er ist von etwas Fremdem befallen, auch wenn er es nicht weiß.“
      Darachels Bewusstsein klärte sich wieder zur Nüchternheit hin. Der Bann des Silaé war verflogen. Er blickte zur Seite und sah, dass Auric neben ihn getreten war.
    „Ja, das glaube ich auch“, antwortete ihm Darachel, und warf mit diesen Worten die letzten Reste der fremden Suggestion ab.
    „Ich rede nicht nur von glauben“, sagte Auric, während er noch immer an ihm vorbeischaute und den Silaé direkt fixierte. „Ich sehe es.“

    Während seine Ninraé-Gefährten durch die Begrüßung des Silaé anscheinend so verblüfft waren, dass sie sprachlos erstarrten, hatte Auric den Silaé fixiert.
    Ihm fiel es leichter, den Silaé wachsam und unbefangen zu beobachten; für ihn war der Silaé kein verehrungswürdiges Patenwesen. Für Auric war er in diesem Moment nur ein Gegner.
    Also wartete er ab, was geschehen würde. Hinter der Membran arbeitete die Maschinerie aus Licht.
    Er hörte, was gesprochen wurde.
    „Was ist Fleisch, was ist schon der Körper, was ein Leben, wenn nur der Geist gerettet wird?“, sagte das Lichtwesen, dieser Bogenfall mit einem Ausdruck im nichtmenschlichen Gesicht, der ein Muster der Aufrichtigkeit war. Sie kauften es ihm ab, auf irgendeine Weise. Doch Auric sah ein rumorendes Schattenspiel, das von dem sichtbaren, körperlichen Bild des Silaé überlagert wurde. Er trat in einen Raum des Erkennens, und er sah, wo er mit gewöhnlichen Augen nur die Gestalt des Silaé gesehen hätte, ein Lichterweben, durch das ein abnormes Beben ging.
    Er spürte den versklavten Silaé um sich, ganz nahe, der ihm vor vielen Jahren ein ominöses Geschenk gemacht hatte, und etwas trug von hier nach dort, von dem eingefrorenen Moment, in dem er die geistige Gestalt jenes Silaé erfahren konnte, zu der Gegenwart, in dem der Silaé Bogenfall des Lichts vor ihm stand. Und er erkannte. Nicht mit der Klarheit des Momentes der Vision, der Konklavreise, die er mit Darachel in das Innere des Geistes dieses Wesens unternommen hatte, doch immerhin wie ein Schemen.
    Er hörte den Silaé weiter reden, er hörte Darachel ihn anklagen, und während dieser Zeit beobachtete er die Schemen hinter dem Schleier, ahnte er ihr Ineinandergreifen, spürte, den größeren Zusammenhängen nach, die er bereits von jenem anderen Silaé kannte, den Achsen der Sphären, der Ekliptik seiner geistigen Organe. Spürte den Ruf eines Ortes, mit dem er auf mysteriöse Weise verbunden war.
    Und dann nahm er plötzlich so etwas wie eine Verschiebung wahr. Etwas zog sich zurück, etwas anderes konnte dadurch nach vorne dringen. Der Silaé redete auf Darachel ein, mit einem Ernst, einer Aufrichtigkeit, die etwas Untergründiges hatte, einen Tiefensog, der Darachel gefangen nahm.
    Aber durch diese Verschiebung wurde Aurics Aufmerksamkeit auf etwas gelenkt. Etwas, das im Zentrum dieser Verschiebung saß. Etwas, das er erkannte.
    Eine Sphäre, nicht groß, eher unauffällig, die in all dem wie ein Fremdkörper wirkte. Sie saß genau an den Ort geklammert, von dem er den Ruf der Vertrautheit spürte. Und wie beim ersten Mal, als er so etwas gesehen hatte, hing etwas anderes an ihr, doch diesmal etwas, das Auric, so schemenhaft, wie sich ihm das alles hier darstellte, nicht erkennen konnte.
    Schemenhaft.
    Bis auf diese Sphäre.
    („Das ist es!“, hörte er in der Erinnerung an ihre gemeinsame Konklavreise Darachel rufen. „Das muss es sein, wie sie den Silaé gefangen und versklavt haben.“)
    „Ich weiß nichts von Anaudragor“, sagte in der Gegenwart der Silaé zu Darachel. „Aber du scheinst ja von ihm regelrecht besessen zu sein.“ – Auric machte einen Schritt nach vorn, gegen den mahlenden Druck, der von dem Silaé ausging, trat neben Darachel. – „Ist dir nicht der Drache am Ort der Vision erschienen? Siehst du ihn jetzt auch überall um dich her?“
    Ja, da war eine ähnliche Sphäre wie jene, durch die der erste Silaé, dem er je begegnet war, versklavt worden war. Die Sphäre, von der Darachel vermutet hatte, dass sie ein künstlich geschaffener Geistkern sei.
    „Er redet Unsinn“, sagte er, halb zu

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