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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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neue Welle der Kraft fegte von dem Silaé auf sie zu. Instinktiv riss Darachel schützend seine Arme hoch und suchte nach Kraftspitzen, die er zur Verteidigung nutzen konnte.
    Doch die Wucht der Welle traf sie nicht.
    Fianaikes Astralgestalt stand vor ihnen, und vor dem Flirren, das sie umgab, das sich zu allen Seiten hin ausgebreitet hatte, brandete die Wucht, die von dem Silaé ausging, hoch, brach sich an ihr, und wurde abgeleitet.
    „Jetzt. Lass es uns tun“, hörte er die Stimme Aurics. „Was immer von Fianaike ausgeht, beschützt uns. Wer weiß, für wie lange.“
    „Du meinst, du kannst ins Innere des Silaé.“
    „Ja. Der befreite Silaé, der mir das Geschenk gemacht hat, nannte es einen Blick, einen Zugang, eine Blüte. Es ist ein Zugang. Zu diesem bestimmten Organ. Lass ihn uns nutzen. Jetzt!“  
    Darachel blickte umher. An der Peripherie der Halle war ein Kampf zwischen ihren Gefährten und dem Drachenblutrausch erlegenen Ninraé ausgebrochen. Dorther drang Schwerterklirren und Gebrüll. Der Kampf wogte unentschieden, und es schien, dass noch mehr Ninraé aus den umgebenden Räumen herbeigestürmt kamen, um sie zu attackieren.
    Am Rand der Pfeilerreihen lag noch immer der Körper Fianaikes. Er zuckte jetzt wie unter Krämpfen. Darachel wandte den Kopf. Ihre Astralgestalt dagegen schwebte vor ihnen, und der Schild des Flirrens schien noch immer stark genug den Angriff des Silaé abzuwehren.
    Etwas ähnlich Verrücktes wie den Vorschlag des Menschenmanns hatte er noch nie gehört. In das Innere eines Silaé gehen. Wenn Auric das tatsächlich vermochte, was konnten sie dort schon ausrichten? Er suchte verzweifelt nach einer anderen Möglichkeit, die ihnen aus dieser Situation heraushelfen konnte, aber er fand keine. In dem Chaos und der Verzweiflung, die in seinem Verstand herrschten, blieb nur das eine bestehen, was Auric vorgeschlagen hatte.
    Also ging er mit den zu Gliedern geformten Verästelungen seiner Aura in die Wisperschichten und formte sie, so, wie er es beim ersten Mal auch gemacht hatte, zu einer Konklavsphäre zwischen ihm und Auric. Sie bildete sich auch jetzt, wie schon beim ersten Mal, ohne dass die Kräfte eines Patenwesens ihm zu Hilfe kamen.
    Dann spürte er nur noch, wie sein physischer Leib zu Boden sank.

Die Saat des Drachen

    Sie waren sofort im Herzen des Sogs.
    Keine Umwege, kein Wandern durch die Achsen der Sphären. Dies war der Zugang, dies war das Geschenk, das der Silaé ihm gemacht hatte.  
    Dies war sein Geheimnis.
    Sie standen in einem gräulich-bräunlichen Schimmer im Zentrum einer gewaltigen Kugelhöhle. Um sie herum arbeitete eine Maschinerie kolossaler sich treibender Gestalten. Manchmal erschienen sie wie Glieder von Riesen, zu groß um ihre Gesamterscheinung zu erfassen, dann wieder wie ein riesiges Getriebe mühlradgleich ineinander greifender Gebilde. Sie spürten das Pulsen dieser Maschinerie wie den Schlag eines mondbrockengroßen, sie nach allen Seiten umfassenden Herzens. Auf eine seltsame Weise schienen Begriffe von Größe verrutscht; Dimensionen der Ausmaße des Raumes erschienen irrelevant. Er kam sich vor wie eine winzige Ameise in einem Bau von Riesen, andererseits stand er auch im Zentrum dieser Hohlwelt und ihr Blick umfasste sie. Darachel stand an seiner Seite und sah ihn an.
    „Kann er uns in seinem Innern spüren?“, fragte Auric seinen Ninraéfreund.
    „Ich weiß es nicht“, antwortete der. „Könnte er es, wären wir dann nicht schon längst tot? Oder er kann uns wahrnehmen, aber nichts dagegen unternehmen. So wie du merkst, dass dein Herz schneller schlägt, du aber nicht in die Brust hineingreifen kannst, um es dazu zu bringen, seinen Schlag wieder zu verlangsamen.“
    Sie blickten beide auf die gigantischen Formen um sich her, zu groß, als dass Ehrfurcht oder Schrecken sie überhaupt fassen konnten. Auric entdeckte in dem Blick ringsumher, was ursprünglich seine Aufmerksamkeit erweckt hatte und wies Darachel darauf hin.
    „Dort, siehst du? Da ist etwas Ähnliches wie das, was wir in der Vision des gefangenen Silaé gesehen haben. Du hast gesagt, das sei es, wodurch es möglich gewesen sei, den Silaé zu versklaven. Dass sich darüber ein anderer Geist zu ihm Zugang verschafft und Macht über ihn gewonnen hat.“
    Er sah, wie Darachel das Gebilde mit seinem geistigen Blick musterte.
    „Ein künstlich geschaffener Geistkern, so hast du gesagt.“
    „Ja“, antwortete Darachel, „das scheint es zu sein. Und durch diesen Geistkern,

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