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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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„Das war an der Grenzlinie zum echten Spitzohrenterritorium. Es hat einen Passweg in ihr verdammtes Land bewacht. Und ich bin nicht mal direkt in seine Reichweite geraten. Es war, als hättest du in ein verdammt krankes Hirn geschaut. Schlimmer. Als wärst du in einem verdammt kranken Hirn drin , und es schaut von überall her zurück. Nein, als wärst du unter einem Berg begraben, der nur aus Bosheit und Verdrehtheit … Ach Scheiße, ich weiss nicht, wie ich so was beschreiben soll. Du bist da bestimmt besser; du kannst mit Worten umgehen.“ Jag machte das schon ganz gut; ihm selber fehlten auch Worte und Begriffe, wenn er seine Berührung mit einem der Mahrgeister hätte beschreiben sollen. Jedenfalls war das der längste Versuch, sich verständlich zu machen, den er je von Jag gehört hatte.
    „Sie haben einen ganzen Grenzstreifen mit solchen Wächtern, der sich anfühlt, als wären tausend böse Augen auf einen gerichtet. Und wenn ich böses Auge sage, meine ich nicht die alte Halgriet vom Moor mit dem krummen Rücken und der Katze auf der Schulter, die ungewollte Bälger wegmacht.“ Jag scharrte mit der Spitze seiner Schwertscheide im Dreck, dann drehte er das Gesicht und fasste Auric direkt in den Blick, ließ ihn nervös prüfend von einem Punkt seiner Miene zur nächsten springen, zum einen Auge, dann wieder zurück zum Blick auf das ganze Gesicht. Als er darin keine Spur von Spott fand, fuhr er fort.
    „Aber das ist noch nicht alles. Da gab es noch anderen Scheiß.“ Er kniff die Augen zusammen, sein Mund wurde eine kalte, fühllose Linie. „So etwas wie das, was den Senphoren-Drilling umgebracht hat, habe ich nicht zum ersten Mal gesehen.“
    Er nahm wieder das Scharren mit seiner Schwertspitze im Dreck auf und blickte leeren Auges die Länge der Schwertscheide entlang.
    „Sah aus wie ein Mensch, nicht wie so ein klobiges Homunkudings. Aber es war nichts Lebendiges, jedenfalls nicht zuerst. Eigentlich überhaupt nicht. Klar, es hat sich bewegt. Und wie! Ich meine …“ Er blickte hoch, ließ seinen Blick über den Waldrand schweifen, zeigte auf ein Eichhörnchen, das einen gerade Baumstamm hoch flitzte. „Da, das Eichhörnchen. Du und das Viech, ihr habt was gemeinsam. Nein, ich meine nicht, dass du dauernd Baumstämme hoch klettern willst. Ich meine … Du und das Eichhörnchen, ihr seid beide aus einer Mutter gekrochen. Und ich will mal für dich hoffen, dass sich eure Mütter verdammt nicht ähnlich gesehen haben. Aber …“ Wieder suchte sein Blick den von Auric. „Dieses Wesen ist es nicht; das ist niemals aus einer Mutter gekrochen.“ Jags Blick verlor sich in die Leere suchend über Aurics Schulter.
    „Jemand hat es gemacht. Wie diese Homunkudinger. Und es hat was in seiner Brust drin, was kein lebendiges Wesen hat. Und einer dieser Spitzohrenfürsten, irgendeine Schwarze Sonne oder Zweiflammiger Mond oder wie sie sich nennen, hatte genau so was in der Brust. Und noch was war darin, etwas, das aussah wie ein Mond so groß wie eine Faust. Und dann gab es irgend so ein Gerät. Und dann war der Mond nicht mehr in der Brust des Spitzohren sondern in dem Wesen, und das Spitzohr war wie tot, und der Körper von diesem Wesen hat sich bewegt wie lebendig. Macht das irgendeinen Sinn für dich?“
    „Ja, Jag, macht es. Und einiges andere macht jetzt auch mehr Sinn für mich.“ Er erzählte ihm knapp von den Körpern angeblicher Quâ-tsunja, die er, Kelam und die Kutte Silgenja in den Katakomben unter dem Siegel des Kraístophreneacs gefunden hatten. „Die hatten auch etwas in der Brust, was kein lebendiges Wesen hat. Und da war auch ein Gerät.“ Hatten die Kinphauren tatsächlich auf magische Art eine Möglichkeit, ein Leben in einen anderen Körper zu verpflanzen? Hatte es für die Wesen, die er zunächst für Quâ-tsunja gehalten hatte, so etwas wie Ersatzkörper gegeben?
    „Jag, hast du jemals bei den Kinphauren jemanden gesehen, der kämpfte, als käme er aus einer geheimen Kampfschule, so wie Quâ-tsunja oder Khiochan oder Baottiste? Am ehesten wie Quá-tsunja; kämpfen mit zwei kurzen Klingen?“
    Wieder zuckte Jags Blick zu Aurics Gesicht, fixierte ihn auf eigentümliche Art. „Klar“, sagte er schleppend. „Die Idarn-Khai führen zwei gerade kurze Klingen, wie Kurzschwerter, nur mit schmalerer Klinge.“ Er bemerkte Aurics halb erstaunten, halb fragenden Blick. „Idarn-Khai? Ja, ich glaube so ähnlich heißen sie. Eine Kriegerkaste der Spitzohren. Genau so eine Kaste wie diese

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