Der Fall der Feste
immer mit ihnen abgestimmt war, die Nichtmenschen haben sie als Waffe genutzt und geopfert. Das war mehr oder weniger eine Selbstmordmission mit dem Ziel uns den größtmöglichen Schaden zuzufügen. Ich glaube nicht, dass das mit den drei Mitgliedern des Magierkaders des Einen Weges so vereinbart war. Ich glaube nicht, dass die sich dann auf so eine Mission eingelassen hätten.“
Hätte er selber gewusst, was auf ihn zukommen würde, hätte er es getan?
Das Gros der Sechzehnten, ein gefährlicher Teil des idirischen Heeres hatte isoliert, dann auf die feindliche Seite gebracht oder vernichtet werden sollen.
Damit wurde gleichzeitig der Weg von einer unerwarteten Seite, zu einer unerwarteten Zeit direkt ins Herz des Reiches frei.
Deshalb durfte keine Reserve für den Fall seines Scheiterns hinter den Drachenrücken stationiert werden. Darum musste sein Feldzug als sicherer Erfolg erscheinen.
Nicht die Kutte, niemand sonst aus der Politik, der von ihr eingeweiht worden war, hatte das Gerücht vom Verdacht gegen Genarion an die Öffentlichkeit dringen lassen, sondern genau die Partei, die ganz sicher von den Hintergründen des Anschlags gegen ihn und der falschen Fährte zu Genarion wusste, weil sie dies alles nämlich selber arrangiert hatte. Die Ordensloge des Einen Weges hatte das Gerücht verbreitet, damit sich im öffentlichen Bewusstsein, die richtige Botschaft festsetzte: Der Feldzug im Norden ist eine sichere Sache, und es beginnen schon im Vorfeld Kämpfe darum, wer den Ruhm dafür heimtragen darf.
War schon das Zusammenlegen der Sechzehnten zu einer regulären Einheit ein Teil des Komplotts gewesen? Waren hier schon Verräter am Werk gewesen? Unerkannte Mitglieder der Ordensloge des Einen Weges?
Während die Invasionsarmee der Nichtmenschen über den Riaudan-Pass ins Reich einfiel, sollten gleichzeitig in den Ostprovinzen und Kvay-Nan Aufstände ausbrechen, die General Kelams Dritte Armee dort banden, so dass sie nicht in ausreichender Stärke dem angegriffenen Kernlands Niedernaugariens zur Hilfe kommen konnte. Gleichzeitig der Aufstand des Einen Weges.
Eine perfider Plan.
Ein Plan von langer Hand vorbereitet.
Dann hatten sie es nicht mit einem Nachfolger des Nichtmenschenanführers, den sie Kinphaidranauk nannten, zu tun, sondern mit Kinphaidranauk selber. Von Anfang an.
Und er selber war zufällig ein Zeuge dieser Anfänge gewesen. Ohne es zu wissen.
Er war an einem Ort gewesen, wo ein Kyprophraig – oder die Kinphauren, er hatte nur wenige Räume gesehen, nur zwei Menschen darin – Ordensleuten des Einen Weges die Geheimnisse der Magie vermittelt hatten. Mithilfe einer Kraft, die ihre sich zaghaft entfaltenden Kräfte verstärkte. Mithilfe des gefangenen Geisteswesens.
Sein Hauptzweck war nicht eine Blockade von Senphorenbotschaften gewesen. Das war nur ein Nebeneffekt.
Wenn nur die Boten heil und rechtzeitig den Riaudan-Pass überschritten und seine Warnung in die idirischen Provinzen tragen konnten. Noch war nicht alles zu spät.
Sie setzten die Felder, an denen sie vorbeizogen, in Brand. Die Ernte sollte nicht dem Nichtmenschenheer auf seinem Vormarsch in die Hände fallen. Sie wollten ihnen keine Möglichkeiten zurücklassen, ihre Truppen zu verpflegen.
Große Wände von Rauch stiegen hinter ihnen in den Himmel und verhüllten das Licht der Sonne.
„Meinst du, es ist eine der Botschaften, eine von denen, die du direkt nach der Sichtung des Aufmarsches der Kinphauren losgeschickt hast, jemals angekommen?“, fragte Bruc. Er, Cedrach und Siganche waren in diesen Tagen die Einzigen, die ihn neben Darachel noch besuchten, um seiner Erzählung zuzuhören, und selbst dann, fand er, herrschte eine gespannte Atmosphäre zwischen Darachel und den anderen. Ihr Interesse schien sich ausschließlich auf das zu konzentrieren, was er über die Invasion der Nichtmenschen zu berichten hatte und ob diese auch eine Gefahr für ihre Gemeinschaft in Himmelsriff darstellen konnte.
„Ich glaube nicht, dass eine der Botschaften jemals ihren Empfänger erreicht hat“, antwortete er. „Nicht nach allem, was ich erlebt habe. Dem hohen Grad von Organisation und Planung. Viele dieser Zusammenhänge sind mit erst im Nachhinein, hier in Himmelsriff klargeworden.“
Er hielt einen Moment inne, blickte in den zur Ebene hin offenen Raum umher, von der Tiefe durch keine Mauern, nur durch eine Pfeilerreihe getrennt. Der Wind wehte hindurch und der Raum hatte dadurch fast den Charakter eines Balkons
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