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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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der wiederholten Befehle, das Geräusch rennender Füße hallte vielfach gebrochen aus dem Wald der Pfeilerreihen wieder. Durch das alles bohrte sich das hohe Pfeifen in Aurics Ohren. Dann wurde auch das abgeschnitten, als reißender Donner die Welt beben ließ.
    Ein Blitzgeschoss.
    Dann ein zweites.
    Das Bersten von Stein, das Pfeifen von Splittern, scharf und explosiv, das Pfeifen in seinen Ohren, heulend und konstant, noch um ein infernalisches weiteres Register angeschwollen, Schreie, Rufe, Gebrüll. Er rannte, so schnell er konnte, kam aus Pfeilerreihen und von ihnen gebrochenem Geflacker heraus in den offenen Raum der Halle, hörte andere hinter, neben ihm laufen, sah vage das Gehusche ihrer Gestalten, vor ihm die den Raum begrenzende Kolonnade. Die Blitze setzen aus.
    Kommt der Kyprophraig durch die Pfeilerreihen oder geht er um sie herum?
    In jedem Fall hatten sie kurz Zeit gewonnen, bis er sie wieder ins Schussfeld bekam und das Bombardement der Blitze wieder einsetzte. Die Kolonnade war vor ihnen. Hatten sie noch ihre Schützen bei sich? Er stolperte seitwärts, sah über die Schulter, Leute überholten ihn, er suchte nach Gesichtern. Da war Pfahl. Nefraku rannte vorbei. Da war Vortig. Keine Zeit nach Spinxer Ausschau zu halten. Da war der Kyprophraig, der um die Seite des Karrees aus Pfeilerreihen herumkam, eine dürre Gestalt, wie ein weitere zu magere Säule, die aus der Gemeinschaft der anderen verbannt worden war, mit flatternden langen Armgliedern. Wie ein Segel flackerte blau knisterndes Höllenfeuer in dem zwischen seinen Spinnenfingern aufgespannten Netz hinter ihm her.
    Ein Krachen, gefolgt von einem schrillen Pfeifen. Ein Blitz aus den Händen des Kyprophraigen entlassen, pflügte einen Riss durch den Hallenboden, eine eruptiv vorwärtsschießende Narbe, aus der Splitter in die Luft getrieben wurden. Er sengte an Auric vorbei, riss zwei Männer vor ihm zuckend und brennend auf seinem gleißenden Bugsporn mit.
    Er rannte, den Kyprophraigen in seinem Rücken wissend, mit einem kreischenden Prickeln zwischen seinen Schulterblättern, eine weitere Blitznarbe schrammte über den Boden vorbei, dann lief er zwischen Pfeilern hindurch. Er sah sich um im Getümmel der Leute, die mit ihm den Schutz der Kolonnade erreicht hatten.
    „Vortig, Pfahl, Spinxer!“, brüllte er, so laut er konnte.
    Vortig kam neben ihn in den Pfeilerschatten gerannt, da war das Gesicht von Spinxer. Wo war Pfahl?
    „Habt ihr den Nerv für einen Versuch, ihm einen Pfeil in den Leib zu jagen, bevor wir weiter fliehen?“ Vortig sah ihn an, als wollte er sagen, Was denkst du denn? Da kam auch Pfahl angerannt. Sie stellten sich in den Schatten eines Pfeilers gelehnt auf und legten ihre Waffen auf das langsam herannahende Monstrum an. Die letzten Fliehenden erreichten jetzt auch den Schutz der Kolonnaden. Auric sah sich nach einem Fluchtweg um, hoffte seine Orientierung war noch irgendwie intakt, wies auf einen Gang, von dem er hoffte, er würde ihn in die Richtung des von ihnen getrennten Trupps führen. Ein weiteres reißendes Bersten unterbrach seine Erwägungen. Spinxer sprang vor umherfliegenden Trümmerbrocken zurück. Sein Umriss und die regelmäßige Abfolge der Pfeiler wurde scharf und grell vom Licht des Blitzes in den Hintergrund der Kammern geworfen. Spinxer wich zurück, wischte sich die Nase am Unterarm und suchte sich scheinbar seelenruhig einen neuen Pfeiler als Deckung.
    Der Kyprophraig kam näher, sparte sich seine Blitze für einen Moment, in dem er seine Ziele wieder deutlich sehen konnte. Auric sah Pfahl, sah Spinxer mit steinern gleichgültigen Ausdruck auf den Kyrpophraig anlegen, sah diesen näher kommen, sah die Schützen wie selbstvergessen in ihrer Haltung verharren.
    Drei Sehnen schnellten mit verschieden hohem Ton.
    Der Kyprophraig zuckte. Seine Arme schlugen aus. Das Flackern um seine Spinnenfinger erlosch für einen Moment, blitzte dann knisternd ziellos wieder auf wie verirrtes Elmsfeuer. Zwei Pfeile ragten aus seinem Kopfstummel, einer aus seinem Torso. Alle drei Schützen hatten getroffen. Er wankte kurz, als müsse er erst seine Orientierung wiederfinden, dann setzte er seinen Weg im gleichen Rhythmus wieder fort.
    Wo war nur das Hirn dieser Kreatur? Vielleicht nicht dort, wo man es eigentlich vermutete. In dem Stummelschädel schien außer für die Atemorgane und das riesige Maul kaum noch Platz dafür zu sein. Vielleicht tiefer. Wo es geschützt war. Vielleicht hinter der Krause aus Tentakel und

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