Der Fall der Feste
kinphaurisches Schwert und schloss sich ihnen an.
Der Kyprophraig war ihnen zwar auf den Fersen und sein erster Impuls war gewesen, dass es ihnen irgendwie gelingen musste, den Kampf in die Randbereiche der Halle zwischen die Pfeilerreihen hin zu ziehen, wo sie für Blitze des Kyprophraigen kein leichtes Ziel boten, doch dann wurde ihm klar, dass ein Kampfgemenge, in dem das Getümmel von Freund und Feind unentwirrbar war, ihnen vor den Attacken des Kyprophraigen, den gleichen Schutz bieten musste, wie Säulen aus Stein. Es war ohnehin einerlei. Der Verlauf dieser Kämpfe war sowieso jeder Kontrolle entglitten, und Sekunden später war er auch schon im Kampf gegen einen kinphaurischen Gegner und alle anderen Erwägungen lösten sich im Klirren von Stahl, im Hin und Her von Klingen und Körpern ins Nichts auf.
Der Kinphaure knurrte und fletschte die Zähne unter seinem fremdartigen Helm. Mit einer von Wut getriebenen Wildheit bedrängte er Auric mit einer Reihe ungewöhnlicher Hiebe kinphaurischer Fechtart. Schräge, glatte Abfolgen. Auric versuchte seines eigenen ungewohnten Stahls Herr zu werden, die Hiebe zu parieren, die fremde Klinge abzulenken. Er glitt beinah in einer Blutlache aus, fluchte, entkam gerade noch durch Wegducken einem weiteren Hieb, ging in eine Gegenattacke und erwischte den Kinphauren an der Hüfte. Das wendete den Zweikampf, der Kinphaure wich zurück, Auric setzte nach, traf seinen Gegner mit Hieben, die dessen Kettenglieder zerfetzten. Den tödlich Getroffenen zu Boden tretend sprang er vor und stürzte sich mit heftigen Schwüngen seines Schwertes weiter ins Getümmel, wo er Nefraku erblickte, der mit verbissener Wildheit den Kinphaurenkämpfern zusetzte.
Sekunden später, während er erbittert focht, nahm er am Rande seines Bewusstseins ein rasselndes Fauchen wahr. Der Kyprophraig. Er hatte sie eingeholt. Ein Teil seines Geistes war weiter mit aller Intensität, die eine solche gewaltsame Auseinandersetzung abforderte, in den Kampf verstrickt, in Vorpreschen, Schlagen, Parieren, Hacken und Stechen, ein anderer Teil war sich quälend der Präsenz dieses Monstrums aus einer anderen Zeit bewusst, und dies ließ kalte Schauer sein Rückgrat entlang laufen. Er focht mit seinen unmittelbaren Gegnern, trieb sie zurück und war sich doch die ganze Zeit der Möglichkeit bewusst, dass jederzeit eine Entladung konzentrierter Energie in das Getümmel fahren konnte, ein einziger sengender Blitz, der ihn erfasste und für einen Sekundenbruchteil im Herzen einer weißen tödlichen Sonne tanzen ließ, bevor dann sein Körper leblos und verkohlt zu Boden sank. Würde der Kyprophraig seine Blitze verschießen, auch wenn er unvermeidlich damit ebenfalls Verbündete tötete? Besaß das Wesen Skrupel dieser Art? Oder hielten ihn andere – rationale oder vielleicht fremdartigere – Erwägungen davon ab? Was auch immer der Fall war, er war dagegen hilflos, er konnte nichts tun. Er kämpfte weiter, nahm wahr, dass ihre eigenen Kämpfer nicht länger wichen, jetzt da ihre Zahl gegenüber der ihrer Feinde ausgeglichener war.
Etwas klatschte gegen sein Gesicht, Blut und etwas Anderes, Weiches. Der aufblitzende Schub einer Wahrnehmung durchfuhr ihn, dass Augenpaare zu etwas an seiner Rechten zuckten, Blicke sowohl von Feinden als auch eigenen Leuten. Ein huschender Schatten und ein furchtbarer Schrei. Der vage Eindruck, dass einer ihrer Leute aus ihren Reihen gerissen wurde, der kalt lodernde, intensive Eindruck, dass etwas grausig Gewalttätiges mit ihm geschah.
Der Kyprophraig war direkt in das Kampfgetümmel eingebrochen. Was ihn zurückhielt, aus der Ferne seine Blitze in die wogende Menge kämpfender Menschen zu schicken, war letztlich tatsächlich nicht zu ergründen, ob er so etwas wie Loyalität zu der eigenen Seite kannte, oder ob fremdartigere, kältere und unerforschlichere Motive für ihn bestimmend waren. Jedenfalls drang er in die Menschenmenge ein, ließ eine ähnliche sichelartige Klinge unter die Leute der Sechzehnten fahren, wie sein Artgenosse zuvor, pflückte mit seinen freien Armen Kämpfer aus der Menge und ließ den mit rasiermesserscharfen, beweglichen Zähnen gespickten Schlund eine furchtbare, blutige Ernte halten. Todesschreie paarten sich mit Lauten schieren Entsetzens. Selbst von den Lippen der Kinphauren, die eigentlich Grund gehabt hätten, wegen des Eintreffens und tödlichen Werks ihres Verbündeten zu jubeln, kam kein Laut eines Triumphes.
Sekunden später sah Auric
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