Der Fall der Feste
Scheren, wo sich der Kopfstummel unter dem Maul zum Torso verbreiterte.
Auric sah die drei Schützen erneut anlegen. Ansonsten waren alle anderen schon in dem von ihm gewiesenen Gang verschwunden. Ein weiterer Schuss schien zu riskant, bei der Seelenruhe mit der die drei Ziel nahmen. Es würde andere Gelegenheiten geben.
„Vortig, Pfahl, Spinxer! Alle Weg hier!“
„Aber …“, wollte Vortig widersprechen, ohne die nahende Kreatur entlang des Pfeils aus dem Visier zu nehmen.
„Weg hier! Keine Widerrede! Wir kriegen ihn später.“
Widerwillig lösten sich alle drei aus der Deckung ihrer Pfeiler, liefen mit Auric in das Maul des Gangs. Vor sich konnten sie im umgrenzten Raum noch die Laufgeräusche der letzten der fliehenden Gruppe hören, sahen vage Bewegungen vor sich in der Dunkelheit. Kurz verfluchte sich Auric, nicht mit an der Spitze zu sein, die Kontrolle über den Weg aus der Hand gegeben zu haben. Nefraku war mit an der Spitze. Er hoffte, dass Nefraku das Richtige tat. Wenn es in diesem Labyrinth so etwas wie das Richtige gab. Hinter ihnen flackerte grelles Licht auf, der Widerschein von Blitzen. Der Kyprophraig suchte nach ihrem Fluchtweg, dem Gang, den sie genommen hatten. Auric lief so schnell er konnte und sah die Flüchtenden vor ihnen nach links in einer Abzweigung verschwinden.
Hinter ihnen wurde das Licht heller. Der Kyprophraig hatte sie gefunden.
Er war mit Vortig und den anderen an der Abzweigung, er hetzte um die Ecke. Ein Blitz schoss hinter ihnen durch den Tunnel, an der Ecke, die sie gerade noch umrundet hatten vorbei, fuhr wie ein Geschoss durch den Gang, den sie verlassen hatten.
Sie stürzten aus der Enge ins Freie. Ein Pulk von Leuten war um ihn herum, die ersten rannten schon wieder los. Auric hörte wieder Kampfgeräusche von irgendwo hallen, diesmal näher als bisher. Nefraku war bei den Wartenden, feixte ihm zu, mit einem Grinsen, halb schief, halb dreckig. Anscheinend hatte Nefraku die Abzweigung gut gewählt. Anscheinend war Nefrakus Orientierungsgefühl gar nicht so übel.
In seinem Kopf überstürzten sich die verschiedensten Erwägungen.
Wir hetzen den anderen den Kyprophraigen auf den Hals, wenn wir zu ihnen stoßen. Wir wissen nicht, was da vor sich geht, gegen was die anderen im Kampf stehen. Vielleicht geraten wir vom Regen in die Traufe. Aufgesplittert sind wir andererseits verloren. Beide Seiten zusammenbringen, die Situation ändern bringt vielleicht auch neue Möglichkeiten. Keine Entscheidung ohne Informationen kann eine gute Entscheidung sein. Wie immer seine widersprüchlichen Gedanken auch rasen mochten, sie hatten das Terrain verlassen, wo es um eine Entscheidung aus taktischem Kalkül heraus ging und wo so etwas überhaupt möglich war. Die ersten rannten schon, die Richtung war entschieden, es gab kein Richtig oder Falsch.
Er nickte Nefraku zu und folgte den bereits Laufenden.
Der Kampflärm war immer näher gekommen, und plötzlich waren sie aus dem Korridor in eine Halle gestürzt, in der aus einer anderen Richtung ein Trupp erbittert Kämpfender hereinströmte.
Es waren eigene Leute. Ein Trupp von Kinphauren stürzte hinter ihnen her und drang auf sie ein. Die Kinphauren, die in der Überzahl waren, hatten sich ihres Sieges sicher gewähnt und starrten daher die Neuankömmlinge aus erschreckten, überraschten Augen an. Die Sicherheit eines Sieges schien ihnen entrissen, die ausgeglichene Seitenstärke wiederhergestellt. Sie wussten noch nicht, was den neu angekommenen Feinden auf den Fersen war.
Aurics Blick würde von einem wilden Brüllen zu einem der Randbereiche der Halle hingelenkt. Dort, hinter Pfeilerreihen tobte ebenfalls ein erbitterter Kampf. Auric sah zwischen den Lücken der Pfeiler hindurch Kämpfende hin und her wimmeln. Er sah Schwerter. Er sah längere Waffen vorstoßen, Spieße. Er sah eine wilde ungeschlachte Masse vorschießen und die Menge der anderen Kämpfenden zurückdrängen. Er hörte eine donnernde, durchdringende Stimme über dem übrigen Kampflärm. „Macht den verdammten Drecksack alle!“
Sie hatten Jag wiedergefunden.
Doch für ein Wiedersehen war jetzt keine Zeit – mehr als ein kurzer Blick, zwischen Pfeilerlücken erhaschte Fragmente eines wild tobenden Kampfes war Auric nicht beschieden. Von der inneren Dynamik der Situation getrieben, stürzten sich die Kämpfer, die bei ihm waren, in das Gefecht der Gruppe ihrer wiedergefundenen Leute gegen die kinphaurische Übermacht. Auric schwang sein eigenes
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