Der Fall der Feste
abstehen. Ein infernalisches Pfeifen durchstach seinen Schädel von Ohr zu Ohr.
Kann nicht sein , schoss es durch sein Hirn. Waren viel zu nah an ihm dran, um seine Blitze zu schleudern.
Er blickte sich aus stieren Augen um.
Sie waren auseinander gefegt worden. Er selber war nicht direkt getroffen worden, aber andere hatte der Blitz direkt erwischt. Verkohlte Überreste von Menschen hatte es gegen die Pfeiler geklatscht. Überall war alles schwarz und verrußt, teeriges, blutiges Geschmier besudelte Boden und Pfeiler, troff von den glatten Flächen herab, war auswärts explodiert um den Kreis eines noch flirrenden Einschlagkraters. Andere hatten mehr Glück gehabt und waren, wie Auric selber, einfach von der Macht des Blitzes erfasst und beiseite geworfen worden.
Der Kyprophraig stand in all dem Chaos und Blut. Entfernt vom Zentrum des Einschlags. Er stand verdreht und wankend, und er blutete aus einigen Wunden, welche die Waffen der Angreifer ihm gerissen hatten. Er sah schwer mitgenommen aus. Eine seiner Gliedmaßen war fast abgetrennt und sein Körper klaffte vor Wunden. Hatte er selber den Blitz entfesselt? Ein verzweifelter Akt?
Er hörte Stöhnen um sich herum, sah Nefraku, der sich mit den Überlebenden wieder aufrichtete. Sah in einem panisch zur Seite zuckenden Blick das Weiße von Nefrakus Augen sich überdeutlich hervorheben. Sah, wie er versuchte, nach vorn zu stürzen.
Blendendes Weiß verschlang die Welt.
Eine weitere sengende Blitzramme schlug über Nefrakus Kopf in den Pfeiler ein.
Nefraku krabbelte verzweifelt auf allen vieren auf Auric zu, durch rußiges Blut, über Leichen hinweg. Schrecken durchfuhr Auric. Der Blitz war von anderswo gekommen. Ein zweiter Kyprophraig? Mit den Händen schob er sich entlang des Pfeilers, gegen den es ihn geworfen hatte, in eine aufrechte Haltung, die Wange fest gegen den kalten Stein gedrückt.
Kreischender Donner.
Ein zweites Geschoss aus Licht durchpflügte die rauchgeschwängerte Luft und schlug in einen der massiven Pfeiler ein. Stein barst, Splitter platzten nach allen Seiten weg, durchschnitten die Luft wie pfeilspitzenartige Geschosse. Mit explosivem Knacken schlug eines direkt neben Aurics Kopf ein. Nadeln feinster Splitter fraßen sich ihm in Schläfe und Wange. Er biss die Zähne zusammen. Er hatte Glück gehabt, das Gesicht rechtzeitig zur Seite und die Lider geschlossen zu haben, sonst wäre es vielleicht um sein Augenlicht geschehen.
Der getroffene Pfeiler rauchte und ein großer Krater klaffte in seiner Kante. Durch Rauch und Flirren sah er, wie der von ihnen verwundete Kyprophraig sich über die Umfassungskante in einen der Schächte gleiten ließ. Seine Beine tasteten sich über die Kante und dann folgte der dürre, lange Körper mitsamt der beiden Armpaare und dem monströsen Kopf, so als werde er von dem tiefen, schrägen Abgrund aufgesogen.
Er hörte, das Durcheinanderschreien seiner Leute, die sich ebenfalls irgendwo wahllos in Deckung geworfen hatten. Ein Mann brüllte vor Schmerzen, ohne Stoppen, ohne Unterlass, sein Schrei konkurrierte mit dem irren Pfeifen in Aurics Ohren. Von dem zweiten Kyprophraigen war nichts zu entdecken.
Eine weitere Blitzramme, durchpflügte Luft. Auric schnellte um die Kante des Pfeilers, um vor den geschossgleichen Trümmern geschützt zu sein. Wie Meteore kreischten sie vorbei, im Gefolge eines donnernden Platzens. Diesmal musste es den beschädigten Pfeiler vollständig zerlegt haben. Den Kopf auf die andere Seite werfend sah Auric hinter der letzten Pfeilerreihe gerade noch einen aufragenden Schatten hinter einer Steinkante verschwinden. In großem Abstand von der Pfeilerphalanx um den Lichtschacht herum. Dieser Kyprophraig war anscheinend vorsichtiger als sein Artgenosse und hatte vor, sie aus sicherer Distanz mit seinen Blitzen zu erledigen. Sie saßen hier wie auf einem Schießstand.
Er sah Nefrakus Gesicht ein wenig entfernt um eine Pfeilerecke lugen, dreckig und blutbesprenkelt. Sie mussten hier weg. Er rief Nefraku die Kurzbefehle für völligen Rückzug, die Richtungsangabe durch den Ranghöchsten und Weitergeben der Nachricht zu, begleitet von den Handgesten. Nefraku verstand, wiederholte den Befehl in die andere Richtung, und Auric wies mit dem Arm die Rückzugsachse, weg von jener Seite des Pfeilerwaldes, wo er den zweiten Kyprophraigen gesehen hatte. Er nickte Nefraku zu und lief los, an der Reihe der Pfeiler vorbei in Richtung des Freiraums der Festungshalle.
Die kurzen gebellten Rufe
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