Der Fall Kiwi
Chef?“, erkundigt er sich.
„Heute geht’s mir gut! Aber gestern haben wir bei Sturm einen Bootsausflug gemacht. Da war ich so seekrank, dass ich die Fische füttern musste.“
„Sturm? Ich denke, da unten ist jetzt Sommer?“, erkundigt sich Pommes etwas verwirrt.
„Ist es auch. Heute brennt die Sonne wieder heiß herunter. Ich zieh mich gerade um für die Weihnachtsfeier. Raten Sie mal, was ich anhaben werde, Pommes.“
„Smoking?“
„Nee! Meine Badehose“, sagt KK und lacht spitzbübisch.
„Und ich saß gerade mit Schal und Pullover unterm Weihnachtsbaum, weil die Heizung ausgefallen ist, haptschi!“
„Bei uns ist Mittagszeit. Da müsste es jetzt in Hamburg Mitternacht sein?“
„Stimmt!“, sagt Pommes.
„Tütü ruft. Ich glaub, ich muss jetzt Schluss machen, Pommes. Viele Grüße an alle!“
Als er den Hörer seines Handys abschaltet, steckt Tütü den Kopf zur Tür herein und ruft: „Beeil dich, Isidor! Die anderen warten schon!“ Die „anderen“, das sind Freunde und Nachbarn von Tütü, die jetzt eingetroffen sind.
Kim hat ein leichtes Mittagessen zubereitet. Am späten Nachmittag, wenn es nicht mehr so heiß ist, wollen dann alle gemeinsam ans Meer fahren.
Dann kommt auch Professor Patterson dazu. Er arbeitet in der Forschungsstation für einheimische Vögel. „Der kann dir bestimmt eine Menge über Kiwis erzählen“, sagt Tütü zu Kugelblitz.
Kugelblitz ist der Professor gleich sympathisch. Patterson ist Ornithologe, was so viel wie „Vogel-kundler“ bedeutet.
Man kann sich keinen größeren Gegensatz vorstellen als die beiden. Der Professor ist groß und hager und hat volles, halblanges Haar. Tütü macht die beiden Männer miteinander bekannt.
„Mein Freund Isidor ist fast ein Kollege von Ihnen, Professor!“, scherzt Tütü. „Er befasst sich auch mit Vögeln. Allerdings eher mit lockeren Vögeln, Lockvögeln oder schrägen Vögeln! Er ist Kriminalkommissar.“
„Verstehe“, sagt der Professor und lächelt belustigt.
„Gibt es überhaupt noch Kiwis hier in der Umgebung, Professor?“, fragt KK.
„Leider nein. Sie sind nahezu ausgestorben. Wir haben allerdings ein Pärchen in unserer Forschungsstation und hoffen, dass sie bald brüten werden. Wenn es uns gelingt, Junge aufzuziehen, wollen wir einige Vögel auswildern.“
„Dann ist meine Chance, einem echten Kiwi zu begegnen, wohl eher gering?“
„So ist es“, entgegnet der Professor. „Es sei denn, Sie besuchen mich an meinem Arbeitsplatz in der For-schungsstation.“
„Das tu ich gern“, sagt Kugelblitz. Und dann verabreden sie ein Treffen am 27. Dezember.
Während Tütü mit seiner Frau Kim einen gegrillten Truthahn aufschneidet und unter großem Beifall unter den Gästen aufteilt, erzählt der Professor Näheres über den berühmten kleinen Vogel, der nicht fliegen kann.
Und er erzählt auch von den Delfinen. „Wenn Sie wollen, fahren wir nachher mit meinem Boot aufs Meer hinaus. Ich weiß eine Stelle, wo sie sich bei Sonnenuntergang treffen.“
Kugelblitz denkt an sein Bootserlebnis vom Vortag und macht ein etwas unglückliches Gesicht. „Keine Angst, Isidor!“, ruft ihm Kim lachend zu. „Heute ist das Meer glatt wie ein Kinderpopo!“
Die Bootsfahrt mit dem Professor ist dann wirklich ein unvergessliches Erlebnis. Kaum nähert sich die Sonne dem Horizont, kommen sie angeschwommen. Das Wasser bewegt sich, brodelt fast. Hunderte von Delfinen tummeln sich plötzlich wie ein Schwarm Sardinen im klaren Wasser rund um das Schiff. Sie sind kein bisschen scheu und scheinen ihren Spaß am Besuch des Bootes zu haben. Sie springen hoch, tauchen unter, drehen sich auf den Rücken und gleiten immer wieder hautnah am Schiffskörper entlang. Ob sie den Schiffsrumpf für einen hölzernen Delfin halten?
„Ich besuche die Delfine oft“, sagt der Professor stolz. „Manchmal schwimme ich sogar mit ihnen.“ Plötzlich rast ein Rennboot mit affenartiger Geschwindigkeit an ihnen vorbei und zerstört den Zauber. Die Delfine tauchen ab und sind verschwunden.
„Mistbande!“, schimpft der Professor. „Das haben die schon öfter gemacht. Ich kenne das Boot. Es heißt Orca und fährt immer zur Insel Waiheke hinüber.“
Dieser kleine Zwischenfall ist längst vergessen, als Tütü am nächsten Morgen einen Anruf von Professor Patterson bekommt. Er ist ziemlich aufgeregt und sagt: „Ich muss den Besuch von Mister Kugelblitz leider absagen! Meine Kiwis wurden gestohlen und meine kostbaren Keas
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