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Der Fall Lerouge

Der Fall Lerouge

Titel: Der Fall Lerouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Èmile Gabroriau
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erkannt, daß sich unter anderem zwei Weinflaschen und eine Flasche Cognac in ihm befanden. Auch erklärten sie, die Frau habe über Kopfschmerzen geklagt und erwähnt, sie werde, obwohl Karneval sei, wohl früh zu Bett gehen.
    Der Chefdetektiv hob den Zeigefinger und sagte: »Wir müssen den Mann suchen, für den Wein und Cognac gekauft worden sind. Madame Lerouge hat den Kerl mit der Bluse erwartet, ihren Galan.«
    Â»Aber sie war alt und häßlich!« sagte der Gendarm des Dorfes.
    Gevrol sah den braven Mann mitleidig an. »Eine Frau mit Geld ist immer jung und schön«, beschied er ihn.
    Â»Vielleicht ist das die richtige Spur«, sagte Daburon, »wenngleich ich bisher nicht daran gedacht habe. Mich hat vielmehr die Bemerkung stutzig gemacht, daß sie jederzeit mehr haben könne, als sie hatte.«
    Aber diese Worte waren an Gevrol verschwendet. Er hatte bereits eine Theorie und durchschnüffelte jeden Winkel des Zimmers. Plötzlich stutzte er und sagte: »Fing es nicht am Dienstag zu regnen an, am Abend, nach einer vierzehntägigen Trockenperiode? Um wieviel Uhr fing es hier an?«
    Â»Um halb zehn«, sagte der Wachtmeister, »ich hatte gerade zu Abend gegessen und machte meine Runde durch die Lokale, als es zu gießen anfing. Im Nu waren die Straßen überflutet.«
    Â»Wenn der Mann nach halb zehn gekommen ist«, sagte Gevrol, »müssen seine Schuhe naß und schmutzig gewesen sein. Ist er dagegen vor halb zehn gekommen, waren sie trocken. Haben Sie Fußspuren festgestellt, Herr Kommissar?«
    Â»Darauf habe ich nicht geachtet«, sagte der Kommissar.
    Â»Sehr ärgerlich!« Gevrol schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge.
    Â»Da fällt mir ein«, rief da der Kommissar, »in dem anderen Raum sind nur der Wachtmeister und ich gewesen und haben nichts angerührt. Unsere Spuren müssen leicht erkennbar sein. Vielleicht finden Sie dort noch etwas, das Ihnen weiterhilft.«
    Â»Dann bitte ich um die Erlaubnis, diesen Raum allein untersuchen zu dürfen, bevor jemand anders hineingeht«, wandte Gevrol sich an Daburon.
    Als dieser nickte, ging Gevrol in das andere Zimmer, wo es aussah, als habe ein Verrückter hier gehaust. Nur der Tisch, für eine Person gedeckt, war unberührt. Auf einem blütenweißen Tuch stand ein Teller von feinstem Porzellan, daneben ein kunstvoll geschliffenes Weinglas. Eine geöffnete Weinflasche war kaum angerührt, während aus der Cognac-Flasche daneben fünf oder sechs Gläser getrunken worden waren.
    Der Inhalt zweier schöner Schränke aus Nußbaum zu beiden Seiten des Fensters – Kleider, Wäsche und andere Gegenstände – lag verstreut auf dem Boden umher. Ein kleiner Wandschrank neben dem Kamin, in dem das Porzellan aufbewahrt wurde, war erbrochen, die Marmorplatte des Schreibtischs auf der anderen Seite des Kamins war in Stücke geschlagen. Jemand hatte die Schubladen herausgezogen und auf den Boden entleert. In der Matratze des Betts klaffte ein großer Längsschnitt, und jemand schien in der Strohfüllung gewühlt zu haben.
    Â»Keine Spur«, murmelte Gevrol, nachdem er die Unordnung gemustert hatte. »Er muß vor halb zehn gekommen sein.«
    Er kniete neben der toten Madame Lerouge nieder und untersuchte sie. »Das war kein Anfänger«, knurrte er. Er sah sich um und kam dann zu dem Schluß: »Die Frau muß beim Kochen gewesen sein, als der Mörder zuschlug. Da sind noch die Eier in der Pfanne.«
    Dann rief er die anderen ins Zimmer.
    Â»Offensichtlich ein Raubmord«, sagte der Kommissar.
    Â»Wahrscheinlich«, antwortete Gevrol. »Auf dem Tisch fehlt ja auch das Silber.«
    Plötzlich rief Lecoq, der sich auf eigene Faust an die Untersuchung gemacht hatte: »Hier in der Schublade liegt Geld. Etwas über dreihundert Francs!«
    Gevrols Erstaunen währte nicht lange. »Er wird sie vergessen haben«, sagte er. »Ich habe mehr als einen Raubmörder gekannt, der seine Beute vergaß mitzunehmen. Vielleicht war er zu aufgeregt, vielleicht ist er gestört worden. Sehen Sie: Die Kerze ist ausgelöscht. Mag sein, jemand hat an die Tür geklopft.«
    Â»Oder der Mörder war auch nur ein sparsamer Mann«, sagte Lecoq trocken.
    Trotz aller weiteren sorgfältigen Untersuchung des Hauses ergab sich kein Hinweis auf den Mörder oder auf sein Motiv. Kein Brief, nicht einmal ein

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