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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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mit seltenen Edelsteinen und goldenen Zeichen verziert war. Für einen Threber aus der reichen Oberschicht war er standesgemäß eingekleidet. Außerhalb seines kleinen Reiches war er genauso vermummt wie die anderen Männer, damit seine Weichteile bei starken Sandstürmen geschützt blieben. Hier in der Schaltstelle der Denkfabrik von Katara musste er als Oberdenker des Landes - im übertragenen Sinne - eine gute Figur machen und konnte sich keine billige Burka überstreifen.
    Ansonsten erkannte Frau Alonis nur die üblichen Verdächtigen: Professor Kai Schegg, der Massenmedienexperte Ondit Schnader, die Analytikerin Teosopha Stein, die Überwachungsfanatikerin des militärischen Abschirmdienstes Noima Kurati, der Leiter der Gesundheitsbehörde Heronimus Heiler und die Vertretung der Bundeskanzlei Poligäischer Staaten, eine gewisse Frau Schrödinger, deren Name aus Datenschutzgründen geändert werden musste, weil ihre Hauskatze immer wieder Opfer von brutalen Cyberattacken wurde. Nachdem Frau Alonis den Konferenzraum betreten hatte, wurde es augenblicklich sehr leise. Sie ging an ihren Platz, legte die Akte Misrati auf den Tisch und setzte sich. Sie griff nach dem Glas Wasser, das für sie bereitgestellt war, und nahm hastig ein paar Schlucke. Doktor Pomase eröffnete die Gesprächsrunde.
    „Nachdem wir nun alle vollzählig hier erschienen sind, können wir uns unserem kleinen Problem widmen. Erek Misrati“, sagte er. Kaum hatte er den Namen ausgesprochen, drehte sich eine kleine Holografie von Erek in der Mitte des Tisches, und einige andere Daten wurden eingeblendet. „Es besteht also kein Zweifel mehr, dass dieser Mann eine einzigartige DNA besitzt, die den Fortbestand unserer Zivilisation sichern könnte. Erek Misrati ist sozusagen der Wunschschwiegersohn aller Mütter, da die Vitalität seiner Spermien eine Befruchtungsquote von hundert Prozent erlauben würde. Idealerweise kommt noch hinzu, dass seine DNA dergestalt veranlagt ist, dass sie keine Krankheitsdispositionen aufweist. Die Regenerationsrate seiner Erbsubstanz beläuft sich auf 99,89 %, was den Alterungsprozess extrem verlangsamt. Seine Lebenserwartung liegt laut den letzten Hochrechnungen bei ungefähr 150.000 Terra-Jahren. Erek Misrati hat zusätzlich einen dreißigfach erhöhten UV-Schutz und besitzt zwei Hautschichten mehr, als jede andere hominide Lebensform, die wir bisher kennenlernen durften. Außerdem hat sein Blutkreislauf einen Wärmetauscher, der es ihm erlaubt, seine Körpertemperatur zu kontrollieren. Erek Misrati scheint eine Mischform zu sein. Mich wundert nur, warum er uns bisher noch nicht aufgefallen ist?“, erklärte Doktor Pomase, trank einen Schluck und gab Heiler ein Zeichen. Die Gedanken des Doktors wurden von Heiler weiter ausgeführt.
    „Weil er bisher ein total unscheinbares Leben geführt hat. Er gehört der untersten Klasse der Bevölkerung an, und niemand hat sich für ihn großartig interessiert. Er war anscheinend noch nie beim Arzt und verlässt das Haus auch sonst sehr wenig. Als die Gesundheitsbehörde auf Anweisung von Frau Alonis die staatliche Anordnung zur Gen-Abgabe aller Bürger von Katara durchgeführt hat, fiel uns Ereks Genstruktur sofort auf. Bei näherer Betrachtung kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Je mehr Informationen wir über die Funktionsweise seines Körpers erhielten, desto eher kamen wir zu dem Schluss, dass es sich bei diesem Mann um eine neue hybride Lebensform handelt. Er müsste zur einen Hälfte ein Threber, und zur anderen Hälfte ein Yakki sein. Das würde aber den Gesetzen der Biologie widersprechen“, bemerkte Heiler.
    „Gesetze, die wir selbst aufgestellt haben und wieder vergessen können. Höchstwahrscheinlich ist es schon möglich, dass sich Yakkis und Threber unter bestimmten Bedingungen miteinander paaren können. Erek ist der lebende Beweis dafür. Je mehr wir uns mit der Tatsache vertraut machen, dass wir es hier mit einer völlig neuartigen Lebensform zu tun haben, umso eher können wir alle Gesetze, die wir bisher über die hominide Evolution aufgestellt haben, über Bord werfen“, sagte Frau Stein.
    „Und wo ist nun das Problem? So wie es aussieht, scheint Herr Misrati doch eher die Lösung unserer Probleme zu sein. Wir geben ihm eine ordentliche Abfindung, mit der er bis ans Ende seines Lebens finanziell versorgt wäre, und als Gegenleistung bekommen wir immer wieder Proben seiner wertvollen Gene. Es kann doch nicht so schwierig sein, einen solchen

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