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Der Fall Zamar (German Edition)

Der Fall Zamar (German Edition)

Titel: Der Fall Zamar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Maak
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plötzliches Umdrehen und Zurückgehen würde sie Verfolger an einer abrupten und verwirrten Handlung erkennen. So ging sie erst eine halbe Stunde durch die Stadt, bis sie sich vergewissert hatte, dass ihr keiner folgte.
    Die zerbeulte Tür der Bar ließ sich nur schwer öffnen. Wahrscheinlich hätte der Besitzer des Ladens gut daran getan, die Tür leichtgängig zu machen, dann hätten sich vielleicht nicht so viele Leute mit einem Fußtritt Zugang verschafft, was man aus den Dellen schlussfolgerte. Rauchige Luft schlug ihr entgegen, ob die nur von Zigaretten herrührte, vermochte sie nicht zu beurteilen. Zielstrebig steuerte Madea auf die Bar zu, um sich gleich auf einen Hocker niederzulassen. Viel zu laute Countrymusik dröhnte aus den Lautsprechern in den übervollen Raum, wodurch sich die Leute nur noch lauter unterhielten. Dazu gestikulierten sie wild mit den Händen, um das Gesprochene verständlicher zu ihrem Gegenüber zu transportieren.
    Der Barkeeper, der einen gewaltigen Bauch vor sich herschob, kam sofort zu Madea und lächelte sie an: „Was darf es denn sein, junge Lady?“
    „Ein Glas Wasser, bitte.“
    Etwas irritiert schaute er zu ihr, und Madea wusste sofort, dass sie einen Fehler gemacht hat. „Geben sie mir noch ein Glas Wein dazu“, schob sie hinterher. Man geht nicht in eine Bar und bestellt sich nur ein Glas Wasser.
    „So ist es recht.“ Sein Gesicht strahlte wieder.
    Als die beiden Gläser vor ihr standen, schaute sie sich vorsichtig um, und stellte fest, dass keiner groß Notiz von ihr nahm. An der Bar saßen einige durstige Gestalten, an den Tischen spielten etliche Männer Karten, und in den dunklen Ecken vergnügten sich klobige Kerle mit leicht bekleideten Frauen.
    Madea wollte ihren Kneipenbesuch nicht unnötig in die Länge ziehen, deshalb winkte sie den Barkeeper in einem ruhigen Moment zu sich.
    „Ich weiß, dass ich ihnen ein wenig eigenartig erscheine, aber ich bin auf der Suche nach einer Person“, sie sprach jetzt diskret zu ihm. „Vielleicht können Sie mir helfen, und Sie verdienen sich noch einen kleinen Schein dazu.“
    „Aber einen Mann finden Sie auch ohne meine Hilfe, so wie Sie aussehen.“
    Kurze Erschrockenheit ließ Madea etwas zögern, weiter zu erklären, was sie wollte. Der glaubte tatsächlich, sie suche eine Begleitung.
    „Viel komplizierter.“ Sie legte 50 Dollar auf den Tresen und versuchte, ihre Worte noch eindringlicher zu ihm rüberzubringen. „Ich brauche dringend eine neue Identität und deshalb auch einen Pass. Ich hab nichts Unrechtes getan, aber es ist schön zu wissen, dass man sich mal verkrümeln kann, wenn Situationen unübersichtlich werden. Eventuell ist Ihnen jemand bekannt, der sich mit so etwas auskennt.“
    Der Barkeeper polierte weiter an dem Glas, welches er während des Gesprächs schon bearbeitete, und ließ Madea dabei nicht aus den Augen. Kurze Zeit später schrieb er auf einen Zettel ein Wort und schob das Blatt zu ihr.
    „Melde dich am Tresen“, waren seine einzigen Worte.
    Madea zog die Notiz zu sich und ließ sie in der Jackentasche verschwinden. Sie nahm noch einen großen Schluck von dem Wasser und legte dann einen 20-Dollar-Schein auf die Theke: „Stimmt so.“
    Als sie etwa 50 Meter entfernt war, las sie was auf Zettel geschrieben stand: Boheme-Bar.
    Nachdem sie sich nochmals nach Verfolgern umgeschaut hatte, ging sie drei Häuserblocks weiter. Dort nahm Madea sich ein Taxi und hoffte auf die Ortskenntnis des Taxifahrers, denn sie hatte keinen blassen Schimmer, wo diese Bar sein sollte.
    Im Stadtteil Stratford hielt der Fahrer an einem belebten Platz. Madea zahlte und stieg aus dem Taxi. Durch die große Leuchtreklame erkannte sie sofort die Bar. Vor der Tür standen etwa 30 Motorräder, dazu noch ein paar Männer, hauptsächlich in Leder gekleidet.
    Boheme übersetzte Madea sich mit intellektueller Randgruppe mit künstlerischen Ambitionen. Ob es dort wohl jemanden gibt, der seine Fähigkeiten im Bereich der Kunst überträgt in den Bereich des Fälschens von Dokumenten?
    Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihr breit, als sie durch die Tür trat und fast nur langhaarige Kerle in Lederkluften sah. Aber eines fiel ihr sofort auf, der Laden war sauber und ordentlich. Man könnte meinen, es sei eine Nobelrockerbar. An den Wänden hingen neben handsignierten Lederjacken von Stars wunderbare Gemälde. Dazwischen fand man noch einige Bleistiftskizzen. Scheinbar treiben sich hier doch einige Künstler rum.
    Weiter hinten

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