Der Fall Zamar (German Edition)
genug.“
„Ich muss mich doch absichern. Es könnte durchaus sein, dass du bei der Polizei, FBI oder sonst irgendeiner Behörde arbeitest und mich auffliegen lassen willst.“
„Und das hast du überprüft?“, fragte Madea ungläubig.
„Ich habe so meine Spezialisten, Computer können da manchmal wie ein offenes Buch sein.“
Fünf Minuten sind sie durch verschiedene Straßen gefahren, bis das Fahrzeug vor einem älteren Gebäudekomplex hielt. Es waren mehrere flache Garagen aneinandergereiht. Eine alte Leuchtreklame von Shell prangte auf dem Dach. Neben den vier Garagentoren standen alte rostige Autos und Motorräder. Sie stiegen aus und gingen durch eines der Tore nach innen. Madea erkannte eine Motorradwerkstatt. Durch die Halle, vorbei an Werkbänken und Hebebühnen, kamen sie in einen der hinteren Räume des Gebäudes. Dort schob er einen Schrank zur Seite. Das Wandregal war zwar riesig, aber es stand auf Rollen, weshalb es für Carl ein Leichtes war, es wegzuschieben. Ein High-Tech-Raum eröffnete sich ihr. Nie hätte sie hier solch Arsenal an Computern, Scannern, Druckern und Fotoapparaten vermutet. Carl ging jetzt nach rechts zu der weißen Wand und schaltete die davor stehenden großen Lampen an, die den Raum gänzlich erstrahlen ließen.
„Dort hinten ist Schminkmaterial, du willst doch dein Aussehen noch etwas verändern, oder?“ Er zeigte in eine Ecke, wo ein Spiegel an der Wand hing.
Sie verstand sofort und ging zu dem schon etwas verblassten Spiegel. Sie machte sich gleich daran, ihren Teint aufzuhellen, während er zahllose Knöpfe und Schalter betätigte, um die Computer zum Laufen zu bringen. Als sie die Haare straff nach hinten gebunden hatte, setzte sie sich auf den Stuhl, der vor der Fotokamera stand. Er schoss zwei Bilder und setzte sich dann vor den einen Computer. Madea nannte ihm noch ein paar Daten.
„Auf welchen Namen soll der Pass laufen?“, erkundigte er sich jetzt.
„Raja Assnar“, war ihre knappe Antwort. Bewusst hatte sie den Vornamen ausgewählt, war er doch eine Erinnerung an ihre tote Schwester.
Nach einigen Minuten beendete Carl die Vorbereitungen zum Erstellen des Passes. „Du kannst Donnerstag nach 20.00 Uhr das fertige Dokument in der Bar abholen. Vergiss das restliche Geld nicht.“
„Werde ich nicht“, sagte Madea, als sie ihre zusammengebundenen Haare löste.
Der Fahrer brachte beide mit demselben Auto, welches sie auf der Hinfahrt schon benutzten, zurück zur Boheme-Bar, sodass Madea nicht im Geringsten erahnen konnte, wo sie gerade gewesen war. Aber sie brauchte es auch nicht zu wissen.
4.
Daniel Monroe kämpfte sich durch die Menschenmassen, wie die vielen anderen Studenten auch, immer mit Blick auf die beiden Mädels, die jetzt durch die Tür in den Vorlesungssaal gingen. Er trug eine Jeans, dazu ein orangefarbenes Shirt mit einem sportlich geschnittenen Jackett.
Er stand früh am Morgen rechtzeitig vor Zamars Wohnblock, ihre Unterkunft auf dem Campus der Emory-Universität. Nach dem Foto entdeckte er Madea Zamar recht schnell. Sie trug ein hellgrünes Kleid mit einer Jeansjacke darüber. Neben ihr kam noch eine junge Frau aus dem Haus, schlank, braunes kurzes Haar. Daniel nahm an, dass es die Zimmergenossin war, denn sie unterhielten sich auf dem Weg zum Hauptgebäude der Universität.
Jetzt saß er schon die dritte Vorlesung hinter den jungen Damen und nichts passierte. Was erwartete er auch? Das kann noch wochenlang so weitergehen. Vermutlich ist da sowieso nichts Verdächtiges, oder doch? Vielleicht sollte er Zamar näher kennenlernen und es ergeben sich zufällige Gespräche. Eventuell kann man zwischen den Zeilen Anhaltspunkte erkennen, die sich das FBI dann intensiver anschaut.
Um 12.30 Uhr endete die dritte Vorlesung, und die beiden Frauen schlenderten in die Mensa. Daniel wusste, dass Zamar Zeit hatte, denn die nächste Vorlesung fing für sie erst 13.45 Uhr an. Er setzte sich in der Mensa fünf Tische weiter weg von ihnen, wobei er nicht weiter auffiel, da es dort wie in einem Bienenstock zuging. Ein ständiges Kommen und Gehen brachte große Unruhe in den Speisesaal. Einige bepflanzte Raumteiler sollten wiederum ein wenig Gemütlichkeit verbreiten. Vier große Fernsehbildschirme lieferten ständig Bilder von irgendwelchen Nachrichten oder besonderen Sportereignissen. Während Daniel sein Fischbrötchen aß, überlegte er, wie er ihr zufällig über den Weg laufen sollte. Aus der Bibliothek hatte er sich zwei Bücher
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