Der falsche Graf
Taxi mit einem Schaden liegen geblieben ist. Er musste dringend zum Flughafen."
"Raimund von Auerbach-Steinfeldt", machte sich Klaus-Peter mit Simon bekannt. Heimlich musterte er sein Gegenüber. Der Kerl sah gut aus, aber er stufte ihn nicht als echte Konkurrenz ein.
"Simon Strauber." Simon zeigte sich deutlich zurückhaltend. Dieser gegelte, gestriegelte Bossanzugtyp gefiel ihm nicht. Seine Freundlichkeit wirkte aufgesetzt.
"Sehr erfreut", log Klaus-Peter und wandte sich wieder Conny zu, wobei er Simon den Rücken zuwandte. Eine nicht miss zu verstehende Geste, die Simon aus der weiteren Unterhaltung ausschließen sollte. "Ja, es hat – Dank Ihrer Hilfe – alles wunderbar geklappt. Ich habe nicht nur mein Flugzeug bekommen, ich war auch pünktlich am verabredeten Ort und konnte einen äußerst zufriedenstellenden Abschluss tätigen."
"Das freut mich für Sie." Conny spürte, dass zwischen den Herren eine gewisse Spannung herrschte. Es war ihr unangenehm, schmeichelte allerdings gleichzeitig ihrem Ego, denn bisher hatten die Männer immer nur um die Gunst ihrer kleinen Schwester gewetteifert. "Wann sind Sie denn angekommen?"
"Gerade eben erst. Ich hatte Glück noch vor der Reisegruppe einzutreffen." Lächelnd hob Klaus-Peter seine Chipkarte. "Jetzt wollte ich mir eine kleine Erfrischung gönnen, bevor ich mein Zimmer aufsuche und meinen Koffer auspacke."
"Wir wollten auch gerade etwas trinken gehen", erwiderte Conny schnell, wobei sie geflissentlich Simons ablehnende Miene übersah. "Möchten Sie uns nicht auf die Terrasse begleiten?"
Und ob Klaus das wollte. Er gierte danach, so schnell wie möglich herauszufinden, ob Conny das Medaillon bereits gefunden hatte und wenn ja, wo sie es versteckt hielt. Am liebsten hätte er ihr auf der Stelle so lange brennende Zigarettenkippen auf die Pfirsichhaut gedrückt, bis sie ihm alles verriet, was er wissen wollte. Aber Klaus beherrschte seine Ungeduld. Erstens weil er kein Aufsehen erregen wollte und zweitens, weil er hoffte, die ganze Geschichte im Guten regeln zu können. Wenn es ihm gelang, Conny in sich verliebt zu machen, würde sie ihm vielleicht freiwillig erzählen, wo das Medaillon steckte.
Zu dritt gingen sie zu den weit geöffneten Glastüren. Tante Miene, die gerade mit einem Korb voller Rosenblüten aus dem Park zurückkehrte, sah dem Trio unter gerunzelten Brauen hinterher. Was war denn das für ein geschniegeltes Bürschchen das sich da an das sympathische Paar angedockt hatte? Ein Besucher oder ein Hotelgast? Wenn letzteres der Fall war, dann musste er gerade erst angekommen sein. Tante Miene hatte ihn jedenfalls bisher nicht gesehen und ein solcher Typ wäre ihrem aufmerksamen Auge niemals entgangen.
Sie trug die Blumen in die Privatküche der Familie von Kronberg und machte sich auf die Suche nach ihrer Nichte Daniela. Sie fand sie im Kontrollbüro, mit Elisabeth Wimmergroß in eine lebhafte Diskussion über irgendwelche Fehlbons verwickelt, die angeblich von Herbert Wimmergroß stammten.
"Ich möchte ganz einfach, dass das geklärt wird", befahl Daniela in ihrer unnachahmlichen Autorität, die keinen Widerspruch zuließ. "Und ich möchte, dass sich Ihr Gatte an die Anweisungen hält." Sie wandte sich um und bedachte ihre Tante mit einem strengen Blick. "Was möchtest du?"
"Schon gut", winkte Miene ab. Wenn Daniela in dieser Stimmung war, sollte man sie besser nicht mit privaten Dingen behelligen. "Es hat sich erledigt."
Sie wollte eigentlich in die Küche zurückkehren, um endlich ihre Rosen ins Wasser zu stellen, aber die Terrasse zog sie magisch an. Hinter einem Ficus fand sie den idealen Lauschposten, von dem sie den Platz überblicken konnte. Das Trio saß ganz in ihrer Nähe, jeder hatte ein Glas vor sich und der Herr im feinen Bossanzug redete unaufhörlich auf seine Begleiter ein. Mienes Brauen schoben sich zusammen als sie sah, dass einer der Aushilfskellner an den Tisch trat, die Daniela Kronberg immer in den Hoch-Zeiten der Saison einstellte. Ein junger Medizinstudent, der sich alle Mühe gab, die Wünsche der Gäste zu deren vollster Zufriedenheit zu erfüllen. Doch der Herr im Bossanzug behandelte den zukünftigen Onkel Doktor mit einer Herablassung, die Mienes systolischen Blutdruck von 120 auf 200 jagte. Zwar konnte sie nicht verstehen, was der Bossanzug sagte, aber alleine seine Haltung und Gestik verrieten, dass er sich dem Aushilfskellner haushoch überlegen fühlte und diesen dies spüren ließ. Schließlich wedelte er mit
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