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Der falsche Graf

Der falsche Graf

Titel: Der falsche Graf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edna Schuchardt
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Formalitäten erledigt. Mit energischen Schritten strebte sie zu Kyrsti, die unter den Blicken der Chaneldame zu schrumpfen schien. Tante Miene sah, dass die Ältere intensiv auf die Junge einredete, dann deren Arm packte und sie einfach mit sich zog. Kyrsti wirkte wie ein bockiges Kind, das von seiner Mutter zum Zahnarzt geschleppt wurde.
    Als die beiden verschwunden waren trat Miene aus ihrer Deckung hervor und ging zu der Fensterfront vor der Kyrsti gerade noch unruhig auf und ab gegangen war. Ihre Blicke wanderten über die Oleanderbüsche und sauber gestutzten Hecken, die die Auffahrt säumten. Eine Bewegung, eigentlich nur ein Schatten, der über den weißen Kies huschte, weckte Mienes Aufmerksamkeit. Sie kniff die Augen zusammen und suchte die Heckenreihe ab. Täuschte sie sich oder hockte da jemand zwischen den Büschen? Sie trat näher an die Scheibe, versuchte mit den Blicken das dichte Blattwerk zu durchdringen. Aber sie konnte nichts Verdächtiges entdecken. Alles war wie immer. Zwei Gärtner rechten den Rasen vor der Einfahrt zur Tiefgarage, ein dritter pflanzte Dahlien in das Blumenrondell. Sie hätten einen Eindringling sicherlich bemerkt.
    Vielleicht hatte sie nur den Schatten eines Vogels gesehen, der über den Weg geflogen war oder ein Kastanienblatt? Tante Miene versuchte, die Erscheinung mit diesen Deutungen zu erklären, aber die latente Ahnung kommenden Unheils, diese unruhige Spannung, die sie immer befiel, wenn sie eine Spur aufgenommen hatte, ja manchmal sogar noch BEVOR es überhaupt einen Verdacht gab, verließen sie den ganzen Tag nicht mehr.

8. Kapitel
    Die gelbe Fassade des Schlosses spiegelte sich im Wasser des Bannwaldsees. Klaus-Peter lenkte den Leihwagen auf den Seitenstreifen, stieg aus und ließ den Anblick des Gebäudes und der Umgebung erst einmal auf sich wirken. Ja, die junge Dame hatte Geschmack, das musste man ihr lassen. Und Geld schien sie auch zu besitzen, wenn sie sich einen Wellnessurlaub in diesem Nobelkasten leisten konnte. Oder hatte sie das Medaillon inzwischen verhökert und gab nun sein Geld mit vollen Händen aus?
    Er musste es unbedingt herausfinden. Inzwischen war Klaus-Peter davon überzeugt, dass er das Unglücksschmuckstück in Cornelias Wagen verloren hatte. Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, dann sah er sich selbst, wie er sich weit in den Fond hineinbeugte und nach der Aktentasche hangelte. Er spürte noch das Gewicht des Medaillons als es gegen die Hemdbrust gefallen war. Wie es von seinem Hals rutschen und verschwinden konnte, war ihm allerdings nach wie vor ein Rätsel, aber wie hieß es so schön in der Werbung: Nichts ist unmöglich. Auch nicht etwas zu verlieren was man eigentlich als sicher verwahrt geglaubt hatte. Vielleicht war der Verschluss aufgegangen oder eines der Kettenglieder gerissen? Wie auch immer, er musste das Schmuckstück finden, sonst würde ihm der Diamantenhändler ein paar Unannehmlichkeiten bereiten.
    Der Kerl wollte partout nicht glauben, dass Klaus das Kleinod verloren hatte. So blöd konnte kein Meisterdieb sein, hatte der Diamantenhändler behauptet. Wenn er nicht glauben sollte, dass Klaus ihn übers Ohr hauen wollte, sollte der schnellstens das Medaillon herausrücken, sonst würde er Besuch von ein paar sadistisch veranlagten Rumänen erhalten und die würden nicht nur das Medaillon sondern auch die ansehnliche Vorauszahlung aus Klaus herausprügeln.
    Normalerweise gab Klaus nicht sehr viel auf solche Drohungen, aber bei diesem Mies VanHeuken war tatsächlich Vorsicht geboten. Der Mann hatte sich aus einem äußerst verrufenen Viertel Amsterdams zum Mehrfachmillionär rausgearbeitet. Dass er dazu weder Samthandschuhe noch Weichspüler benutzt hatte, war jedem klar, der halbwegs denken konnte. Und dass er immer noch über die nötigen Verbindungen verfügte, daran zweifelte Klaus-Peter keine Sekunde. Egal wie freundlich Mies VanHeuken aus seinem Armanianzug schaute, er war ein waschechter Killer, der sich heute allerdings nicht mehr die Hände mit dem Blut anderer Leute schmutzig machte.
    Dann auf in den Kampf, alter Junge, motivierte sich Klaus-Peter und stieg wieder in den Wagen. Ein ziehender Schmerz erinnerte ihn an seine nächtliche Begegnung mit dem Spitz. Er hatte die Bisswunde mit Penicillinpuder und Salben behandelt. Zum Glück heilte sie gut, aber ab und zu schmerzte sie noch, wenn er sich etwas ungeschickt bewegte oder irgendwo anstieß. Er wartete, bis das Pochen aufhörte, dann startete er den Motor und

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