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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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Drífa zu haben war? Obwohl es wahrscheinlich nur deshalb so ist, weil sie wutentbrannt und sturzbetrunken war?
    Oder habe ich die Gelegenheit ergriffen, um mich zu rächen?
    Aber ich lasse unsere Liebesnacht durch solche Überlegungen nicht stören. Fahre fort, auf diesem lieblichen Instrument zu spielen. Mal ganz zart, dann wieder anspruchsvoll.
    Sie stöhnt genießerisch. Windet sich wohlig unter meinen frechen Fingern und Lippen. Auch, wenn ich mal härter zupacke.
    »Ja … ja«, murmelt sie und hebt sich mir entgegen. »Sei streng zu mir.«
    Ich fühle, wie mich ein Siegestaumel durchfährt, als Drífa sich völlig ihrer Begierde hingibt, die ich in ihrem Inneren entfacht habe.
    Weiß dann auch sofort die Antwort auf die Frage:
    Vielen Dank für unser letztes Treffen, Siggi Palli!

11
    Sonntag
     
    Drífa kriegt die Krise.
    Als sie aufwacht, braucht sie eine Weile, bis sie wieder weiß, wo sie ist. Nachdem ich sie kurz vor Mittag geweckt habe.
    Zuerst beklagt sie sich über ihren jaulenden Kater. Dann versteht sie nicht, warum sie splitternackt unter der Decke meines Bettes liegt.
    »Du wolltest doch unbedingt mit mir schlafen«, antworte ich und lächle schelmisch.
    Das macht ihren Moralischen nicht besser. Erst nach einer heißen Dusche, schnellem Make-up und einem starken Kaffee in der Küche kriegt sie sich wieder ein. Da erinnert sie sich auch wieder an das meiste, was im nächtlichen Rausch passiert ist. Auch an einiges von dem, was im Schlafzimmer stattgefunden hat.
    Sie ist peinlich berührt.
    Heute Morgen bin ich zu einem Ergebnis in der Sache Ófeigur gekommen. Habe Herdís kurz vor Mittag mitgeteilt, dass ich zwar bereit wäre, die Verteidigung ihres jüngeren Sohnes zu übernehmen, mich aber in keinster Weise darum reißen würde, den Fall zu bearbeiten.
    Die Initiative muss von Ófeigur selber ausgehen. Ob und wie der Anwaltswechsel vor sich gehen soll, liegt allein bei ihm. Ich darf damit nichts zu tun haben.
    Herdís’ Behauptung, dass Ófeigur Mitglied in einem Neonazi-Geheimbund sei, dessen Anführer Audólfur Hreinsson sei, gab den Ausschlag.
    Für mich sind die Herren dieser feinen Familie von nun an zum Abschuss freigegeben. Das letzte Mal, als ich versucht habe, bei ihnen Schulden einzutreiben, stellte sich heraus, dass sie Kapital und Schulden so lange zwischen ihren Firmen hin und her verschoben haben, bis die Gesellschaft, die mir etwas schuldete, völlig zahlungsunfähig war. Das Wandern von Kapital von einer Tochtergesellschaft zur nächsten, wie in diesem Fall, ist eine Art gesetzlich geschützter Diebstahl.
    Aber ich nehme das nicht einfach schweigend zur Kenntnis.
    Persönlich finde ich es eher unwahrscheinlich, dass Audólfur verrückt genug ist, um der Hintermann einer illegalen Neonazi-Truppe zu sein. Aber es käme mir wirklich gelegen! Wenn es wahr wäre.
    Und deshalb ist es an der Zeit, Máki anzurufen.
    Er ist einer der Besten in meinem informellen Geheimdienst. Das laufende Klatschblatt in höchster Qualität. Hat schon jahrzehntelang mit Zeitungen und Illustrierten zusammengearbeitet und unzählige Artikel und Klatschgeschichten über diejenigen geschrieben, die sich die Presse zum jeweiligen Zeitpunkt ausgeguckt und denen sie fünfzehn Minuten Berühmtheit zugestanden hat.
    Kennt zu guter Letzt auch die Schattenseiten im Leben derjenigen, die am meisten im Scheinwerferlicht gestanden haben. Und alles, was eher selten auf den Seiten der Journale landet.
    Hat sich manchmal ganz schön aufgespielt, wie unabkömmlich er wäre, wenn für das neue Jahr Vorhersagen über Glück und Abstürze der Prominenten verfasst werden sollten.
    Heute ist er niedergeschlagen.
    »Und wieder einmal steht die Pressewelt am Rande des Abgrunds«, sagt er und stöhnt entnervt ins Telefon.
    »Was ist denn los?«
    »Ich glaube, sie machen Pleite.«
    »Wer?«
    »Nun, die Eigentümer des Nachrichtennetzes.«
    Máki hat schon eine große Karriere als Journalist hinter sich. Vor zwei Jahren übernahm er die Redaktion des Nachrichtennetzes. Und avancierte im Handumdrehen zum beliebtesten Lästermaul des Internets.
    »Verlierst du deine Stelle?«, frage ich.
    »Nein, zum Henker, vor mir schmeißen sie erst mal die kleinen Jungs raus. Zumindest Tóti Doofie.«
    »Tóti Doofie? Ist der denn so eine kleine Nummer?«
    »Ja, sowohl oben- als auch untenrum.« Máki lacht über seinen eigenen Witz. Aber vergisst den Grund seiner Erheiterung sofort wieder. »Vielleicht machen sie den Laden auch ganz zu, man weiß

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