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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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Karriere war vor meiner Zeit, ich bin nämlich noch so jung, wie du weißt«, antwortet er und lächelt müde. »Da musst du jemanden von den politischen Archäologen in der Uni fragen.«
    »Aber der ›Junge‹, wo steht der politisch?«
    Máki leert das Glas. »Ich bin mir sicher, dass du mit diesen Fragen auf der Jagd nach etwas Bestimmtem bist«, sagt er.
    Ich stelle ein paar Fragen ins Blaue: »Kann es sein, dass Audólfur Hreinsson hinter den Kulissen ein total unterbelichteter Nationalist ist? Oder sogar ein hart gesottener Neonazi?«
    Máki lebt sofort auf. »Meinst du, er hat etwas mit dem Krawall im Althing zu tun?«, fragt er eifrig.
    Ich lächele. Und überlege mir eingehend, wie viel ich ihm verraten soll.
    »Das mit Salvör war wirklich traurig«, fährt er fort, als ich nicht sofort antworte. »Wir haben mal zusammen für eine Zeitung gearbeitet. Sie war wirklich eine nette Frau und hat als Journalistin gute Sachen ins Rollen gebracht.«
    Máki hat oft schon mit seinen Taten gezeigt, dass er Wahrheitskörnchen aufstöbern kann. Ist es deshalb nicht selbstverständlich, ihn ein bisschen im Misthaufen wühlen zu lassen?
    Man weiß ja nie, ob er etwas Essbares findet.
    »Wie wäre es, wenn du mal herausfindest, wie viele von denen, die im Althing festgenommen wurden, beim Wachdienst von Audólfur Hreinsson und Porno-Valdi angestellt sind oder waren?«, frage ich. »Wäre das nicht ein Thema für einen spannenden Bericht?«
    Máki schwebt in seinem Sessel. »Wenn da ein Zusammenhang besteht, könnte ich diese dämlichen Lackaffen sowohl mit der Finanzwelt als auch mit den Stripklubs in Verbindung bringen«, sagt er. »Und das wäre ein echter Knaller.«
    »Des einen Tod ist des anderen Schlagzeile.«
    Sagt Mama.

12
    Der Anwalt von Ófeigur dreht total am Rad.
    Er ruft gegen sechs Uhr abends an, wirft mir vor, dass ich versuchen würde, ihm seine Klienten auszuspannen und droht mir, mich bei der Anwaltskammer anzuzeigen.
    Ich gebe mir alle Mühe, ihn wieder auf die Matte zu holen.
    Schließlich gelingt es mir, ihn davon zu überzeugen, dass ich in diesem Fall so unschuldig wie ein neugeborenes Lämmchen bin, da ich nicht die geringste Initiative ergriffen habe, Ófeigs Verteidigung zu übernehmen. Bekomme ihn so weit, sich damit abzufinden, dass er selber über den Fall mit seinem Klienten und dessen Familie verhandeln muss, nicht mit mir.
    »Dieser Alexander ist zu hundert Prozent beschränkt«, sagt er und stöhnt schwerfällig. »Er lässt mir einfach keine Ruhe! Er ruft immer wieder an, und wenn er mich nicht mehr länger ans Telefon bekommt, kommt er hierher zu mir nach Hause. Sein Gehabe ist einfach nicht auszuhalten.«
    »Der Prediger versucht nur, seinen Bruder zu hüten«, antworte ich. »Er hat so was in der Art in der Bibel gelesen.«
    »Heute Abend hat er sogar von mir verlangt, Ófeigur aufzufordern, er solle darauf bestehen, dass du mich als Verteidiger ablöst«, fährt er fort. »Ich soll also selber darum bitten, gefeuert zu werden.«
    »Deine Situation ist wirklich ungewöhnlich, da stimme ich dir voll zu. Aber Alexander ist unweigerlich ein Teil dieses Pakets, das ist unvermeidlich.«
    »Eigentlich habe ich ja wenig Interesse daran, diesen Bengel zu verteidigen«, fügt er hinzu, »aber es ist und wird ein Spektakel für die Presse bleiben, und das heißt ja was in der Branche, wie du weißt.«
    »Hmhmm.«
    Er beruhigt sich langsam und weiß dann kaum, wie er sich aus dem Gespräch verabschieden soll.
    Die Nachrichtengeier der Fernsehsender haben zu den Krawallen im Althing anscheinend nichts Neues zu bieten. Sie konzentrieren sich lieber auf die Gespräche über den möglichen Verkauf aller Energiewerke von Landsvirkjun. Zeigen in einem Bericht, wie sich die breit lächelnden Abgesandten der amerikanischen Firma Bushron mit Angantýr unterhalten. Mit Siggi Pallis redegewandtem Minister.
    Er sieht aber tatsächlich appetitlich aus, der Minister. Dafür, dass er schon über fünfzig ist. Hat schön gewelltes Haar, das fast weiß ist. Süßer Silberfuchs!
    Die beiden Obermacker werden von vielen untergebenen Mitarbeitern, die einen Sitz in der Verhandlungsdelegation des isländischen Staates mit Bushron haben, umringt.
    Ich kann auch kurz Siggi Palli entdecken. Weiter hinten. Er beobachtet den Minister aus der Ferne. Seine Miene gibt zu erkennen, dass er bereit ist, loszulaufen, sobald sein Herrchen ruft. His Master’s Dog.
    In der Diskussionsrunde nach den Nachrichten geraten sich zwei

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