Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
noch immer keine Spur von Charles Gradys Volvo.
    Bell drehte sich von neuem um die eigene Achse. Wo, wo, wo?
    In der Nähe der Zufahrt zur Brooklyn Bridge hupte ein Wagen. Jemand rief etwas.
    Bell wandte sich um und lief ein paar Schritte in Richtung der Geräusche. Ein Ablenkungsmanöver?, grübelte er.
    Nein, bloß ein Streit zwischen zwei Autofahrern.
    Er machte kehrt, hielt auf den Eingang des Justizgebäudes zu und entdeckte plötzlich Charles Grady, der einen Block entfernt lässig die Straße heraufgeschlendert kam. Der Staatsanwalt war in Gedanken versunken und schaute zu Boden. Bell rannte sofort los. »Charles!«, rief er. »In Deckung! Weir ist geflohen!«
    Grady blieb stehen und runzelte die Stirn.
    »Runter!«, schrie der Detective.
    Erschrocken kauerte der Mann sich zwischen zwei geparkten Fahrzeugen auf den Gehweg. »Was ist passiert?«, rief er. »Meine Familie!«
    »Wir haben zusätzliche Leute hingeschickt«, sagte der Detective. Dann wandte er sich an die umstehenden Passanten. »Dies ist ein Polizeieinsatz! Räumen Sie alle sofort die Straße!«
    Die Menschen liefen unverzüglich auseinander.
    »Meine Familie!«, wiederholte Grady verzweifelt. »Sind alle in Sicherheit?«
    »Keine Sorge, es geht ihnen gut.«
    »Aber Weir…«
    »Die Schießerei im Gefängnis war inszeniert. Er konnte abhauen und hält sich irgendwo in der Nähe auf. Ein gepanzerter Wagen ist bereits hierhin unterwegs.«
    Er drehte sich ein weiteres Mal um, kniff die Augen zusammen und ließ den Blick über die Szenerie schweifen.
    Schließlich erreichte er Grady und blieb über ihm stehen. Die dunklen Fenster des Behördengebäudes auf der anderen Straßenseite lagen in seinem Rücken.
    »Bleiben Sie einfach in Deckung, Charles«, sagte Bell. »Wir werden das Kind schon schaukeln.« Er nahm das Funkgerät vom Gürtel.
    Was war
das
denn?
    Hobbs Wentworth beobachtete, wie seine Zielperson – der Staatsanwalt – dort unten auf dem Bürgersteig hockte und durch einen Mann in einem Sportsakko abgeschirmt wurde, offenbar ein Cop.
    Das Fadenkreuz des Zielfernrohrs wanderte über den Rücken des Beamten und suchte vergeblich nach einem freien Schussfeld.
    Der Staatsanwalt kauerte, der Cop stand. Falls Hobbs dem Bullen durch den unteren Teil des Rückens schoss, würde er Grady vermutlich mitten in der Brust erwischen. Dabei bestand allerdings die Gefahr, dass die Kugel abgelenkt und Grady nur verwundet wurde. Wenn er dann umfiel, würde er hinter einem Wagen in Sicherheit liegen.
    Tja, Hobbs musste ziemlich bald etwas unternehmen. Der Cop sprach in sein Funkgerät. Noch eine Minute, dann würde es hier von Polizisten wimmeln. Komm schon, helles Kerlchen, ermunterte er sich selbst. Was machst du jetzt?
    Der Cop da unten schaute sich immer noch argwöhnisch um und deckte Grady ab, der wie ein pinkelnder Köter am Rinnstein klebte.
    Also gut. Er würde dem Bullen in den Oberschenkel schießen, so dass der Mann höchstwahrscheinlich nach hinten kippte und die Sicht auf den Staatsanwalt freigab. Mit dem halbautomatischen Sturmgewehr konnte Hobbs die fünf Schüsse in zwei Sekunden abfeuern. Keine perfekte Lösung, aber etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
    Nur noch ein paar Augenblicke. Falls der Cop bis dahin nicht von selbst beiseite trat, würde er sein blaues Wunder erleben.
    Hobbs hatte beide Augen geöffnet und starrte mit dem rechten durch das Zielfernrohr. Das Fadenkreuz war auf den Rücken des Detectives gerichtet. Wenn er nach Canton Falls zurückkam, würde er sich eine Bibelgeschichte hierüber ausdenken. An seine Stelle würde Jesus treten, bewaffnet mit einem astreinen Kompositbogen. Der Heiland lauerte einer Horde Römer auf, die zuvor Christen gefoltert hatten. Julius Cäsar versteckte sich hinter einem der Männer und glaubte sich in Sicherheit, aber Jesus schickte den Pfeil
durch
den Soldaten hindurch und erledigte diesen Scheißkerl.
    Gute Geschichte. Die Kids würden begeistert sein.
    Der Cop stand immer noch über Grady gebeugt.
    So, das war’s, dachte Hobbs und legte den Sicherungshebel des Gewehrs um. Die Zeit drängte. Brennt in der Hölle, ihr römischen Christenmörder.
    Er visierte das Bein des Bullen an und verstärkte langsam den Druck auf den Abzug. Schade nur, dass der Mann ein Weißer war, kein Schwarzer.
    Doch Hobbs Wentworth hatte im Leben eines gelernt: Man musste die Feste feiern, wie sie fielen.

…Vierzig
    Als Roland Bell sich das Motorola ans Gesicht hielt, roch er die charakteristische Mischung aus

Weitere Kostenlose Bücher