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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Jeddy Barnes, der stellvertretende Leiter der Gesellschaft der Patrioten, hatte Weir nicht für den Mord an Grady engagiert, sondern dafür, dass er den Häftling aus dem als überaus sicher bekannten Untersuchungsgefängnis von Manhattan befreite, ihn über die Seufzerbrücke in Sicherheit brachte und schließlich mitten in der Wildnis Neuenglands absetzte, wo die Miliz ihren Feldzug gegen alle Verdorbenen, Unreinen und Verblendeten würde fortsetzen können. Um das Land von den Schwarzen, Schwulen, Juden, Latinos, Ausländern zu befreien, all denen, die Constable in seinen wöchentlichen Ansprachen vor der Gesellschaft der Patrioten anprangerte – und auf den geheimen Internetseiten, die von vielen Tausend rechtgläubigen Bürgern aus dem ganzen Land besucht wurden.
    Er erhob sich, ging zur Tür und schaute erneut hinaus. Die Wachen hatten keine Ahnung, was soeben im Verhörraum geschehen war.
    Eine Waffe wäre nicht schlecht, dachte Constable. Er zog den metallenen Druckbleistift aus der blutigen Hemdtasche des Anwalts und polsterte das hintere Ende mit der zusammengerollten Socke ab, um seine Handfläche zu schützen. Mit der nadelscharfen Spitze ließ sich hervorragend zustechen.
    Dann nahm er gegenüber von Roth Platz, lehnte sich wartend zurück und ließ den Plan Revue passieren, den Weir – oder der »Zaubermann«, wie Barnes ihn nannte – sich ausgedacht hatte. Es war ein Meisterwerk und beinhaltete einige Dutzend Illusionistentricks, Finten und Doppelfinten, sorgfältiges Timing und raffinierte Täuschungen. Am Anfang stand Weirs ausgeklügelte Idee, die Polizei davon zu überzeugen, dass Grady ermordet werden sollte. Reverend Ralph Swensen schuf mit seinem misslungenen Anschlag die Grundlage dafür. Dieser Fehlversuch sollte die Polizei in ihrer Annahme bestärken, so dass ihre Aufmerksamkeit nur der vermeintlichen Mordverschwörung gelten würde und nicht etwa anderen Verbrechen – wie beispielsweise dem geplanten Gefängnisausbruch.
    Weir selbst ließ sich bei einem zweiten Attentat auf Grady absichtlich erwischen, um in Haft genommen zu werden.
    Unterdessen sollte Constable ein eigenes Ablenkungsmanöver starten und die Gegner besänftigen, indem er ganz vernünftig tat, seine Unschuld beteuerte, Sympathien gewann und Grady heute Abend zum Justizgebäude lockte, um ihm angeblich belastendes Material über Barnes und dessen Mitverschwörer auszuhändigen. Constable würde sogar bei der Suche nach Weir helfen und dadurch das Misstrauen der Polizei noch weiter schwinden lassen. In Wirklichkeit teilte er während der Telefonate in verschlüsselter Form seinen genauen Aufenthaltsort mit, den Barnes wiederum an Weir weiterleitete.
    Bei Gradys Ankunft würde Hobbs Wentworth einen Mordversuch unternehmen, doch es spielte keine Rolle, ob er dabei Erfolg hatte; wichtig war nur, dass Hobbs die Polizei vom Untersuchungsgefängnis ablenkte. Dann würde Weir – der sich nach seinem vorgetäuschten Tod frei im Gebäude bewegte – verkleidet nach hier oben schleichen, die Wachen töten und Constable hinausschaffen.
    Der Plan sah noch etwas vor – ein Detail, auf das Constable sich seit Wochen gefreut hatte. Kurz bevor Weir am Verhörzimmer eintraf, sollte Constable sich »um den Anwalt kümmern«, hatte Jeddy Barnes ihm mitgeteilt.
    »Wie ist das gemeint?«
    »Weir hat gesagt, das bleibt dir überlassen. Du sollst dich um Roth kümmern, damit er euch nicht in die Quere kommt.«
    Tja, ich hab mich um den Juden gekümmert, dachte Constable nun, da er Blut aus den Augen- und Mundwinkeln des Anwalts tropfen sah.
    Er fragte sich, wie Weir die Wärter töten würde, welche Verkleidungen er mitbrachte und wie der Fluchtweg wohl aussah. Da hörte er – genau zum verabredeten Zeitpunkt – das charakteristische Summen der äußeren Zugangstür.
    Ah, sein Transport in die Freiheit war eingetroffen.
    Constable zerrte Roth in eine Ecke des Verhörraums und ließ ihn dort achtlos fallen. Er zog kurz in Erwägung, ihn durch einen Tritt auf die Luftröhre zu töten. Doch vermutlich würde Weir eine schallgedämpfte Pistole oder ein Messer mitbringen. Damit wäre es einfacher.
    Im Schloss des Verhörzimmers drehte sich ein Schlüssel.
    Die Tür schwang auf.
    Für den Bruchteil einer Sekunde dachte er: Unglaublich! Weir hat es geschafft, sich in eine Frau zu verwandeln.
    Aber dann erkannte er sie: Es handelte sich um die rothaarige Polizistin, die er zum ersten Mal gestern bei Detective Bell gesehen hatte.
    »Ein Verletzter«,

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