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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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weiter.
    »O ja, allerdings«, sagte das Mädchen. »Man könnte die Uhr nach ihr stellen. Sie kommt schon seit Jahren.«
    »Leute mit festen Gewohnheiten lassen sich am leichtesten ausrechnen«, stellte der Kriminalist fest. »Sie soll mehr erzählen.«
    »Und was ist mit ihr, Tracey?«
    »Heute ist sie von einem Ritt zurückgekommen. Vor ungefähr einer halben Stunde. Und als sie mir Don Juan bringt – das ist ihr Lieblingspferd –, da sollen ich und der Tierarzt ihn uns mal anschauen, weil ihm nämlich ein Vogel ins Gesicht geflogen ist und ihn erschreckt hat. Während wir damit zugange sind, erzählt sie mir von diesem Typen, der zufällig in der Nähe war und Donny beruhigt hat. Wir sagen ihr, das mit Donny alles in Ordnung ist, und sie plappert die ganze Zeit von dem Kerl, blabla, blabla, blabla, wie interessant er doch ist und dass sie ganz aufgeregt ist, weil sie jetzt mit ihm einen Kaffee trinken geht, und dass er ein echter Pferdeflüsterer sein könnte. Ich hab ihn unten gesehen, er hat auf sie gewartet. Und da denk ich, was ist denn bloß mit seiner Hand los? Weil er nämlich irgendwie versucht hat, sie zu verstecken. Es sah aus, als hätte er nur drei Finger.«
    »Das ist er!«, sagte Sachs. »Weißt du, wohin die beiden gegangen sind?«
    Sie deutete nach Westen, weg vom Park. »Ich glaube, in diese Richtung. Den genauen Ort hat sie nicht gesagt.«
    »Sie soll den Mann beschreiben!«, rief Rhyme.
    Das Mädchen erklärte, er habe einen Bart und merkwürdige Augenbrauen gehabt. »Fast wie zusammengewachsen.«
    Um ein Gesicht zu verändern, fängt man am besten bei den Augenbrauen an, denn allein dadurch erreicht man schon sechzig oder siebzig Prozent Unterschied.
    »Und seine Kleidung?«, fragte Sachs.
    »Anorak, Laufschuhe, Jogginghose.«
    »Farbe?«
    »Jacke und Hose waren dunkel. Blau oder schwarz. Sein Shirt hab ich nicht gesehen.«
    Bell und die anderen kamen zurück. »Das war ein Schuss in den Ofen«, murmelte er.
    »Aber ich hab eine Spur.« Sachs berichtete kurz von der Reiterin und dem Bärtigen. »Und du bist sicher, dass sie den Mann gerade erst kennen gelernt hatte?«, fragte sie das Mädchen.
    »Hundertprozentig. Ich kenne Miss Marston jetzt seit einer ganzen Weile, und sie hat mir erzählt, dass sie schon ewig nicht mehr ausgegangen ist. Sie hat kein Vertrauen mehr. Ihr Ex hat sie betrogen, und später bei der Scheidung hat er das Segelboot bekommen. Sie ist deswegen immer noch stinksauer.«
    Die besten Illusionisten, liebe Freunde, planen den Ablauf und das Tempo ihrer Nummern sorgfältig im Voraus, um die Wirkung des Auftritts so intensiv wie möglich zu gestalten.
    Die dritte Vorführung des heutigen Tages fing mit einer Tierillusion im Central Park und dem Wunderpferd Donny Boy an. Dann haben wir uns Zeit für ein paar klassische Taschenspielertricks und eine Prise Hellseherei gelassen.
    Und nun wenden wir uns der Entfesselungskunst zu.
    Die folgende Nummer gehörte zu den spektakulärsten in Harry Houdinis Repertoire. Er ließ sich fesseln, kopfüber an den Fußgelenken aufhängen und dann in einen schmalen Wassertank eintauchen. Um nicht zu ertrinken, blieben ihm nur wenige Minuten, in denen er den Oberkörper aufrichten, seine Knöchel losmachen und den verschlossenen Deckel der Kammer öffnen musste.
    Natürlich war der Tank »präpariert«. Die Gitterstäbe, die vermeintlich verhindern sollten, dass er die Scheibe einschlug, dienten ihm als Haltegriffe, um sich zu den Fußgelenken hochzuziehen. Die Schlösser dort und am Deckel der Kammer verfügten über versteckte Hebel und ließen sich problemlos entriegeln.
    Ich brauche wohl kaum zu betonen, dass wir bei unserer Variante dieser beliebten Nummer auf derlei Hilfsmittel verzichten werden. Unsere Probandin wird ganz auf sich allein gestellt sein. Und ich habe mir gestattet, ein paar Veränderungen vorzunehmen. Selbstverständlich nur zu Ihrer Unterhaltung.
    Und nun, in Anlehnung an Mr. Houdini, die
Wasserfolterkammer.
    Malerick, mittlerweile ohne Bart und bekleidet mit khakifarbener Baumwollhose und weißem Anzughemd über einem ebenfalls weißen T-Shirt, wickelte die Ketten fest um Cheryl Marstons Fußgelenke und dann um ihre Brust und Arme.
    Er hielt inne und schaute sich um, aber das dichte Gebüsch schirmte sie sowohl zur Straße als auch zum Fluss hin ab.
    Sie befanden sich am Ufer des Hudson River in einer winzigen Bucht, die früher offenbar als Anleger für Beiboote gedient hatte. Im Laufe der Jahre war durch angeschwemmte

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