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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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setzen Sie die Leute bitte woanders hin«, rief sie und lief hinaus ins blendende Sonnenlicht. Die vier Frauen waren verstummt und starrten ihr mit weit aufgerissenen Augen hinterher.

…Sechzehn
    Sie sah ihren Ehemann weinen.
    Aus lauter Bedauern, weil er »die Ehe beenden« müsse.
    Die
Ehe beenden.
    Es klang wie »
den
Müll runterbringen«.
    Mit
dem
Hund Gassi gehen.
    Es war unsere
Ehe
, verdammt noch mal, nicht irgendein
Ding
!
    Aber Roy empfand es nicht so. Roy wollte lieber mit einer pummeligen stellvertretenden Aktienanalystin zusammen sein, und damit war das Thema erledigt.
    Ein weiterer Schwall übel riechenden, schlammigen Wassers schoss ihr in die Nase.
    Luft, Luft, Luft… Ich brauche Luft!
    Dann sah Cheryl Marston ihre Eltern bei einem Weihnachtsfest vor mehreren Jahrzehnten. Sie selbst schob soeben schüchtern das Fahrrad zur Tür hinaus, das der Nikolaus ihr vom Nordpol mitgebracht hatte. Sieh nur, Liebling, er hat sogar einen rosafarbenen Helm für dein hübsches kleines Köpfchen beigelegt…
    »Ahhhhh…«
    Hustend und würgend kam Cheryl aus dem trüben Wasser des ekelhaften Tümpels zum Vorschein und drehte sich langsam um die Längsachse. Sie war in Ketten gelegt und baumelte an einem Seil kopfüber von einem metallenen Auslegerkran herunter.
    Ihr Blut sammelte sich im Kopf, und ihre Schläfen pochten. »Aufhören, bitte aufhören!«, wollte sie schreien, doch ihr Mund war zugeklebt. Was war los? Sie erinnerte sich, dass Donny Boy gescheut und jemand ihn beruhigt hatte, ein netter Mann, Kaffee in einem griechischen Restaurant, ein Gespräch, irgendetwas über Boote, dann verschwamm alles und wurde zu dümmlichem Kichern.
    Dann Ketten. Das schreckliche Wasser.
    Und nun dieser Mann, der ihr mit freundlicher und neugieriger Miene beim Sterben zuschaute.
    Wer ist das? Warum macht er das?
Warum?
    Sie drehte sich träge im Kreis, und er konnte ihre flehenden Augen nicht länger sehen. Die verschwommene, auf dem Kopf stehende Küstenlinie New Jerseys rückte in Cheryls Sichtfeld. Es schienen Meilen bis zum anderen Ufer des Hudson zu sein.
    Dann drehte sie sich wieder zurück, bis sie die Dornensträucher und den Flieder sah. Und ihn.
    Er erwiderte den Blick, nickte und ließ sie an dem Seil erneut in den abscheulichen Teich hinab.
    Verzweifelt versuchte Cheryl, den Oberkörper zu heben und von der Wasseroberfläche wegzukommen, als wäre diese kochend heiß. Doch ihr eigenes Gewicht – das Gewicht der Ketten – zog sie nach unten. Sie hielt den Atem an, zerrte an den Fesseln und warf den Kopf hin und her, doch das Metall gab keinen Millimeter nach.
    Dann war auf einmal Cheryls Ehemann wieder da, saß direkt vor ihr und erklärte, erklärte, erklärte, dass die Scheidung ihr letztlich gut tun würde. Roy hob den Kopf, wischte sich die Krokodilstränen ab und sagte, es sei besser so. Sie würde am Ende glücklicher sein. Und siehe da, er hatte ihr etwas mitgebracht. Roy öffnete eine Tür, und da stand ein glänzendes neues Fahrrad Marke Schwinn. Mit langen Flatterbändern am Lenker, Stützrädern und einem Helm – einem rosafarbenen –, um ihr Köpfchen zu schützen.
    Cheryl gab auf. Du hast gewonnen, du hast gewonnen. Nimm das verfluchte Boot, nimm deine gottverdammte Geliebte. Lass mich einfach nur gehen, lass mich in Frieden gehen. Sie atmete tief durch die Nase ein, um den tröstlichen Tod in ihre Lunge zu ziehen.
    »Da!«, rief Amelia Sachs.
    Sie und Bell rannten über die Fußgängerbrücke auf ein dichtes Gehölz am Ufer des Hudson River zu. Dort stand ein Mann auf einem verfallenen Steg – offenbar eine ehemalige Anlegestelle, deren Einfahrt versandet war. Das Gebiet war zugewuchert, voller Abfall und stank nach abgestandenem Wasser.
    Der Mann in khakifarbener Hose und weißem Hemd hielt ein Seil, das über einen kleinen rostigen Auslegerkran verlief und dessen anderes Ende unter der Wasseroberfläche verschwand.
    »He, Sie da!«, rief Bell.
    Er hatte braunes Haar, ja, aber die Kleidung war anders. Kein Bart. Und die Augenbrauen wirkten auch nicht besonders buschig. Seine linke Hand konnte Sachs nicht erkennen.
    Na, wenn schon!
    Der Hexer konnte ein Mann oder eine Frau sein.
    Der Hexer konnte unsichtbar werden.
    Als sie näher kamen, blickte er sichtlich erleichtert auf. »Hier!«, schrie er. »Helfen Sie mir! Hier drüben! Da ist eine Frau im Wasser!«
    Bell und Sachs ließen Kara an der Überführung zurück und liefen zwischen den Büschen hindurch zu dem Brackwassertümpel. »Trauen

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