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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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Versionen der Geschichte vergleichen kann.«
    »Also haben Sie angeboten –«
    »Sie zu ihm zu bringen.«
    »Nach Neft Dashlari. Zum Verhör.«
    »Ich rechne nicht damit, dass Sie tatsächlich mitkommen«, entgegnete Amato scharf. »Ich erwarte nicht das Geringste von Ihnen, Sava. Ich habe Aryanpur gesagt, was ich sagen musste, um zu erfahren, wo er sie hinbringt.«
    »Aber Sie würden hinfliegen, wenn ich Sie lasse? Mit mir oder ohne mich?«
    »Selbstverständlich.«
    »Und wie würden Sie reisen?«
    Am Flughafen Le Bourget bei Paris, sagte Amato, warte eine Regierungsmaschine auf ihn – vorausgesetzt, Washington wusste noch nicht, was er vorhatte. Wenn Mark ihn dort absetzen wolle, würde er zur selben Zeit wie Daria in Baku eintreffen.
    Während der Fahrt dachte Mark an Neft Dashlari. Es war ein elender Ort. Die verrottenden Trümmer eines alten Weltreichs.
    Wie Nika wohl reagieren würde, wenn er dort den Tod fand? Ob sie um ihn trauern würde? Nach allem, was sie seinetwegen durchgemacht hatte, wäre sie womöglich erleichtert.
    Und wie sah es sonst aus mit seinen Bindungen an die Welt? Seine Studenten an der Western University konnten auch von jemand anderem unterrichtet werden. Seine Mutter hatte vor über zwanzig JahrenSelbstmord begangen und seither hatte er mit seinem Vater kein Wort mehr gewechselt, Elternbande waren also kein Thema. Mit seinen zwei jüngeren Brüdern und seiner älteren Schwester verstand er sich, das war echte Geschwisterliebe, aber seit er bei der Agency war, hatte er sie kaum noch gesehen.
    Anscheinend war es mit seinen sozialen Kontakten nicht gut bestellt, dachte er, wenn der einzige Mensch auf der Welt, der ihn wirklich brauchte, Daria war.
    »Ich begleite Sie nach Neft Dashlari«, sagte er zu Amato. »Aber reinzugehen hat wenig Sinn, wenn wir keinen vernünftigen Plan haben, sie da rauszuholen.«

76
    Als die C-37A über dem Heydar Aliyev International Airport kreiste, hatte Mark das Gefühl heimzukommen. Von hoch oben sah die verseuchte Halbinsel Absheron gar nicht mal so trist aus und zwischen den Straßen und den grauen Blöcken der Industrieanlagen gab es sogar große Grünflächen.
    In der Baku-Bucht glitzerten die Sonnenstrahlen im Meer. Die lange Strandpromenade war klar zu erkennen und als er ihr mit den Augen folgte, konnte Mark auch sein Apartmenthaus lokalisieren. Während das Flugzeug an Höhe verlor, sah er Autos auf der Schnellstraße, und plötzlich ging ihm auf, dass all die Ereignisse seit jener Nacht im Gefängnis von Gobustan im Leben der allermeisten Menschen dort unten überhaupt keine Rolle spielten. Wenn die Vereinigten Staaten und Iran einander in einen Kampf auf Leben und Tod verstrickten, was ging es sie an? Selbst wenn das Kronjuwel der Aseris, die BTC-Pipeline, überflüssig werden sollte, den Durchschnittsbürger betraf das kaum. Trotz eines staatlichen Ölfonds, eingerichtet zur Bekämpfung der Korruption, floss das meiste Geld ohnehin in die Taschen von hohen Regierungsbeamten.
    Zwei schwarze Mercedes-Limousinen warteten an der Landebahn auf Mark, als die Maschine ankam, das Ergebnis mehrerer Telefongespräche während des Flugs.
    Er wurde durch die Innenstadt von Baku chauffiert, Amato und Decker folgten im zweiten Wagen, und dann hinauf durch den Yasamal-Bezirk, vorbei an bescheidenen Wohnblöcken und Häusern aus der vorsowjetischen Zeit. Bis der Wagen an der grünen Kuppel der Tazapir-Moschee im Schatten eines Minaretts hielt.
    Auf den Straßen drängten sich Gläubige, die vom morgendlichen
Fajr
-Gebet kamen.
    Ein blauer Jeep Commander mit dunklen Fenstern machte neben dem Mercedes halt.
    »Steigen Sie aus«, sagte Marks Fahrer.
    Mark folgte der Aufforderung, stieg aus und drehte sich um. Der Wagen, der ihnen mit Amato und Decker hätte folgen sollen, war nirgends zu sehen. Eine hintere Tür des Jeep Commander wurde geöffnet. Mark stieg ein.
    Orkhan Gambar trug einen dunkelblauen Nadelstreifenanzug und roch nach Aftershave. Die Klimaanlage ließ eiskalte Luft zirkulieren. »Willkommen zurück in Baku«, sagte Orkhan stirnrunzelnd und in einem Tonfall, den Mark als ein wenig feindselig einstufte.
    »Ich weiß, wer Campbell getötet hat.«
    Er erzählte Orkhan alles, oder fast alles.
    Am Wahrheitsgehalt der Geschichte zweifelte Orkhan nicht. Er wirkte auch nicht sonderlich überrascht. Böse Intrigen, groteske Täuschungsmanöver … das war nun mal der Lauf der Welt.
    »Natürlich wird, selbst wenn dieser Putsch im Iran gelingen sollte,

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