Der Fehler des Colonels
enthüllte, eine ISA-Spezialeinheit des militärischen Nachrichtendienstes sei im Begriff, einen verpfuschten Nuklearangriff auf einen amerikanischen Flugzeugträger zu inszenieren, um anschließend einer Eliteeinheit der von Chorasani kontrollierten Quds-Brigaden die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben.
»Vor drei Tagen hat Aryanpur durchsickern lassen, Chorasani habe das Kommando über diese skrupellose Atomeinheit. Bei der Armee rasten die Leute aus, weil sie einen Vergeltungsschlag fürchten.«
»Diese Bombe«, sagte Mark. »Erzählen Sie mir jetzt nicht, dass ihr sie tatsächlich gebaut habt.«
»Es ist nur eine große Röhre mit einem Zünder nach dem Kanonenprinzip. Wir haben sie aus iranischen bunkerbrechenden Bomben zusammengebastelt, Material, das sich leicht zurückverfolgen lässt. Funktionieren wird sie nicht, aber wenn bekannt wird, dass die Iraner einen Atomangriff gegen einen unserer Flugzeugträger versucht haben, wird der Ruf nach Krieg laut werden.
Und dann wird Aryanpur handeln. Die Revolutionsgarde wurde gegründet, um die islamische Revolution zu schützen. Aryanpur wird erklären, Chorasanis verantwortungsloses Kommando über die Quds-Brigaden bedrohe die Revolution. Er meint, der Expertenrat werde seinen Führungsanspruch akzeptieren.
Sobald Aryanpur als Oberster Rechtsgelehrter eingesetzt ist, wird er der islamischen Revolution vermutlich ebenso treu sein wie die Chinesen dem Kommunismus. Es wird ein neuer Iran sein. Nicht perfekt, aber ein Land, mit dem wir Geschäfte machen können.«
Mark war durchaus dafür, dass Ajatollah Chorasani einen Arschtritt bekam, aber dann fiel ihm ein, dass es nur eine Konstante in den iranisch-amerikanischen Beziehungen gab: Immer wenn Washington einen Plan ausheckte, um die Oberhand zu gewinnen – sei es, den Schah auf den Thron zu setzen oder Saddam Hussein im iranischirakischen Krieg zu unterstützen oder 1986 den Mullahs Waffen zu verkaufen –, wurde die Lage dadurch am Ende noch schlimmer.
74
Decker landete mit einem Satz in dem Observierungsloch.
»Daria ist weg. Ich habe das ganze Gelände abgesucht. Vor dem Bauernhaus war ein Wagen. Er ist auch weg.«
Amato stützte mit beiden Händen seinen Kopf.
»Wir müssen zurück«, sagte Mark, »den außer Gefecht gesetzten Iraner holen und ihn verhören.«
»Die Feuerwehrleute haben ihn schon weggebracht«, sagte Decker.
»Sind Sie sicher, dass der zweite Mann aus meinem Team Daria nicht hat?«, fragte Amato.
»Ihr zweiter Mann hat mir nachgestellt, nicht Daria.«
Mark sah Amato an. »Warum machen Sie sich wegen Daria solche Sorgen?«
»Das geht Sie einen Dreck an.« Aber dann überlegte Amato es sich anscheinend anders. »Ich kenne ihre Eltern in Washington«, sagte er. »Sie arbeiten beide für das State Department.«
»Sie sind also einfach ein guter Samariter, der einen Sinneswandel durchgemacht hat?«
»Ein Mensch wie
Sie
würde das nicht verstehen.«
»Da haben Sie recht. Ich versteh’s nicht.«
»Sie hätte überhaupt nie zur Zielperson werden sollen. Niemand bei den Volksmudschahedin oder der CIA hätte das werden dürfen. Das hat alles Aryanpur getan, der sich absichern wollte. Wenn er an die Macht käme, sollte niemand außer Ellis und mir wissen, wie er es angestellt hat. Also hat er angefangen, alle umzubringen.«
»Außer Minabi.«
»Ellis bestand darauf, dass sie verschont wird, aber er wird sie auch bald töten. Übrigens habe ich Campbell geschickt, um Daria zu warnen, und ich hatte jemanden in Isfahan, der ihr helfen sollte.«
»Und das haben Sie gemacht, weil sie die Tochter von Freunden ist.«
»Glauben Sie, was Sie wollen.«
Mark warf einen prüfenden Blick auf Amato. Solches Mitgefühl zu zeigen war von einem normalen Menschen zu erwarten. Aber Amato wäre nicht in die Position gekommen, die er hatte, wenn er wie ein normaler Mensch denken würde.
»Sie reden Mist, alter Mann, aber egal.«
»Ich will helfen, Daria zu finden.«
»So weit glaube ich Ihnen.«
»Aryanpur wird sie töten lassen, aber wahrscheinlich nicht bevor seine Leute sie verhört haben, um herauszufinden, wem sie von dem gestohlenen Uran erzählt hat. Noch haben wir Zeit. Ich habe alle meine Verbindungen zu Ellis und zum Nationalen Sicherheitsrat gekappt, aber Aryanpur weiß das nicht. Es besteht die Chance, dass er mir sagt, wohin seine Leute sie bringen.«
»Wollen Sie damit sagen, Sie könnten zum Telefon greifen und mit General Aryanpur sprechen? Jetzt?«
»Mit einem einzelnen
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