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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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Anruf wäre es nicht getan.«
    Mark überlegte kurz.
    »Früher oder später«, sagte Amato, »wahrscheinlich früher, werden die in Washington rausfinden, dass ich ihr Spiel nicht mehr mitspiele. Wenn das geschieht, werden die beiden ISA-Soldaten, die ich mitgebracht habe, den Befehl erhalten, mich in Gewahrsam zu nehmen. Lassen Sie mich Aryanpur anrufen, bevor alles zum Teufel geht.«
    »Ein Mobiltelefon gebe ich Ihnen erst, wenn wir im Auto sitzen und so schnell fahren, dass wir, selbst wenn wir geortet werden, schwer abzufangen sind«, sagte Mark.
    Decker hatte den Hyundai in der Nähe abgestellt. Mark setzte sich ans Steuer, Decker hinter ihn und Amato neben Decker.
    Mark bog an der Hauptstraße rechts ab. Nach knapp zwei Kilometern reichte er Amato das Mobiltelefon nach hinten. »Sie sind an der Reihe.«
    Amato, dessen Hände immer noch gefesselt waren, mühte sich mit dem Telefon ab, schließlich gelang es ihm, die richtige Nummer zuwählen. Nach langem Warten sprach er kurz mit jemandem auf Farsi, dann legte er auf. »Sie rufen zurück.«
    Auf einer dunklen Straße, die durch Ackerland führte, fuhren sie nach Osten. Mark umklammerte das Lenkrad. »Sie sprechen gut Farsi«, stellte er fest. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. »Waren sie schon mal im Iran?«
    Amato ließ sich mit seiner Antwort Zeit. »Ist schon lange her. Vor der Revolution.«
    »Nicht während?«
    »Etwas davon hab ich noch mitbekommen.«
    »Hatten Sie mit der Geiselnahme von Teheran zu tun?«
    »Gerade als das passiert ist, bin ich gegangen.«
    »Was haben Sie dort eigentlich gemacht?«
    »Das spielt wirklich keine Rolle.«
    Draußen war es dunkel und noch dunkler war es im Auto. Mark schaute in den Rückspiegel. Amatos Gesicht war kaum mehr als ein düsterer Schatten.
    »Daria hatte einen Onkel – Reza Tehrani, er war Minabis Berater. Ich glaube, Sie kennen ihn.«
    Amato reagierte nicht. Tief in Gedanken versunken ließ Mark den Wagen auf den Seitenstreifen zusteuern.
    »Pass auf die Straße auf«, sagte Decker.
    »Nur damit das klar ist, ich weiß, warum Sie hier sind«, sagte Mark. »Ich weiß, wer Sie sind.«
    Mark sah im Rückspiegel, dass Amato ihm einen bösen Blick zuwarf.
    »Darias Onkel ist tot«, sagte Amato. »Aryanpur hat ihn vor zwei Tagen töten lassen.«

75
    Marks Handy klingelte und Amato ging ran. Nach fünfminütiger hitziger Diskussion auf Farsi legte er auf und erklärte, er habe mit Aryanpur gesprochen. »Daria wird mit dem Flugzeug außer Landes gebracht.«
    Mark nahm sein Telefon wieder an sich und schaltete es ab. »Können Sie sie aufhalten?«
    »Ich sagte, wir hätten hier ein Team, das sie verhören könnte. Aber Aryanpur traut uns nicht, wenn es um Verhöre geht. Er will sie auf eine Ölbohrinsel im Kaspischen Meer bringen, eine Basis auf Neft Dashlari.«
    Ölfelsen, dachte Mark. Das war die wörtliche Übersetzung. Es war eine riesige aserbaidschanische Ölförderanlage vor der Küste, ein wahrer Irrgarten aus Stegen, undichten Rohrleitungen, trostlosen Schlafsälen, erbaut auf künstlich aufgeschütteten Flächen, mit zahllosen Ölfördertürmen. Vor fünfzig Jahren war die Insel der Stolz der Sowjetunion gewesen. Jetzt war sie dem Verfall preisgegeben und teilweise vom Meer geschluckt worden. An manchen Stellen wurde noch Öl gepumpt, aber mit der BTC-Pipeline konnte sie nicht konkurrieren.
    »Kenne ich«, sagte Mark.
    »Die Aseris haben einige Fördertürme verpachtet.«
    »Habe ich gehört.« Mark hatte außerdem gehört, dass die großen Konzerne nicht interessiert waren. Hier das Riesenchaos der Sowjets aufzuräumen machte zu große Umstände für zu wenig Öl.
    »Eine iranische Erdölgesellschaft, die Aryanpur kontrolliert, hat am südlichen Ende Förderrechte gepachtet. Aryanpur nutzt das Gelände als Militärbasis.«
    »Können wir sie abfangen, bevor sie dort sind?«
    »Nein. Aryanpurs Leute führen einen Notfallplan aus und ziehen schleunigst ab. Aryanpur hat nicht einmal mit ihnen gesprochen und wird es auch nicht tun, bis sie den französischen Boden verlassen haben. Er weiß nur, was er anordnen wird, sobald ihn sein Team kontaktiert und fragt, wohin sie Daria bringen sollen.«
    »Und Sie glauben, Sie bekommen ehrliche Antworten von Aryanpur?«
    »Ich habe ihm einen Anreiz gegeben, die Wahrheit zu sagen.«
    Wortlos wartete Mark eine nähere Erklärung ab.
    »Ich habe ihm gesagt, meine Leute hätten Sie gefangen. Weil ich weiß, dass er Sie und Daria gemeinsam verhören will, damit er Ihre beiden

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