Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
mit seinem verbleibenden
Arm auf einen der Wüstenmänner, der einen Beutel in den
Armen hielt.
„ Fisch.“,
sagte er, „Massen an Fisch. Sind alle verreckt und an den
Strand gespült worden.“
Auch
sein König lachte und zeigte auf ihre eigene Sammlung an Fisch.
Lange
würden die aber nicht mehr essbar sein, dachte er im Stillen.
Ihnen
stand eine harte Zeit bevor.
Auf
einmal war er sich nicht mehr sicher, ob es ihm gelingen würde
sein Versprechen zu halten, doch er schwor sich alles in seiner Macht
stehende zu tun. Für sein Volk.
* * * *
An
gleicher Stelle, hundert Jahre später, wächst und gedeiht
auf Phönixheim ein kleines Königreich. Unterstützt
durch das Außenland hat sich dessen Kolonie von den Schrecken
des Feuers erholt und aus Adligen und ehemaligen Verbrechern entstand
hier eine neue Hochburg der Zivilisation.
Zwei
- Die Geschichte der Kupfergarde
Es
gab Menschen, die jeder mochte. Kumrad war ein solcher Mensch. Warum
ausgerechnet er? Vargo fragte sich das jede Sekunde seines Lebens.
Der
jüngere war ständig umzingelt von Bewunderern, es machte
ihn rasend.
Vargo
nahm sich stets den Stuhl in der dunklen Ecke der Taverne und blickte
düster in die Mitte des Raumes, wo der viel zu hübsche Mann
mit den dunkelbraunen Haaren und dem schicken Kinnbart auf seinem
Stuhl wippte und Geschichten zum besten gab, die schon allein rein
physikalisch unmöglich waren.
Aber
wer würde bei diesen strahlend blauen, verführerisch drein
blickenden Augen schon zweifeln?
Vargo
hatte die gleichen Augen, und da hörte es mit den
Gemeinsamkeiten auch schon auf.
Wo
Kumrad einen schulterlangen, braunen Zopf trug hatte Vargo kurze,
trotz seines Alters von nur fünfunddreißig schon ergraute
Haare, bei denen die Geheimratsecken gefährlich weit oben saßen.
Statt
des weichen, wohlgeformten Gesichts des jüngeren Mannes hatte er
scharfe Kanten, hohe Wangenknochen und einen missbilligenden Zug um
den Mund.
Sie
kamen beide aus altem Adelsgeschlecht; Vargos war das einzige
Adelsgeschlecht auf der Insel, aber man erwähnte es trotzdem
gerne.
Kumrad
war erst mit zehn Jahren auf die Insel gekommen, er war aus dem
Außenland. Er war aus dem Land Frostblatt sogar, dem Land ihres
Königs. Doch aufgewachsen war er in der Kaiserstadt Tep in dem
Land Wun. Ein jüngerer Sohn eines hohen Ministers des Kaisers
höchstpersönlich.
Dies
zeigte er auch gerne und oft auf seinem Wappen.
Die
gekreuzten Rapiere auf gelbem Grund waren nicht zufällig an die
zwei gelben Tulpen des Kaisers angelehnt.
Vargos
Wappen hingegen zeigte sie Wamburg mit drei Schwertern, die das
Gemäuer von oben durchstießen.
Auch
hier enttäuschte Vargo bitterlich. Seine Waffe war ein schwerer
Hammer, den er mit einer Hand schwang.
Er
hatte versucht das Schwert zu meistern, aber ihm fehlten Balance und
Präzision. Der Hammer lag ihm dagegen, das konnte man nicht
leugnen.
Das
Ausmaß seines Körpers ließ die mächtige Waffe
beinahe wie einen tatsächlichen Einhänder wirken.
Vargo
die Tonne.
Wunderbar.
Ihn nennen sie Charmeur und für Vargo blieb die Tonne.
Kumrad
war schlank und von eleganter Statur, die perfekt zu den
traditionellen zwei Rapieren passte, die er gerne schwang.
Kumrad.
Er hasste Kumrad. Sein großes Maul, seine Beliebtheit... es war
zum verrückt werden.
Ihm
würde nie Ruhm zuteil werden, solange dieser verwöhnte
Außenländer hier herumstolzierte, als würde ihm die
Insel gehören.
Es
gab nicht viele Kinder auf der Insel, bei dieser Bevölkerung
auch kein Wunder, und die meisten von ihnen waren sowieso Wüstenvolk.
Sie waren gemischt und ihre Vorahnen hatten schon vor langer Zeit
zusammen mit dem düsteren Nordmann dem Frostblatt die Treuer
geschworen, doch Vargo konnte sich nie des Gedankens erwehren, dass
sie geheime Pläne schmiedeten, die Macht wieder an sich zu
reißen.
Die
fiesen, gelbgrünen Augen und der blasse, olivfarbene Teint
irritierten ihn.
Dies
war keine Zeit Vorurteile zu haben, doch es war nun einmal wie es
war.
Vargo
lebte in der Burg, wie alle Ritter der Vergangenheit es getan haben,
um ihrem König so gut wie möglich zu dienen.
Das
Geschlecht der Frostblatts hatte seinem Volk von Beginn an gedient,
wie nur möglich.
Aber
erst Kilorn, der dritte König von Phönixheim, hatte ihnen
wirklich zum Sprung verholfen.
Schon
früh hatten die Schiffe begonnen ihnen auch Werkzeuge zu
bringen, sodass sie Häuser bauen und das Land bewirtschaften
konnten.
Kilorn
erst hatte die Schätze entdeckt, die in
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