Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
Spuk.
Gemächlich
traten sie alle die Wanderung zurück zur Burg an. Die Nachricht
hatte sich wie ein Lauffeuer über die gesamte Insel verteilt und
nun lag ein großes Schweigen über allem.
Die
Frauen, die schon mit dem fertigen des Blumenschmucks zur Feier des
Versorgungsschiffes begonnen hatten, betrachteten wehmütig ihre
Arbeit und jeder fragte sich das gleiche: Was würde nun werden?
Als
sie angekommen waren, zog sich ihr König sofort zurück,
etwas ratlos standen Vargo und einige Höfler in der
Eingangshalle umher.
Unter
ihnen Kumrad.
Dieser
verdammte Außenländer, warum haben sie ihn nicht gleich
wieder mit genommen?
Sicher,
der Junge war seit seinem zehnten Lebensjahr auf Phönixheim.
Mittlerweile war er auch kein kleiner Junge mehr, Vargo hatte sich
trotzdem nie für den Außenländischen erwärmen
können.
Sie
waren eine Gemeinschaft, auf der Insel. Im Exil, sicherlich. Aber
seit dem Feuer waren es immer sie gewesen. Der Ritter aus der Wamburg, das war Vargos eigener Vorfahre
und sein ganzer Stolz, der junge Adlige Frostblatt, der sich zum
König ausgerufen und sie in ein besseres Leben geführt
hatte. Selbstverständlich war dessen Nachfahre ihr eigener
Kilorn Frostblatt, der Kupferkönig von Phönixheim. Nun gut,
ein Haufen Banditen und Ganoven aus der Kristallwüste waren auch
dabei gewesen, aber die hatten sich nach dem Feuer mitsamt ihres
Anführers, des düsteren Nordmanns, in die Hände des
Königs begeben.
Es
waren diese Vorfahren, von denen sie alle abstammten. Und seins war
das einzig adlige Geschlecht neben dem der Frostblatts. Es hätte
so bleiben sollen.
Pah,
Kumrad Fuchsborn.
Eben
dieser junge Mann stand nun ein wenig abseits von allem und machte
einen ungewohnt nachdenklichen Eindruck.
Vargos
Schwester, die
dumme Pute ,
ging selbstverständlich zu ihm und fragte was los war. Kiranne
hatte immer geschwärmt für alles außenländische.
Der Kaiser, der über allem stand und die Reichtümer und
Paläste. Begeistert war sie natürlich, als ein Junge in
ihrem Alter zu ihnen geschifft wurde. Ein Junge aus eben diesem
Reichtum und Dekadenz. Vargo gefiel es nicht. Ja, die Außenländer
halfen ihnen. Aber wichtiger war ihm Phönixheim. Das Land, das
König Ermond Frostblatt mit seinen eigenen Händen
geschaffen und geformt hat. Das Land, dass durch Kilorn den
Kupferkönig perfektioniert und auf eine neue Stufe gehoben
wurde. Kilorn war es, der den Kupfer entdeckt hat und Kilorn war es,
der die Außenlander schon vor Jahren überredet hatte,
ihnen statt Vorräten Tiere und Saat zu bringen.
Ein
weiser Herrscher. Kein Fleckchen Erde im Hauptland konnte auch nur
ansatzweise so reich und lebendig sein wie ihr eigenes Phönixheim,
aus der Asche.
Kilorn
hat sie gerettet, sie brauchten die Außenlander nicht mehr.
Aber
irgendwie hatte selbst Vargo das Gefühl, dass dies nicht die
Sorgen des Kumrad Fuchsborn waren.
Seit
fünfzehn Jahren lebte der Mann auf dieser Insel, doch immer
hatte er mit den Weibern gescherzt, dass er sie und nur sie mitnehmen
würde, wenn er endlich zurückging.
Wenn
er endlich zurückging. Der hatte keine Liebe übrig für das Land,
das Vargo alles war.
Und
nun stand er da, fahl wie der Mond, gegen die groben Steine gelehnt
und Kiranne sprach leise auf ihn ein. Sein Blick ging direkt durch
sie hindurch.
Vargo
fiel es immer schwerer zu ertragen, wie er da stand. Als sei das hier
sein Verlust.
"Kumrad!",
rief er und stelle fest, dass er betrunken klang, wie immer wenn er
wütend war.
"Deine
Leute haben ja schön Mist gebaut." Er versuchte ein Lachen,
es misslang.
Normalerweise
ließ der Mann sich nicht provozieren, Vargos Antipathie ihm
gegenüber war berühmt berüchtigt, doch das hier ging
zu weit.
" Was genau denkst du denn, das meine Leute getan hätten? Es war ein Putsch !"
Er
stieß sich von der Wand ab, schob die kleine Kiranne zur Seite
und stolzierte auf Vargo zu. Stolzierte wie es nur ein Kumrad Fuchsborn konnte.
"Ein
Putsch! So wie ich dich kenne sitzt nun dein feiner Ministervater auf
dem Thron und nennt sich Kaiser."
"Hah!
Denkst du nicht, dass er mich dann zu sich zurückgeholt hätte?
Oder mir Krieger geschickt hätte, um das hier einzunehmen? Nein.
Er ist vermutlich tot, oder er sitzt irgendwo in einer dunklen Zelle.
Oder auf der Straße, als Bettler. Also verschone mich mit
deinem Hohn."
Vargo
spürte seine Wut verrauchen, doch das wollte er nicht zulassen.
"Hier
als König eingesetzt zu werden, das würde dir gefallen,
was? Als Kilorns
Weitere Kostenlose Bücher