Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
Nachfolger? Erbe des Kupferthrons?"
Die
sonst so weichen Augen seines Gegenübers sprühten
sprichwörtlich.
"Du
weißt, ich bin näher dran Kilorns Erbe zu sein als du. Ich
bin sein Landsmann, du bist nur irgendein Nachkomme eines gefallenen
Ritters aus dem Staubland."
An
dem Punkt hätte der gefallene Ritterssohn sehr gerne seine Faust
im hübschen Gesicht des Ministersohns versenkt, es wäre
nicht das erste mal. Doch just in diesem Moment öffnete sich die
Tür zu Kilorns Studierzimmer mit einem Schwung und der
Kupferkönig selbst stand auf den Stufen und funkelte sie an.
"Reicht
es nicht, dass in dieser Krise die unten beginnen nach einer Invasion zu schreien? Müsst ihr mir auch
noch in den Rücken fallen und aufeinander losgehen wie ein paar
Halbstarke? Unser Land wurde abgeschnitten von denen, in die wir
unser Vertrauen gelegt haben. Das ist nicht Kumrads Schuld und
genauso wenig die, des Kaisers dem wir alle vertraut haben. Ich weiß
nicht, wie es am Kaiserhof aussieht, aber schon letztes Jahr hat der
Kapitän mir von Unruhen berichtet. Da drüben herrscht Krieg
und leider, leider hat der falsche Kaiser gewonnen. Wir haben keine
andere Wahl als uns damit abzufinden."
Er
blickte aus seinen weisen, braunen Augen in die Runde und sein Blick
haftete an Kumrad.
" Aber. Aber vielleicht ist dies nicht das schlechteste, was hätte
passieren können. Wir sind ein starkes Land. Wir haben uns
einreden lassen, dass die Schiffe wichtig wären, die uns Nahrung
bringen. Vielleicht waren sie das auch einmal. Jetzt wir müssen
die Augen öffnen und sehen, dass wir selbst zurechtkommen
können. Wir haben alles, was wir brauchen. Wie sind eine starke
Gemeinschaft und es ist an der Zeit, dass wir als solche lernen auf
unseren eigenen Füßen zu stehen. Phönixheim ,
wie mein Vorfahr das Land hier genannt hat, ist keine Kolonie! Wir
sind ein Reich, und wir haben einen Auftrag! Ich habe einen Auftrag, geerbt von meinen Vorfahren. Und der lautet 'Nimm
dir das Hauptland!'. Staubland nennt ihr es, das mag zutreffen. Aber wir haben Tiere und Saatgut und
alles was wir brauchen, gemeinsam werden wir es schaffen aus dem
Staubland ein zweites Phönixheim zu kreieren. Ein besseres, ein
größeres! Einst hat Zir Cyron meinen Vorfahr auf diese
Insel verbannt. Er dachte Ermond Frostblatt könnte man mit einem
Haufen Ganoven aussetzen und sie würden ihn zerfleischen. Ein
Exil sollte es sein. Doch Ermond Frostblatt akzeptiert kein Exil, ein
Frostblatt macht daraus ein REICH und ich sage euch heute, das Staubland wird nicht mehr sein was es
war, wenn wir dort landen. Es wird nicht das zerstörte Stück
Dreck sein, welches es jetzt ist. Ich sage wir gehen dort hin, wir
erfüllen unser Schicksal und wir schaffen ein Phönixreich ,
wie wir es hier geschafft haben. Was sagt ihr?"
Das
Jucken in Vargos Hand war schon nach den ersten Worten gewichen und
nun stand er mit offenem Mund da und starrte seinen König an.
Kilorn
Frostblatt, er wusste, warum er dem Mann folgte. Dann begannen sie zu
jubeln und ein Seitenblick zeigte ihm, dass auch Kumrad Fuchsborn den
Kupferkönig hochleben ließ. Ein Teil von ihm schrie ' Nein,
das ist mein Herrscher!' ,
aber der größte Teil von ihm war unendlich Stolz darauf,
dass sein König sogar einen wie den Außenländer
mitreißen konnte.
Dann
nickte Kilorn und schenkte ihnen ein zufriedenes Lächeln.
"Geht
schlafen, es war ein anstrengender Tag. Morgen teile ich euch
genaueres mit."
Mit
den Worten drehte er sich um und verschwand zurück in sein
Studierzimmer.
"Er
wird wieder arbeiten heute Nacht.", sagte Vargo. Doch neben der
üblichen Sorge um den Mann schwang auch Stolz mit.
"Phönixreich.",
sagte Kumrad leise, "Ich habe heute meine Heimat endgültig
verlorden. Aber ich glaube, wenn ich mithelfen darf ein neues Reich
zu schaffen, würde das den Verlust wettmachen."
Daraufhin
grummelte Vargo nur leise, aber es war nicht die richtige Zeit seine
Meinung zu sagen. Es war ein heiliger, ein epischer Moment.
Und
in der Aura von Epik und Heiligkeit gingen sie alle beflügelt zu
Bett, den Kopf voll wilder Pläne für die Zukunft.
Die
Sonne war noch nicht lange aufgegangen, als jemand gegen Vargos Bett
trat und in unsanft weckte.
"Tonne,
dein Meister ruft."
Mit
den Worten verschwand Kumrad wieder und hinterließ einen
schlaftrunkenen und sehr irritierten Vargo, der sich dann doch
entschloss der Anweisung Folge zu leisten, sich schnell ankleidete
und seine Gemächer in Richtung Thronsaal
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