Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
Regen auf sie nieder, doch mittlerweile hatte er
eine etwas natürlichere Färbung angenommen, verdursten
würden sie fürs erste nicht.
Einige
Tage später bekamen sie unerwarteten Besuch.
Es
war Graehl, gestützt von seiner kleinen Freundin, die
mittlerweile hochschwanger war, und gefolgt von fünf weiteren.
„ Viel...“,
dachte Ermond bei dem Gedanken an den Talblick, den sie in der Nacht
des Feuers genossen hatten.
Dem
Nordmann selbst fehlte ein Arm und eine Hälfte seines Gesichts
war übel verbrannt; er musste wohl auf die Seite gefallen sein,
als das Feuer noch wütete.
Seinem
Gefolge schien es ähnlich schlimm ergangen sein.
Einige
hatten nur oberflächliche Verbrennungen, anderen fehlten wie
Graehl Gliedmaßen oder schlimmer, sie hingen ihnen nutzlos und
verkohlt am Körper.
Der
Arm des Anführers war wohl abgetrennt worden, das hatte ihm
vermutlich den qualvollen Tod durch eine Blutvergiftung erspart.
So
stand er mit gesenktem Kopf vor ihnen, gestützt durch seine
Gefährtin.
Wortlos
sank er vor ihnen auf die Knie, bis seine Nase den schlammigen Boden
berührte.
„ Er
bettelt.“, dachte Ermond und fragte sich, ob es an ihm lag zu
entscheiden.
Dragel
hatte sich seitlich hinter ihn gestellt, die Frauen standen auf der
anderen Seite.
Ja,
es schien fast so als sei er nun der Anführer.
Er
mochte den Mann nicht, er traute ihm nicht. Und doch konnte er nicht
umhin zu bewundern, wie Graehl allen Stolz zur Seite warf und ihn
anflehte ihm zu helfen.
Das
Mädchen an seiner Seite schien ähnlich schockiert von der
Geste der absoluten Unterwerfung.
„ Ich
kann eine schwangere Frau nicht im Regen stehen lassen.“, sagte
er und als ihm von unten ein paar dunkler Augen begegnete setzte er
hinzu: „Wir haben viel Platz, den wir nicht brauchen. Kommt mit
hinein.“
Die
übrigen Wüstenleute halfen ihrem Anführer auf die
Beine und sahen den Außenländer voll Dankbarkeit an.
„ Nicht
so schnell!“
Er
legte dem verhassten Mann eine Hand vor die Brust und stoppte ihn.
„ Dies
ist mein Haus und hier gelten meine Regeln. Ich könnte dich hier
im Schlamm liegen lassen, vergiss das nicht.“
An
alle gewandt fügte er hinzu: „Es war mir bestimmt Zir
Cyron von seinem Thron zu stoßen. Das mag mir dank den Methoden
dieses Feiglings misslungen sein. Doch ich bin, wofür ich
bestimmt war.“
Er
holte tief Luft und trat einen Schritt zurück um sie alle im
Blickfeld zu haben, als er weiter sprach.
„ Ein
König! Und dies ist nicht mein Exil, es ist mein Reich. Von
diesem Tage an soll diese Insel als Phönixheim bekannt sein und
wie ein Phönix aus der Asche werde ich euch in ein besseres
Leben führen.“
Er
hatte kaum bemerkt, wie seine Stimme lauter wurde, zum Schluss hatte
er das Gefühl sie würde den Berg hinab über die
gesamte Insel schallen.
„ Ihr
seid mein Volk und ich verspreche, euch zu beschützen.“
Mit
den Worten drehte er sich um und ging zurück in seine Burg.
Hatte
er übertrieben? War es zu früh? Extreme Zeiten verlangen
nach extremen Maßnahmen. Das hatte sein Lehrer der Kriegskunst
immer gesagt. Er hoffte inständig, dass diese Regel in seiner
Situation zutraf.
Drinnen
setzte er sich in der großen Halle auf den Thron aus behauenem
Stein. Es fühlte sich richtig an, doch die Angst blieb.
Langsam
gesellten sich seine Leute zu ihm.
Dragel
schritt als erster auf ihn zu, eine feierliche Miene auf seinem
ehrlichen Gesicht.
Ohne
mit der Wimper zu zucken kniete der vor ihm nieder und senkte den
Kopf.
„ Mein
König.“
Er
blickte auf uns lächelte Ermond seltsam glücklich an.
„ Seit
wir auf dieser Insel angekommen sind habe ich auf diesen Moment
gewartet, ich hatte schon befürchtet, du würdest dich gar
nicht mehr trauen.“
Auch
Aevin und Beri gesellten sich zu ihm und leisteten ihren Schwur, oder
etwas in der Art.
Der
Nordmann und seine Gefolgschaft war ebenfalls gefolgt, Graehl fiel
erneut vor ihm auf die Knie und seufzte ergeben.
„ Mein
König...“
Seine
Mundwinkel zuckten, man sah, wie schwer es ihm fiel die Worte
auszusprechen.
„ Ich
bin dein Untertan. Mein Leben ist dein, ich schwöre es bei dem
Leben meines ungeborenen Kindes.“
Dieser
Mann war keiner, der einem anderen einfach so folgte.
Ermond
war von dem Schwur gerührter, als er sich eingestehen wollte.
Wohlwollend
legte er ihm eine Hand auf die gesunde Schulter.
„ Steh
auf, iss einen Fisch.“
Nun,
das klang nicht so, wie es gedacht war.
Doch
der Nordmann lachte herzlich auf und deutete
Weitere Kostenlose Bücher