Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
Götter...“
In
ihren Augen spiegelte ein Entsetzen, dass Ermond noch nie bei ihr
gesehen hatte.
Schnell
hasteten die anderen zu ihr und sahen ebenfalls nach draußen.
Das
Schauspiel, dass sich ihnen bot, war atemberaubend. Überall auf
der Insel stieg auf einmal Rauch auf. Der gesamte Wald schien zu
brennen, dann sahen sie die ersten Flammen.
Bevor
der Rauch so dicht wurde, dass er die gesamte Insel verschluckte,
sahen sie auch das Dorf der Meute brennen. Die Holzhäuser, um
die Aevin die Anderen beneidet hatte, qualmten und brannten
lichterloh.
Entfernt
hörten sie die Schreie.
Die
Hitze war kaum noch auszuhalten, einige Steine sprangen und glühende
Steinsplitter schossen durch die brennende Luft.
Der
Boden glühte förmlich und ihre Schuhsohlen schützten
sie kaum noch.
„ Verdammt,
nach unten!“, brüllte Dragel panisch.
So
rannten sie die steile Wendeltreppe hinab, mühsamst darauf
bedacht nicht an die Wände zu stoßen, über deren
Oberfläche eine flimmernde Schicht unsäglich heißer
Luft lag.
Unten
angekommen hasteten sie nach draußen, das Gras brannte, die
wenigen Bäume standen ebenfalls in Flammen und der heftige Wind
trug brennende Blätter und beißenden Rauch in ihre
Gesichter.
Im
freien Feld stehend sahen sie die Welt unter sich brennen und die
einzige Frage, die in dem Moment ihre Köpfe füllte war
„Warum?“.
Sie
blieben stehen, den gesamten Tag über.
Sie
versuchten nicht zu sprechen, aus Angst noch mehr Asche zu schlucken.
Ermond
hielt Aevins Hand und Dragel Beris.
So
suchten sie ein klein wenig Halt in all diesen verrückten
Ereignissen.
Jeder
versuchte sich einen Reim auf die Katastrophe zu machen und jeder
fegte jede seiner Ideen nach wenigen Sekunden als Schwachsinn zur
Seite.
Als
es Nacht wurde wurde es nur unwesentlich kühler.
In
der Dunkelheit sahen sie, dass der Wald noch immer schwelte, im Dorf
der Anderen sahen sie nichts als ein paar glühende Punkte.
Das
erschreckende war jedoch der Westen.
Dort
wo die Sonne blutrot untergegangen war schien der Himmel noch immer
in einem unheimlich wabernden schlammrosa.
Lange
versuchte Ermond es auf die Überbleibsel eines Sonnenuntergangs
zu schieben, doch irgendwann musste er sich der Realität
stellen.
„ Meint
i-“
Er
hustete einige male, seine Kehle war voller Asche und der Rauch hatte
ihn so heiser werden lassen, dass von seiner Stimme kaum mehr als ein
unterbrochenes Krächzen übrig war.
Er
schüttelte den Kopf und deutete nach Westen.
„ Dort
auch... Feu...?“
Seine
Gefährten blickten in die Richtung, in die er wies.
Sie
alle hatten Angst vor dem, was ihnen ihr Verstand mitteilte.
Was
in Gottes Namen war an diesem Tag geschehen?
Ermond
drückte Aevins Hand fester in seiner eigenen.
So
standen sie noch die gesamte Nacht.
Am
nächsten Morgen wehte der Wind etwas kühler als am Vortag
und er schien nicht ganz soviel Asche mit sich zu tragen.
Beri
stand kraftlos an Dragel gelehnt, Ermond fasste sich ein Herz und
tastete den Boden.
Er
war noch immer warm, aber er machte nicht den Eindruck, dass man sich
ernste Verbrennungen daran zuziehen würde.
So
legten sich alle vier eine Weile hin. Über den Schock hatten sie
kaum mehr bemerkt wie schwach ihre Beine geworden waren.
Genauso
wenig hatten sie der Leere in ihren Mägen Beachtung geschenkt.
Der
Gedanke hing über ihnen, beinahe noch schwerer als die
dunkelgraue Aschewolke.
Was
würden sie essen?
Vorräte
gab es nicht, alle Pflanzen waren verbrannt, die Fische im Tümpel
waren sicherlich alle tot.
Wasser,
sie hofften inständig, dass es nicht komplett verdampft war.
Dann
kam der Regen.
Erst
blutrot, nach einigen Stunden dann pechschwarz.
Die
Unmengen an Asche begannen sich in schwarzen Schlick zu verwandeln
und bald stand die Masse ihnen bis zum Knöchel.
An
Liegen war nicht mehr zu denken, also kehrten sie zurück in die
Burg und zu ihrer Erleichterung war der Stein mittlerweile bis zu
einem erträglichen Maße abgekühlt, also legten sie
sich auf den Stein und schliefen. Das Geprassel der schwarzen Tropfen
verfolgte sie bis in ihre Träume.
Am
Tag drauf machten sie sich auf, um nach ihrem Tümpel zu sehen,
wie erwartet fanden sie alle Fische tot an der Oberfläche
schwimmend vor. Die Asche, die in das Gewässer geschwemmt wurde
interessierte sie nicht, der Hunger war größer.
So
aßen sie und nahmen mit, was sie tragen konnten, legten die
restlichen Fische zum trocknen auf den warmen Stein in ihrer Burg.
Noch
immer prasselte der
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