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Der Feind meines Vaters - Roman

Der Feind meines Vaters - Roman

Titel: Der Feind meines Vaters - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Almudena Grandes
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Schwester Dulce, die trotz der Sonnenstrahlen, die durch die Weinreben in den sauberen kleinen Patio fielen, in Wickeltücher gehüllt war. Als Mutter es mir zum ersten Mal zeigte, beschrieb sie mir das Haus, das sie in Valderrubio gemietet hatten, einem kleinen Dorf in der Nähe von Granada. Es war von Rübenplantagen und Zuckerfabriken umgeben, wo fleißige und pflichtbewusste Arbeiter besser bezahlt wurden als von den Großgrundbesitzern in Valdepeñas. Es kam auch nicht jeden Tag ein Vorarbeiter zum Dorfplatz, um die Männer zu demütigen, mit dem Finger auf sie zu zeigen, heute arbeitest du, aber du nicht. Als ich das Foto zum ersten Mal betrachtete, erklärte mir Mutter alles ganz genau, und sie sagte auch, dass sie dort glücklicher gewesen seien als überall sonst und zu allen anderen Zeiten davor. Vielleicht deshalb und weil das Glück nur kurz anhielt, knapp zwei Jahre, erzählte sie mir nie wieder Einzelheiten, und wenn sie das Foto herausholte, sagte sie nur, wie gut wir es dort hatten, wie glücklich wir damals waren, dann schloss sie einen Moment die Augen, als wollte sie die Erinnerung auskosten oder als wäre die Zeit danach allzu schmerzhaft gewesen.
    Bis dahin kannte ich die Geschichte. Was später geschah, wusste ich nur aus Andeutungen, aus abgebrochenen Sätzen, die zwar nicht unbedingt ein Rätsel bildeten, für deren Aufklärung mir aber das notwendige Wissen fehlte. Ein Krieg war ausgebrochen, der Spanien in zwei Hälften geteilt hatte, und meine Eltern befanden sich in einer dieser Hälften und ihre beiden Familien in der anderen. Vater meldete sich freiwillig zur Armee, damit seiner Frau und Tochter nichts geschah, wurde Beamter der Guardia Civil und blieb anschließend bei der Truppe. Inmitten des Krieges wurde ich in diesem Haus nahe Granada geboren, an das ich keine Erinnerungen hatte, zufällige, ungelegene Frucht eines kurzen Urlaubs. Vater, der mich zum ersten Mal sah, als ich bereits ein Jahr alt war, hätte alles dafür gegeben, an einen Ort weit weg von seinem Dorf versetzt zu werden, hatte aber nicht verhindern können, dass seine Vorgesetzten erfuhren, wie gut er sich in der Sierra Sur auskannte. Deshalb hatten sie ihn nach Fuensanta de Martos geschickt, einen Steinwurf von Valdepeñas de Jaén entfernt, wo der Krieg noch lange nicht zu Ende war, auch wenn Don Eusebio an bestimmten, festgelegten Tagen laut aufzählte, wie viele Jahre wir bereits Frieden hatten.
    Vater war nur durch Zufall zur Guardia Civil gekommen, nicht weil sein Großvater vor ihm dort gewesen wäre, und deshalb war mir nie in den Sinn gekommen, er könnte erwarten, dass ich in seine Fußstapfen trat, allerdings auch nicht, dass er sich solche Sorgen um mich machte. Seine Unruhe, die rührend und beängstigend zugleich war, verwirrte mich zutiefst. Es war, als beiße man in einen süßen Kuchen mit einer sauren Füllung oder in den verfaulten Kern einer unreifen Frucht. Er konnte nicht schlafen, weil er an mich dachte, und ich schlief nicht, weil seine Schlaflosigkeit aus der Enttäuschung rührte, mein Vater zu sein, einen Sohn gezeugt zu haben, der nur ganz langsam wuchs, jedenfalls langsamer als seine Schwester, langsamer als die Kinder seiner Guardia-Civil-Kollegen, langsamer als seine Mitschüler.
    Es war nicht meine Schuld. Ich wäre gern so groß wie Paquito gewesen, der am Ende des letzten Sommers in einer zweifarbigen Hose herumgelaufen war, weil seine Mutter sie Mitte August mit dem Stück eines alten Umhangs verlängert hatte, damit sie ihm weiter bis an die Knie reichte. Meine behielt während der ganzen Ferien ihre ursprüngliche Länge. Mutter sagte, zum Glück, und lächelte, trotzdem wussten wir beide, dass sie liebend gern ein Stück grünen Stoff an meine graue Hose angenäht hätte und ich wie Paquito als zweifarbige Vogelscheuche herumgelaufen wäre.
    Es war nicht meine Schuld, aber in dieser Nacht fühlte ich mich schuldig. So wie die Großartigkeit des Meeres mich in meiner Freude, eine Landratte zu sein, bestätigt hatte, so war die Verbitterung darüber, meinem Vater Kummer zu bereiten, von der Gewissheit geprägt, alle Liebe zu besitzen, die in diesem ernsten, wortkargen Mann Platz hatte. Er war kein Mensch wie seine Frau, die Küsse und Umarmungen ununterbrochen verteilte, ohne dass sie ihr je ausgehen würden; er lächelte selten und nie so wie auf jener Aufnahme, die in glücklicheren Zeiten entstanden war.
    Die verwirrende Entdeckung, dass Vater mich liebte, diese geheime Flamme,

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