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Der Feind meines Vaters - Roman

Der Feind meines Vaters - Roman

Titel: Der Feind meines Vaters - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Almudena Grandes
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die im Nebel der Sorge um meine Größe brannte, wärmte mein Bett, als die Flasche abgekühlt war. Da schlief ich endlich ein, und als ich wieder aufwachte, stellte ich fest, dass es in der Nacht erneut gefroren hatte. Ich hatte nicht einmal Zeit, mein Frühstück zu beenden, als Paquito ins Haus stürmte, um mir seine Flasche zu zeigen, die in einem grau melierten Bezug steckte und nicht halb so schön war wie meine blau-weiß gestreifte. Hätte ich diese Szene einen Tag zuvor durch ein Schlüsselloch beobachten können und gesehen, dass ich in dem Augenblick, als Paquito mich herausforderte, meine eigene Flasche herausholte, wie ein arroganter Revolverheld, der schneller zieht als sein Gegner, ich wäre vor Stolz und Freude erschauert. Doch in der Nacht zuvor hatte ich etwas gehört, das ich niemals hätte hören dürfen, und deshalb war an diesem Morgen alles, was zuvor gerade gewesen war, plötzlich schief.
    Ich war klein, sehr klein, ein Knirps, wie meine Cousins in Almería gesagt hatten, ehe sie mir die Schuhe klauten, ohne zu wissen, dass auch meine Freunde mich so nannten. Sogar sie waren größer als ich, obwohl sie nie Fleisch zu essen bekamen. Mein Vater wusste es, ohne dass es ihm jemand erzählen musste, und auch meine Mutter, die mich großzügig von den Wärmesteinen zu den Flaschen hatte aufsteigen lassen, als ich nicht damit rechnete. Doch so sehr ich mir auch einzureden versuchte, dass seine Befürchtungen nur zufällig mit der Entscheidung meiner Mutter zusammengefallen waren: Einen unbequemen, erniedrigenden Verdacht wurde ich nicht los. Als ich mit Paquito in die Schule ging, war ich sicher, dass die Flasche, die ich fest unter dem Arm hielt, kein Preis war, den ich mir verdient hatte, sondern ein liebevoller Trick meiner Mutter, damit ich mich nicht minderwertiger fühlte als die anderen.
    Bis zu diesem Tag hatte die Zukunft für mich nicht existiert. Jetzt aber nahm sie die Gestalt einer Messlatte mit einem rechtwinkligen Stab an, der sich nach oben oder unten verschob, wenn die Wehrpflichtigen in der Kaserne gemustert wurden. »Was ist denn heute los mit dir, Nino?«, fragte mich der Lehrer an diesem Tag mehrmals. Dann richtete ich mich wieder auf, hob den Kopf, schaute auf die Wandtafel und entschuldigte mich für meine Zerstreutheit, aber ich traute mich nicht, ihm den Grund zu verraten, ihm zu sagen, dass ich mich hoffnungslos in der Zukunft verfangen hatte.
    »Don Francisco Romero, stehen Sie auf.« Der weiseste Mann in Fuensanta de Martos siezte uns nur, wenn er spürte, dass wir uns nicht mit ihm messen konnten. »Sieben mal fünf?«
    »Dreißig.«
    »Falsch.«
    »Sechsunddreißig?«
    »Ungenügend, setzen.«
    »Nein, nein, warten Sie, dann muss es fünfunddreißig sein.«
    »Na schön … Und sieben mal sechs? … Sieben mal sechs?« Don Eusebio wurde ungeduldig, verlor seine Haltung und schlug ärgerlich die Faust auf den Tisch. »Du sollst es nicht an den Fingern abzählen, du Esel, ich sehe es doch! Hände auf den Tisch. Sieben mal sechs? Don Antonino Pérez, hören Sie auf, Ihrem Mitschüler vorzusagen! Raus damit: Wie viel ist sieben mal sechs?«
    »Zweiundvierzig.«
    »Sieben mal sieben?«
    »Neunundvierzig, sieben mal acht sechsundfünfzig, sieben mal neun dreiundsechzig und sieben mal zehn siebzig.«
    »Sehr gut. Aber glauben Sie ja nicht, mir wäre nicht aufgefallen, dass Sie schon den ganzen Morgen mit Ihren Gedanken woanders sind. Oder werden wir nur wach, wenn wir was im Schilde führen? Nun, Sie bekommen von mir ein Ausreichend, damit Sie es endlich kapieren …«
    Paquito beherrschte nicht einmal das Einmaleins, doch das war egal, weil er sehr groß war und wie sein Vater und Großvater in der Guardia Civil dienen wollte. Miguel, der Sohn des Apothekers, war weder so dumm noch so groß wie er, auch nicht so fleißig wie ich, aber er würde die Apotheke erben, man würde ihn Don Miguel nennen, und er würde mit dem Verkauf von Aspirin ein angenehmes Leben führen. Und ich … ich wollte weder in der Verwaltung Schreibarbeiten verrichten noch im Rathaus Bürogehilfe spielen, ich wollte Rennwagen fahren oder wie der Portugiese eine Mühle pachten, einen Gemüsegarten anlegen und weitab vom Dorf leben, um, wann immer ich wollte, auf den Berg zu steigen, um Pilze zu sammeln oder Forellen zu fangen, und trotzdem würde ich Schreibmaschine und Französisch lernen müssen. Obwohl ich in Mathematik, Grammatik und Naturkunde gut war, wusste ich nicht, ob es ich schaffen würde,

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