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Der Feuerstein

Der Feuerstein

Titel: Der Feuerstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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eigenen Leute beginnen die Amulette der Animagi zu glühen.
    Der Feuerstein ist ein Messer aus eisigem Zorn.
    Fünf weitere Inviernos treten vor und ergeben sich den Animagi. Und danach noch einmal fünf. Immer wieder werden leidenschaftslos Kehlen durchtrennt, bis schließlich fünfundzwanzig Tote zusammengekrümmt im Sand liegen und ihr Blut den Zauber befeuert, der sich unter der Erde windet.

    Fünf mal fünf.
    Und die Amulette glühen noch stärker.
    »Mehr Wasser!«, schreie ich und kämpfe gleichzeitig die Galle nieder, die in meiner Kehle aufsteigt. Ich weiß nicht, ob meine Stimme bei all den vielen Menschen überhaupt zu hören ist, deswegen rufe ich noch einmal: »Mehr Wasser aufs Tor! Sofort!«
    Ich kümmere mich nicht darum, ob jemand meinen Befehl befolgt. Stattdessen spähe ich wieder durch die Schießscharte, und mein Blick sucht unwillkürlich die eingesperrten Feuersteine, die dort draußen blendend hell erglühen. Die Animagi legen die Köpfe in den Nacken und sehen zum Himmel empor, die Münder vor Anstrengung oder vielleicht auch vor Ekstase weit geöffnet. Meine Nägel krallen sich in den Sandstein vor mir, als ein Strahl blau-weißen Lichts, hell und gerade wie ein Pfeil, aus den Amuletten schießt und gegen das Tor prallt.
    Schon rieche ich beißenden Rauch. Die Mauern erzittern.
    »Wasser!«, schreit jemand. »Wasser, Wasser!« Die Umstehenden geben den Ruf weiter.
    Quälende Augenblicke vergehen in einem Nebel eisiger Warnungen und wärmender Gebete, während wir uns mit Eimern und Töpfen und Kellen gegen ihre Hexenkunst stemmen. Dann endlich verlischt der Lichtstrahl, die Animagi stolpern zurück und werden von der wogenden Masse der Inviernos verschluckt.
    Jubelrufe werden auf unserer Seite der Mauer laut, und die Steine erzittern dabei ebenso stark wie unter dem Zauberangriff der Animagi. Ich stimme mit ein, weil es wichtig ist, dass mein Volk mich jubeln sieht.

    Kurz darauf sucht mich Lord Hector auf. »Glaubt Ihr, sie werden es noch einmal versuchen?«, flüstert er mir ins Ohr.
    »Ja. Sie werden sich ausruhen. Dann werden sie weitere fünfundzwanzig finden, die sich willig opfern lassen, und wieder losschlagen.«
    Er packt mich so hart am Arm, dass ich unwillkürlich die Luft einziehe. »Elisa, Ihr solltet nicht hier sein. Auf der anderen Seite des Tors gähnt vermutlich ein schwarzer Krater, so groß wie die Krone auf Alejandros Banner. Wir können höchstens noch drei weiteren Angriffen standhalten.«
    »Ich bin die Königin!«, protestiere ich. »Ich sollte hierbleiben und …«
    »Ihr habt es selbst gesagt. Sie dürfen Euren Feuerstein nicht in die Hände bekommen. Ihr habt doch gesehen, was sie allein mit fünf Steinen bewirkt haben.«
    Ich schlucke und nicke.
    »Gut. Ich werde jemanden suchen, der Euch zum Schloss eskortiert. Bereitet Euch darauf vor, durch die Tunnel zu fliehen, wenn die Mauer fallen sollte.«
    »Und … Alejandro?«
    »Ich werde versuchen, ihn dazu zu bringen, dass er ebenfalls zum Schloss zurückkehrt, also haltet die Augen nach ihm offen. Hier ist er ohnehin eher im Weg.«
    Es ist die angespannte Lage, die ihn dazu bringt, so etwas laut auszusprechen, und kaum ist es heraus, steht Bedauern und Überraschung in seinen Augen. Ich lege ihm die Hand auf die Schulter, dankbar für seine Ehrlichkeit. »Hector, gebt gut auf Euch acht.«
    Aber statt in meine Suite zurückzukehren, eile ich ins Kloster zu Vater Nicandro.

    Er liegt in der leeren Versammlungshalle vor dem kerzenerleuchteten Altar auf den Knien. Ich knie mich neben ihn.
    »Ach, liebes Kind, es sollten viel mehr Menschen hier sein«, haucht er. Mein Herz macht einen Satz angesichts der Traurigkeit in seiner Stimme. »Haben sich die Menschen in Joya d’Arena schon so weit vom Weg Gottes entfernt, dass sie sich nicht einmal in solchen Zeiten an ihn wenden?«
    »Vielleicht ist die Lage noch nicht verzweifelt genug«, überlege ich. »Vielleicht kommen sie schon bald.«
    »Vielleicht.«
    »Vater, auch ich bin nicht zum Beten hergekommen.«
    Er sieht beunruhigt auf. Ich erzähle ihm von den Feuerströmen, die gegen das Tor prallen. »Versteht Ihr, Nicandro? Es ist das Blut. Irgendwie hat die Verwendung ihrer Amulette etwas damit zu tun, dass sie die Erde mit Blut tränken.«
    Er wirft mir einen warnenden Blick zu, und seine dunklen Augen sehen mich scharf an. »Ihr möchtet etwas mit dem Amulett ausprobieren, das Ihr dem Animagus abgenommen habt.«
    »Ja, Vater. Ich muss etwas versuchen.«
    Er lässt

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